Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Segel hatte Miller bis zur nächsten Ruhepause aufgeschoben. Denn da nur fünf Riemen eingesetzt waren, wurde ihre ganze Kraft gebraucht. Miller legte sich ins Zeug und grinste zum Himmel auf. Es war wie ein Kampf, und für Jack Miller war das Speise und Trank in einem.
    Und so ging es weiter. Unter erbarmungslosem Glanz oder teilweise durch niedrigen Dunst verhüllt, krochen die beiden Boote wie unansehnliche Käfer über das Wasser. Die Männer an den Riemen wechselten sich ab, die Ration Schiffszwieback und ein Brocken Salzfleisch wurden ausgegeben und mit einem Becher Wasser hinuntergespült. Die Nacht brachte Erleichterung von der quälenden Hitze; ihre Bemühungen, stetig vorwärts zu kommen, wurden unverändert fortgesetzt.
    Mit schmerzendem Rücken von dem ungewohnten Rudern und mit von Blasen bedeckten Händen saß Bolitho an der Pinne. Violas Kopf ruhte auf seinen Knien. Einmal griff sie nach ihm und stöhnte leise im Schlaf, als Bolitho ihr das Haar vom Mund fortstrich.
    Pyper hatte einen der Riemen übernommen, und Miller schöpfte Wasser aus dem Boot. Sie wirkten ausgelaugt, schon jetzt halb geschlagen. Bolitho preßte die Kiefer aufeinander. Und das war erst der erste volle Tag.
    Nach den stoßenden Bewegungen des Kutters hatte man auf dem festen Strand das Gefühl, als ob auch er schwanke. Bolitho beobachtete Keen und Miller, die sich vergewisserten, daß die Boote gut gesichert waren, und er hörte, wie Sergeant Quare Wachtposten für die kleine Bucht einteilte. Wieder bezauberte ihn das Idyllische des Ortes: üppiges Grün und das regelmäßige Plätschern und Gurgeln der anlaufenden Wellen auf dem hellen Sand. Aber er wußte, wie täuschend das sein konnte, wußte nur zu gut, daß Wachsamkeit für sie lebensentscheidend war.
    Pyper kam zu ihm, das Gesicht von der Sonne versengt.
    »Sollen wir die Boote entladen, Sir?«
    »Noch nicht.« Bolitho richtete plötzlich beunruhigt sein kleines Teleskop auf die weiter entfernte Seite der Bucht.
    Doch was er für eine Rauchwolke gehalten hatte, erwies sich als nichts Bedrohlicheres als ein Schwarm schwirrender Insekten. »Wir wollen eine Weile warten und erst feststellen, daß wir nicht bemerkt worden sind.«
    Er wollte die Boote ausladen lassen, wenn auch nur, um sie zu erleichtern und zu verhindern, daß sie von der Brandung unnötig hin und her gestoßen wurden. Er war besorgt. Er versuchte, sich selbst zu überzeugen, daß er übertrieben vorsichtig, daß die dringend notwendige Ruhepause vor der Weiterfahrt nach Rutara wichtiger war.
    Er sah Evans und den Matrosen Colter unter einigen Schatten spendenden Palmen liegen. Der andere Verwundete, der Marinesoldat Billyboy, saß mit dem Rücken gegen eine Palme gelehnt und half Viola beim Wechseln seines Verbandes. Die übrigen Angehörigen seiner kleinen Truppe bewegten sich ruhelos auf dem Strand, versuchten, die Benommenheit nach der anstrengenden Arbeit abzuschütteln. Er sah, wie sie Evans lächelnd die Stirn abwischte und ihn zu trösten versuchte. Mit tiefer Rührung dachte er an die vergangenen, bei Tag und Nacht im offenen Boot verbrachten Stunden zurück. Nicht einmal hatte sie sich beklagt oder die geringste Bevorzugung verlangt. Und jetzt war sie mit auf dem Strand und nahm sich der Verwundeten an. Wenn sie wußte, daß Evans starb, dann verbarg sie ihre Bestürzung sehr gut. Quare kam auf ihn zu. »Alles klar, Sir.« Er deutete auf die geschwungene Wand aus dichtem Laub. »Ich schicke die Leute zum Nüssesammeln.« Er zwang sich zu einem schiefen Lächeln. »Ich könnte auf der Stelle eine ganze Gallone Bier austrinken.«
    Keen trat zu ihnen. »Sollen wir ein Feuer machen, Sir?« Er rieb sich die Hände und gähnte herzhaft. »Vielleicht können wir einen oder zwei Vögel treffen. Frazer war so gescheit, einen Kochtopf mitzubringen.«
    Bolitho nickte. »Das machen wir gleich. Muscheln und ein paar Brocken Salzfleisch und dazu, was wir an Vögeln erlegen können. Auf der Tafel eines Admirals würde es sich nicht besonders gut ausnehmen, aber etwas Warmes wird uns allen sehr guttun.«
    Er setzte sich und stützte den Kopf in die Hände, plagte sich mit den Problemen ihrer weiteren Fahrt, der steigenden Belastung, der sie alle ausgesetzt waren. Er blickte wieder zu ihr hinüber. Besonders eine Frau. Doch in gewisser Weise besaß sie mehr innere Reserven und Mut als jeder andere.
    Er hörte einen Mann lachen und einen anderen darauf mit einer Flut obszöner Flüche reagieren, als ihm eine Kokosnuß

Weitere Kostenlose Bücher