Fieber - Horror
wohnen. So erklärte er sich nur zu gern einverstanden, als Beth ihn bat, ganz offiziell bei ihr einzuziehen. Hinter ihnen brachen Edward und Jorge, die das Gespräch belauschten, in Jubelrufe aus.
Beth und er lachten.
Doch Hunts ganzer Krempel war noch in dem Haus, das er gemietet hatte. Also fuhren sie nach der Arbeit dorthin, um sich das Ergebnis der Renovierung anzuschauen. Die Schlösser waren ausgetauscht worden, doch wie versprochen waren die neuen Schlüssel unter einem Stein auf der rechten Seite der Veranda versteckt. Hunt hob die Schlüssel auf, öffnete die Tür und trat ein.
»Ach du meine Fresse!«, entfuhr es ihm.
Sämtliche Wände waren schwarz gestrichen worden. Statt der gerahmten Plakate klassischer Filme, die vorher in seinem Wohnzimmer gehangen hatten, fand er dort jetzt groteske Gemälde verstümmelter Frauen in grässlich bunten Rahmen. Die Bücher, die vorher in den Regalen gestanden hatten, waren gegen schauerlichere Lektüre ausgetauscht worden: ein Bildband über medizinische Gräuel der Nazis stand neben einem Lehrbuch über die Einbalsamierung von Leichen. Dazu fand er eine Gesamtausgabe des Marquis de Sade vor und zahlreiche Fetisch-Romane mit so vielsagenden Titeln wie Ich lecke dein Blut und Fuß-Fuck-Daddy. Ähnliches galt für seine Videos und DVDs, die allesamt durch Sado-Hardcore-Pornos ersetzt worden waren. Statt seiner alten Vinyls - Rock-, Jazz-, Blues-, Folk- und Country-Alben, die sich seit seiner Kindheit angesammelt hatten - standen dort nur Boxen über Boxen, allesamt mit Unmengen der gleichen Platte gefüllt: You light up my Life von Debbie Boone.
»Was ... ist das?«, brachte Beth hervor.
Wie betäubt schüttelte Hunt den Kopf. »Keine Ahnung.«
»Da hat aber jemand so richtig Mist gebaut.«
»Jou.« Wie in Trance ging er in die Küche. Eine Axt stak in einem freistehenden, blutroten Hackklotz, der den Platz des Tisches in der Essecke eingenommen hatte, und eine altmodische Handpumpe hatte den Wasserhahn über der Küchenspüle ersetzt. Mitten auf dem schwarzen Linoleumboden lag ein Teppich, der anscheinend aus einem Gorillapelz gefertigt war. Das Maul des Affen war weit geöffnet, die Reißzähne entblößt.
»Ich dachte, die sollten nur die beschädigten Möbel und die zerstörten Sachen ersetzen, aber nicht alles rausschmeißen und es mit ... so was ... ersetzen.«
»Das dachte ich auch. Und wie können die mir so einen Mist hier reinstellen! Die können doch nicht einfach über meinen Kopf hinweg entscheiden.« Hunt ging zum Schlafzimmer hinüber, und Zorn loderte in ihm auf. Sogar das Bett, das gar nicht beschädigt gewesen war, hatte man ersetzt - durch ein Wasserbett in Penisform. Und statt seiner Kommode sah er einen mit roter Glitzerfolie überzogenen Schreibtisch, auf dem etwas stand, das ziemlich genau so aussah wie ein Gynäkologen-Plastikmodell der weiblichen Genitalien.
Beth konnte es nicht fassen. »Das ist illegal! Du hast doch nichts unterschrieben, womit du denen so etwas erlaubt hast, oder?«
»Natürlich nicht. Ich war während der Renovierungsarbeiten nur einmal hier, am Dienstag, und da sah alles noch völlig normal aus. Ich habe denen nicht gesagt, dass sie das so machen sollen, und die haben mir nicht gesagt, dass sie es so machen werden.«
Beth öffnete die Tür des Kleiderschranks und fand eine ansehnliche Auswahl Gothic-Kleidung vor.
Hunt knirschte mit den Zähnen. »Wir müssen zurück zu dir ...«
»Zu uns.«
»Zu uns, damit ich mir das Kleingedruckte meiner Police noch einmal durchlesen kann. Du hast recht, das kann nicht legal sein! Die haben nicht nur beschädigte Gegenstände ersetzt, die haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt, haben meinen Privatbesitz gestohlen und mich gezwungen, diesen kranken Mist hier einfach hinzunehmen!«
»Nimm eine Kamera mit, wenn wir das nächste Mal hierherfahren«, schlug Beth vor. »Du brauchst Fotos für den Fall, dass du vor Gericht gehen musst. Wir müssen das alles dokumentieren.«
»Später. Komm, lass uns abhauen.«
In der Kiste mit Papieren, die sie aus dem Haus mitnahmen, entdeckte Hunt seine Versicherungspolice, und die nächste Stunde verbrachte er damit, das Kleingedruckte zu lesen. Um auf Nummer sicher zu gehen, rief er die Zentrale der Versicherungsgesellschaft in Delaware an. Nachdem er sich durch ihr verschlungenes Telefonmenü gekämpft hatte, konnte er endlich eine Nachricht hinterlassen: Langsam und deutlich gab er seinen Namen, seine Versicherungsscheinnummer und
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