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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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befestigte zwei Hakenketten an der Unterseite des Toyota, schaltete in den Leerlauf und zog den Wagen dann mit einer Motorwinde auf die schräge Ladefläche des Abschleppwagens. Ein weiterer Motor brachte die Ladefläche anschließend in die Waagerechte, und der Fahrer schaltete den Toyota auf »Parken«, blockierte die Räder und sagte: »Los geht's.«
    Joel kletterte auf den hohen Beifahrersitz. »Ich weiß nicht genau, wohin der Wagen ...«
    »Zum Händler«, erwiderte der Mann schlicht. »Ihre Versicherung hat bereits angerufen.«
    Seltsam, dachte Joel. Er hatte seine Versicherungsgesellschaft doch noch gar nicht informiert. Aber vielleicht der Officer. Oder Stacy.
    Nein, Stacy nicht. Und Joel bezweifelte auch, dass der Polizist es getan hatte. Er wusste nicht, wie seine Versicherung so schnell von diesem Unfall hatte erfahren können, und irgendwie ging ihm das Ganze mehr und mehr an die Nieren.
    Die ersten Meilen schwiegen sie. Schließlich griff der Fahrer nach einem Kaffeebecher, der neben ihm auf dem Sitz lag, und spuckte hinein. Joel roch Kautabak. »Arbeiten Sie am College?«
    Joel nickte.
    »Sind Sie da Professor?«
    Joel versuchte, ein freundliches Lächeln zustande zu bringen. Er wusste jetzt schon, worauf es hinauslaufen würde. »Jou.«
    »Ist ganz schön gut bezahlt, was?«
    »Nicht schlecht.«
    »Hmm.«
    Eine längere Pause.
    »Wie viel verdienen Sie denn so im Jahr?«
    »Nicht so viel, wie die meisten glauben.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    »Ich hab das schon immer wissen wollen. Wie kommt es, dass Professoren und Lehrer drei Monate Urlaub im Jahr kriegen? Ich meine, ich werf Ihnen das jetzt nicht vor, verstehen Sie? Aber wissen Sie, wie viel Urlaub ich im Jahr kriege? Zwei Wochen. Manchmal haben wir so viel zu tun, dass ich nicht mal die bekomme. Also arbeite ich in einem Jahr, in dem es gut läuft, mindestens fünfzig Wochen. Mindestens. Also, für mich sieht das so aus, als hätten Sie 's verdammt gut, verstehen Sie?«
    »Ja, verstehe«, sagte Joel. Es war ein Gespräch, wie er es schon öfter hatte führen müssen, als ihm lieb war. Dahinter steckte die anti-intellektuelle Grundhaltung, seine Arbeit sei gar keine richtige Arbeit, weil es keine körperliche Arbeit war. Der aufgebrachte Elitist tief in Joel hätte gerne geantwortet: Ich kriege mehr Urlaub als Sie, weil die Arbeit, unseren zukünftigen führenden Politikern, Wissenschaftlern, Künstlern und Technikern all das beizubringen, was sie nun einmal wissen müssen, um auf ihrem jeweiligen Gebiet erfolgreich sein zu können, schwieriger ist, als mit einem Laster hin und her zu fahren. Doch er verkniff sich diese Retourkutsche und starrte nur durch die staubige Windschutzscheibe hindurch auf die vorbeihuschenden Gebäude.
    Wieder eine Pause.
    »Also verdienen Sie gar nicht so viel, was?«
    »Nein.«
    »Aber Lehrer werden zwölf Monate im Jahr bezahlt, arbeiten aber nur neun, stimmt's? Ich frag das nur, weil ich Steuerzahler bin. Diese Gehälter da, die zahle ich ja aus meiner Tasche.«
    Joel war versucht, darauf hinzuweisen, dass er ebenfalls Steuerzahler war, dass er also mit einem Teil seiner Steuern sein eigenes Gehalt mitfinanzierte, und das bedeutete, dass er faktisch sogar noch weniger verdiente; stattdessen korrigierte er lediglich die Fehlinformationen, denen der Fahrer aufgesessen war. »Wir arbeiten neun Monate und werden auch für neun Monate bezahlt. Das bedeutet, dass wir in jedem Jahr drei unbezahlte Monate haben. Deswegen nehmen viele Lehrer Teilzeitjobs an, wo sie dann als Getränkefahrer arbeiten, oder in einer Autowerkstatt, oder was weiß ich.«
    Das sollte der Kerl jetzt erst einmal verdauen.
    Tatsächlich wirkte der Fahrer ehrlich beeindruckt. »Echt? Das wusste ich gar nicht. Hmm.« Wieder spuckte er in seinen Kaffeebecher. »Und was machen Sie so während der Ferien? Wo arbeiten Sie?«
    Die Wahrheit war, dass er gar nichts tat. Er spielte mit Lilly, las ein wenig, ging wandern, ging aus.
    Aber das konnte er dem Fahrer ja schlecht erklären. Joel war jetzt schon so weit gegangen, also setzte er hinterher: »Ich versuche, ein Geschäft aufzumachen.«
    »Echt? Was denn so?«
    »Computer.«
    Der Lastwagenfahrer nickte, weise und verständig. »Kann man viel Geld mit machen.«
    Glücklicherweise hatten sie mittlerweile den Toyota-Händler erreicht, also brauchten sie sich nicht weiter zu unterhalten. Joel stieg aus, kaum dass der Abschleppwagen angehalten hatte, und schaute zu, wie der Fahrer die Ladefläche wieder absenkte und

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