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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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wird sich die Leiche ansehen oder mit Jeffers oder Marsh reden wollen. Ich lasse sie in dem Glauben, daß auf diesem Schiff das Fieber wütet, verstehen Sie? Und dieses Fieber ist verdammt ansteckend. Und es geht schnell. Sie laufen gelb an, würgen schwarzes Zeug hervor und brennen wie die Hölle, und dann sterben Sie. Und wir verbrennen auch noch den alten Jean, damit alle meinen, wir nähmen das Ganze verdammt ernst.«
    Sie brauchten zehn Minuten, um das Feuer im Ofen wieder richtig anzufachen, und sie mußten schließlich einen massigen schwedischen Heizer rufen, damit er ihnen half, aber das war schon in Ordnung. Sour Billy beobachtete seine Augen, als er die Leiche erspähte, die eingeklemmt zwischen dem Holz lag, und er mußte insgeheim grinsen, wie schnell der Schwede sich aus dem Staub machte. Schon bald stand Jean in hellen Flammen. Sour Billy schaute zu, wie er zusammenschrumpfte, dann wandte er sich gelangweilt ab. Er bemerkte die Fässer mit Talg, die in Reichweite standen. »Die benutzen Sie für Wettfahrten, nicht wahr?« fragte er Joshua York.
    York nickte.
    Sour Billy spuckte aus. »Hier unten, wenn ein Cap’n ein Rennen veranstaltet und mehr Dampf braucht, dann schmeißt er einfach einen hübschen fetten Nigger ins Feuer. Talg ist viel zu teuer. Wie Sie sehen, kenne ich mich bei Dampfern auch ein bißchen aus. Eigentlich schade, daß wir Jean nicht für ein Rennen aufsparen konnten.«
    Kurt lachte darüber, aber Joshua York starrte ihn nur stumm und drohend an. Sour Billy gefiel der Blick nicht, aber kein bißchen, doch ehe er ein Wort sagen konnte, hörte er die Stimme, auf die er gewartet hatte.
    »HE, SIE!«
    Hairy Mike Dunne kam vom Vorderdeck herbei, ein Meter achtzig geballte Kraft. Regen troff von der breiten Krempe seines schwarzen Filzhutes herab, Feuchtigkeit verklebte die schwarzen Bartspitzen, und die Kleider klebten ihm am Körper. Seine Augen waren harte kleine grüne Murmeln; er hatte seinen Eisenknüppel in der Hand und ließ ihn bedrohlich in die andere Handfläche klatschen. Hinter ihm stand ein Dutzend Deckshelfer, Heizer und Schauerleute. Der große Schwede war dabei und ein sogar noch massiger aussehender Neger mit nur einem Ohr und ein hagerer Mulatte mit einer Holzlatte und zwei Kerle mit Messern. Der Maat kam näher, und die anderen folgten ihm. »Wen verbrennen Sie da, mein Junge?« brüllte er. »Was soll dieser Quatsch mit dem Gelbfieber? Auf diesem Schiff gibt es kein Fieber.«
    »Tun Sie, was ich Ihnen befohlen habe«, sagte Sour Billy mit leiser drängender Stimme zu York. Er trat von dem Ofen zurück, als der Maat auf ihn zukam.
    Joshua York schob sich zwischen sie und hob die Hände. »Stop«, sagte er. »Mister Dunne, hiermit entbinde ich Sie von Ihren Pflichten. Sie sind nicht mehr länger Maat auf der Fiebertraum .«
    Dunne betrachtete ihn argwöhnisch. »Bin ich das nicht?« fragte er. Dann verzog er das Gesicht. »Zur Hölle, Sie werfen mich nicht raus!«
    »Ich bin hier der Chef und Kapitän.«
    »Sind Sie das? Schön, aber ich nehme meine Befehle nur von Cap’n Marsh entgegen. Wenn der mir sagt, verschwinde!, dann gehe ich. Bis dahin bleibe ich hier. Und erzählen Sie mir keine Lügen von wegen, Sie hätten ihn ausgekauft. Diesen Quatsch habe ich heute morgen schon gehört.« Er tat einen weiteren Schritt vorwärts. »Und jetzt aus dem Weg, Cap’n! Ich werde mir mal ein paar Antworten von unserem Mister Sour Billy holen.«
    »Mister Dunne, auf diesem Schiff ist eine schwere Krankheit ausgebrochen. Ich entlasse Sie um Ihrer eigenen Sicherheit willen.« Joshua York kann wirklich überzeugend lügen, dachte Sour Billy. »Mister Tipton ist der neue Maat. Er hat die Krankheit bereits gehabt und kann nicht mehr angesteckt werden.« »Er?« Der Eisenknüppel schlug knallend in die flache Hand des Maats. »Der ist doch gar kein Dampfschiffer.« »Aber ich war Aufseher«, sagte Billy. »Ich komme mit Niggern gut zurecht.« Er tat ebenfalls einen Schritt vorwärts.
    Hairy Mike Dunne lachte.
    Sour Billy spürte einen eisigen Schauer am ganzen Körper. Wenn es eine Sache gab, die er überhaupt nicht ertragen konnte, dann war das, wenn man über ihn lachte. In diesem Moment entschied er, Dunne nicht abzuschrecken und vom Schiff zu vertreiben. Ihn zu töten, wäre weitaus schöner. »Du hast dir deine Nigger und deinen weißen Abschaum gleich mitgebracht«, sagte er zu dem Maat. »Mir scheint, du hast Angst, es allein mit mir aufzunehmen.«
    Dunnes grüne Augen

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