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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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diese Briefe bis heute nachmittag, hören Sie, und laufen Sie runter zum Pier, und geben Sie sie dem schnellsten Schiff mit, das Sie antreffen. Ich habe nämlich vor, meinen Dampfer schnellstens zu finden.«
    »Ja, Sir«, sagte der Agent. Er holte einen Stapel Briefpapier und einen Federhalter hervor, tauchte ihn in ein Tintenfaß und begann zu schreiben.
    Der Schreiber am Empfang im Planters’ House nickte grüßend mit dem Kopf. »Hallo, das ist ja Cap’n Marsh«, sagte er. »Ich hab’ von Ihrem Unglück gehört, ganz schlimm. Der ›Braune John‹ ist ein ganz übler Bursche, alles was recht ist. Ich bin doch froh, daß es Ihnen wieder besser geht, Cap’n, wirklich, ich freu’ mich.«
    »Vergessen Sie’s«, sagte Marsh unwirsch. »In welchem Zimmer wohnt Dan Albright?«
    Albright war gerade damit beschäftigt, seine Stiefel zu putzen. Er ließ Marsh mit einem kühlen, höflichen Nicken zur Begrüßung eintreten, setzte sich wieder auf einen Stuhl, steckte einen Arm in einen Stiefel und polierte weiter, als wäre er gar nicht zur Tür gerufen worden.
    Abner Marsh ließ sich schwerfällig nieder und vergeudete keine Zeit mit Belanglosigkeiten. »Warum haben Sie die Fiebertraum verlassen?« fragte er direkt.
    »Wegen des Fiebers, Cap’n«, antwortete Albright. Er sah Marsh kurz an, dann wandte er sich wieder ohne ein Wort dem Putzen seines Stiefels zu.
    »Erzählen Sie mal, Albright! Ich war ja nicht da.«
    Dan Albright runzelte die Stirn. »Sie waren nicht da? Ich ging davon aus, daß Sie und Mister Jeffers den ersten Kranken gefunden haben.«
    »Dann haben Sie irgend etwas falsch verstanden. Und jetzt erzählen Sie mal.«
    Albright wienerte den Stiefel und berichtete; von dem Unwetter, der Abendtafel, von der Leiche, die Joshua York und Sour Billy Tipton und dieser andere Mann durch den Salon getragen hatten, von der Flucht der Passagiere und der Mannschaft. Er schilderte alles in so wenigen Worten wie möglich. Als er seinen Bericht beendete, blinkten seine Stiefel. Er zog sie an.
    »Sind alle gegangen?« fragte Marsh.
    »Nein«, sagte Albright, »einige sind geblieben. So manche kennen das Fieber eben nicht so gut wie ich.« »Wer?« Albright hob die Schultern. »Cap’n York. Seine Freunde. Hairy Mike. Die Heizer und die Schauerleute ebenfalls. Ich schätze, die hatten vor Mike zuviel Angst, um auch noch wegzulaufen. Zumal auch noch mitten im Sklavenland. Whitey Blake ist vielleicht geblieben. Und Sie und Jeffers, dachte ich.«
    »Mister Jeffers ist tot«, sagte Marsh.
    Albright sagte nichts.
    »Was ist mit Karl Framm?« fragte Marsh.
    »Keine Ahnung.«
    »Sie waren Partner.«
    »Wir hatten nicht viel gemeinsam. Ich habe ihn nicht gesehen. Ich weiß es nicht, Cap’n.« Marsh schüttelte düster den Kopf. »Was geschah, nachdem Sie Ihren Lohn in Empfang genommen hatten?«
    »Ich verbrachte einen Tag im Bayou Sara, dann ging ich zu Cap’n Leathers auf die Natchez . Ich fuhr mit bis Natchez, schaute mich auf dem Fluß um, blieb etwa eine Woche dort, dann kam ich auf der Robert Folk nach St. Louis.«
    »Was machte die Fiebertraum ?«
    »Sie legte ab.«
    »Legte ab?«
    »Ja, ich nehme an, sie dampfte los. Als ich an dem Morgen erwachte, nachdem das Fieber ausgebrochen war, da war sie aus dem Bayou Sara verschwunden.«
    »Ohne Mannschaft?«
    »Es müssen wohl genügend Männer zurückgeblieben sein, um sie in Betrieb halten zu können«, sagte Albright. »Und wohin ist sie gedampft?«
    Albright hob die Schultern. »Ich hab’ sie von der Natchez aus nicht gesehen. Natürlich könnte ich sie auch verfehlt haben. Ich hab’ nicht die ganze Zeit hinausgeschaut. Möglich, daß sie auch flußabwärts gefahren ist.«
    »Sie sind mir wirklich eine gottverdammte Hilfe, Mister Albright«, stellte Marsh fest.
    Albright schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen doch nicht erzählen, was ich nicht weiß. Vielleicht haben sie sie auch verbrannt. Wegen des Fiebers. Ich denke, man hätte ihr niemals diesen Namen geben dürfen. Der hat Unglück gebracht.«
    Abner Marsh verlor allmählich die Geduld. »Sie wurde nicht verbrannt«, sagte er. »Sie ist irgendwo auf dem Fluß, und ich werde sie finden. Sie ist außerdem kein Unglücksboot.«
    »Ich war der Lotse, Cap’n. Ich habe alles gesehen. Unwetter, Nebel, Verspätungen und dann das Fieber. Es war verflucht, dieses Schiff. An Ihrer Stelle würde ich es vergessen. Es bringt Ihnen nichts Gutes. Es ist gottlos.« Er stand auf. »Dabei fällt mir etwas ein, ich habe noch

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