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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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festgefahren hatte. Man baute ein neues Ruder ein, reparierte notdürftig das Heckrad und wartete auf das Frühjahrshochwasser. Das Hochwasser setzte ein, der Seitenarm wurde wieder befahrbar, und Yoerger und seine Mannschaft brachten die Eli Reynolds zurück nach St. Louis, wo sie mit einem nagelneuen Schaufelrad sowie mit einer neuen Maschine mit doppelter Leistung und einem zweiten Kessel ausgerüstet wurde. Sie bekam sogar einen neuen Farbanstrich und einen gelben Teppich für die Hauptkabine. Dann brachte Marsh sie im New Orleans-Geschäft unter, wofür sie eigentlich zu klein, zu schäbig und zu unzureichend ausgerüstet war, damit er seine Suche persönlich fortsetzen konnte.
    Noch bevor er richtig anfing, wußte Abner Marsh, daß es so gut wie hoffnungslos war. Zwischen Cairo und New Orleans allein erstreckten sich elfhundert Meilen Flußlauf. Dann war da der obere Mississippi oberhalb von Cairo bis zu den Wasserfällen von St. Anthony. Da war der Missouri, da waren der Ohio und der Yazoo und der Red River und etwa fünfzig weitere kleinere Flüsse und Nebenarme, die während eines Teils des Jahres befahrbar waren, wenn man einen guten Lotsen engagiert hatte. Das Schiff konnte sich auf einem dieser Gewässer versteckt haben, und wenn die Eli Reynolds daran vorbeidampfte und es verfehlte, dann hieße das, daß man ganz von vorn anfangen müßte. Tausende von Dampfschiffen waren auf dem Mississippi-Flußnetz unterwegs, und jeden Monat kamen neue Schiffe hinzu, was bedeutete, daß er eine ganze Menge ihm unbekannter Namen in den Zeitungen überprüfen mußte. Aber Marsh mochte nichts Besonderes sein, stur war er jedoch allemal. Er suchte weiter, und die Eli Reynolds wurde zu seinem Zuhause.
    Sie bekam keine großen Aufträge. Die größten, schnellsten, luxuriösesten Dampfschiffe auf dem Fluß maßen sich miteinander auf der Strecke St. Louis nach New Orleans, und die Eli Reynolds , alt und langsam wie sie war, nahm den großen Seitenraddampfern nur wenige Aufträge weg. »Es liegt nicht nur daran, daß sie schnell ist wie eine Schnecke und doppelt so häßlich«, erklärte Marshs Agent ihm im Herbst 1858, während er ihm Bescheid sagte, daß er einen anderen Job annehmen würde, »Sie sind es genauso, und ich will verdammt sein, wenn das nicht die Wahrheit ist.«
    »Ich?« brüllte Marsh. »Was zur Hölle meinen Sie damit?«
    »Die Leute auf dem Fluß reden viel, müssen Sie wissen. Sie sagen, daß Sie der größte Unglücksrabe sind, der je ein Dampfschiff besessen hat. Sie sagen, irgendein Fluch liege auf Ihnen, schlimmer noch als der Fluch auf der Drennan Whyte . Bei einem Ihrer Dampfer seien die Kessel explodiert, so heißt es, und hätten jeden getötet. Vier Schiffe wurden im Packeis zerquetscht. Ein Schiff wurde verbrannt, weil auf ihm die Menschen an Gelbfieber starben. Und das letzte, so erzählt man sich, das hätten Sie selbst zuschanden gefahren, nachdem Sie verrückt spielten und Ihren Lotsen mit einem Knüppel verprügelt hätten.«
    »Das war auch ein verfluchter Kerl«, schimpfte Marsh.
    »Jetzt frage ich Sie, wer, zum Teufel, hat Lust, mit solch einem Verfluchten Geschäfte zu machen? Ich jedenfalls nicht, das kann ich Ihnen versichern. Ich nicht.«
    Der Mann, der für Jonathon Jeffers angeheuert worden war, bat Marsh mehr als einmal, die Eli Reynolds von der New-Orleans-Strecke zu nehmen und sie ihre Fahrten auf dem oberen Mississippi oder dem Illinois machen zu lassen, wofür sie besser ausgerüstet sei, oder gar auf dem Missouri, der rauh und gefährlich, aber enorm einträglich war, wenn einem das Dampfschiff nicht an den Riffen zerschellte. Abner weigerte sich und warf den Mann hinaus, als er seine Bitten wiederholte. Er dachte sich, daß es undenkbar sei, die Fiebertraum auf einem der nördlichen Flüsse aufzustöbern. Überdies hatte er in den vergangenen Monaten an verschiedenen Holzplätzen in Louisiana oder an verlassenen Inseln in Mississippi und Arkansas haltgemacht und weggelaufene Sklaven aufgenommen und sie nach Norden in die freien Staaten gebracht. Toby hatte ihn mit einer Organisation in Verbindung gebracht, die sich ›Underground Railroad‹ nannte, die sämtliche Arrangements traf. Abner Marsh hatte nicht viel übrig für die gottverdammten Eisenbahnen und bestand darauf, die Organisation den ›Underground River‹ zu nennen, aber es vermittelte ihm ein gutes Gefühl, wenn er helfen konnte, so als füge er auf diese Art und Weise Damon Julian Schaden zu. Manchmal

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