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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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begab er sich zu den Flüchtlingen auf das Hauptdeck und fragte sie aus nach dem Nachtvolk und der Fiebertraum und solchen Dingen in der Annahme, daß die Schwarzen von Dingen wußten, von denen Weiße keine Ahnung hatten, aber keiner konnte ihm je etwas Nützliches erzählen.
    Fast drei Jahre lang setzte Abner Marsh seine Jagd fort. Es waren schwere Jahre. 1860 war Marsh aufgrund der Verluste, die ihm durch den Betrieb der Eli Reynolds entstanden waren, hoch verschuldet. Er war gezwungen, die Büros zu schließen, die er in St. Louis, New Orleans und anderen Flußstädten unterhalten hatte. Die Alpträume peinigten ihn nicht mehr so häufig wie früher, aber im Lauf der Jahre hatte er sich immer mehr zurückgezogen. Manchmal kam es Marsh so vor, als sei die Zeit, die er mit Joshua York auf der Fiebertraum verbracht hatte, das letzte wahre Leben gewesen, das er kennengelernt hatte, und daß die Monate und Jahre seitdem verstrichen waren wie in einem Traum. Bei anderen Gelegenheiten empfand er genau das Gegenteil, daß dies die Wirklichkeit war, die rote Tinte in seinen Hauptbüchern, das Deck der Eli Reynolds unter ihm, der Geruch ihres Dampfs, die Flecken auf dem neuen gelben Teppich. Die Erinnerungen an Joshua, die Pracht des großen Dampfschiffs, das sie zusammen gebaut hatten, das kalte Grauen, das Julian in ihm geweckt hatte, diese Dinge waren der Traum, dachte Marsh, und kein Wunder, daß sie verschwunden waren, kein Wunder, daß die Menschen am Fluß ihn für verrückt hielten.
    Die Ereignisse des Sommers 1857 wurden sogar noch traumgleicher, als - einer nach dem anderen - jene, die einen Teil von Marshs Erfahrungen geteilt hatten, sich aus seinem Leben verabschiedeten. Old Toby Lanyard war einen Monat nach ihrer Rückkehr nach St. Louis nach Osten abgezogen. Wieder zum Sklaven gemacht worden zu sein, reichte ihm, nun wollte er nur noch schnellstens weg aus den Sklavenstaaten. Marsh erhielt von ihm Anfang 1858 einen kurzen Brief, in dem er ihm mitteilte, er habe eine Stelle als Koch in einem Bostoner Hotel gefunden. Danach hörte er nie wieder etwas von Toby. Dan Albright fand eine Stelle auf einem nagelneuen, in New Orleans stationierten Seitenraddampfer. Im Sommer 1858 hatten Albright und sein Schiff jedoch das Pech, ausgerechnet während einer heftigen Gelbfieberepidemie in New Orleans zu sein. Die Krankheit raffte Tausende dahin, darunter auch Albright, und führte am Ende dazu, daß die Stadt ihre Abwasserbeseitigung derart verbesserte, daß sie im Sommer nicht mehr sosehr einer offenen Sickergrube glich wie vorher. Kapitän Yoerger führte die Eli Reynolds für Marsh bis nach der Sommersaison 1859, als er sich auf seiner Farm in Wisconsin zur Ruhe setzte, wo er ein Jahr später in Frieden starb. Als Yoerger ihn verlassen hatte, lenkte Marsh den Heckraddampfer selbst, um Geld zu sparen. Mittlerweile waren nur noch eine Handvoll vertrauter Gesichter bei der Mannschaft. Doc Turney war im vorhergehenden Sommer in Natchez- under-the-Hill getötet und ausgeraubt worden, und Cat Grove hatte den Fluß endgültig hinter sich gelassen, um nach Westen zu ziehen, zuerst nach Denver, dann nach San Francisco und schließlich sogar bis nach China oder Japan oder irgendeiner anderen gottverlassenen Gegend. Marsh heuerte Jack Ely an, den alten zweiten Maschinisten von der Fiebertraum , um Turney zu ersetzen, und holte sich auch ein paar andere Leute aus der Mannschaft des verschwundenen Seitenpaddlers, aber sie starben oder zogen weiter oder fanden andere Jobs. Im Jahr 1860 waren nur noch Marsh selbst und Karl Framm von jenen übrig, die den Triumph und das Grauen des Sommers von 1857 am eigenen Leib miterlebt hatten. Framm lenkte die Eli Reynolds trotz der Tatsache, daß sein Können ihn eigentlich für weitaus größere und prächtigere Schiffe prädestinierte. Framm erinnerte sich an eine ganze Reihe Dinge, über die er nicht reden wollte, nicht einmal mit Marsh. Der Lotse war immer noch gutmütig und zu Späßen aufgelegt, aber er erzählte bei weitem nicht mehr so viele Geschichten, wie er es früher getan hatte, und Marsh sah in seinen Augen einen Ernst und eine Verbissenheit, die früher nicht dagewesen war. Framm trug jetzt auch eine Pistole bei sich. »Für den Fall, daß wir sie finden«, sagte er.
    Marsh schnaubte. »Dieses kleine Ding kann Julian überhaupt nichts anhaben.«
    Karl Framms Grinsen war noch immer schief und verschlagen, und sein Goldzahn reflektierte das Licht, aber in seinen Augen lag

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