Fiebertraum
nicht.«
Joshua York reagierte mit einem gefährlichen schmalen Lächeln, und als Abner Marsh ihm in Augen blickte, sah er darin die Entschlossenheit, die er damals im Planters’ House gesehen hatte, und die kalte Wut, als er York einmal bei Tag gestört hatte. »Nein«, sagte York, »das wird er nicht tun. Und deshalb habe ich Ihnen geschrieben, Abner, und habe gebetet, daß Sie noch leben. Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich habe mich endlich entschlossen. Wir werden ihn töten. Es gibt keinen anderen Weg.«
»Verdammt«, sagte Marsh. »Es hat ja lange genug gedauert, daß Sie das endlich begreifen. Das hätte ich Ihnen schon vor dreizehn Jahren sagen können. Nun, ich bin dabei. Nur eins . . . « Er richtete die Spitze seines Stocks auf Yorks Brust. ». . . wir richten auf dem Dampfer keinen Schaden an, verstanden? Das einzige, was an Julians Plan nicht in Ordnung ist, ist der Teil, daß alle getötet werden sollen. Der Rest gefällt mir sehr gut.« Er lächelte. »Cannon und Leathers werden eine Überraschung erleben, daß ihnen die Augen übergehen.« Joshua erhob sich lächelnd. »Abner, wir werden unser Bestes tun, das verspreche ich, und uns bemühen, daß die Fiebertraum heil bleibt. Denken Sie nur daran, die Männer entsprechend zu instruieren.«
Marsh runzelte die Stirn. »Welche Männer?«
Das Lächeln wich aus Joshuas Gesicht. »Ihre Mannschaft«, sagte er. »Ich nahm an, Sie sind mit einem Ihrer Dampfschiffe hergekommen und mit einer ganzen Mannschaft.«
Marsh erinnerte sich plötzlich daran, daß Joshua seinen Brief an die Fevre River Packets in St. Louis geschickt hatte. »Verdammt«, sagte er, »Joshua, ich habe keinen Dampfer und auch keine Männer. Ich bin auf einem Dampfer hergekommen, schon richtig, aber als Kabinenpassagier.«
»Karl Framm«, sagte Joshua. »Toby. Die anderen, die Männer, die Sie auf der Eli Reynolds hatten ...« »Tot oder in alle Winde zerstreut. Ich war ja selbst schon fast tot.«
Joshua runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich hatte angenommen, wir greifen tagsüber mit geballter Wucht an. Das ändert natürlich alles, Abner.«
Abner Marsh schüttelte den Kopf. »Einen Teufel tut es«, sagte er. »Das ändert überhaupt nichts, soweit ich es überblicken kann. Vielleicht haben Sie geglaubt, wir würden mit einer Armee in den Kampf ziehen, aber da weiß ich was Besseres. Ich bin ein gottverdammter alter Mann, Joshua, und ich werde wahrscheinlich schon bald sterben, und Damon Julian jagt mir keine Angst mehr ein. Er sitzt schon zu lange auf meinem Dampfer, und mir gefällt überhaupt nicht, was er mit ihr angestellt hat, und ich werde sie mir von ihm zurückholen, und wenn ich bei dem Versuch draufgehe. Sie haben geschrieben, daß Sie Ihre Wahl getroffen haben, verflucht noch mal. Was ist jetzt? Kommen Sie mit oder nicht?«
Joshua York hörte sich Marshs Wutausbruch ruhig an, und allmählich schlich sich ein widerwilliges Lächeln in die bleichen weißen Gesichtszüge. »Na schön«, meinte er schließlich, »wir versuchen es allein.«
KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG
Julian Plantage, Louisiana
Mai 1870
S ie verließen New Orleans mitten in der Nacht und rollten und ratterten in einem Wagen, den Joshua York gekauft hatte, über dunkle zerfurchte Straßen. Bekleidet mit einem dunkelbraunen Kapuzenmantel, der hinter ihm herflatterte, sah Joshua genauso imposant aus wie in früheren Zeiten, während er die Zügel in der Faust hielt und die Pferde antrieb. Abner Marsh saß mit grimmiger Miene neben ihm, hüpfte auf seinem Platz auf und nieder, als sie über Steine und durch Erdlöcher rollten, und hielt dabei eine zweiläufige Schrotflinte krampfhaft auf den Knien fest. Die Taschen seines Rocks waren prall gefüllt mit Patronen.
Joshua verließ die Hauptstraße, sobald sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, und blieb auch nicht lange auf der Nebenstraße, daher rollten sie nun über wenig befahrene Wege und Pfade, die um diese Nachtzeit völlig verlassen vor ihnen lagen. Die Wege wurden zu engen, sich schlängelnden Wegspuren, die durch Magnolienfelder und Zypressenwälder, durch Eichen- und Fichtenhaine führten. Manchmal neigten die Bäume sich gegenseitig ihre Kronen entgegen, so daß sie durch einen langen schwarzen Tunnel zu fahren schienen. Marsh stellte fest, daß er manchmal regelrecht blind war, wenn die Bäume dicht zusammenrückten und das Mondlicht vollständig aussperrten, aber Joshua verlangsamte kein einziges Mal die rasende Fahrt. Er
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