Fiese Finsterlinge
seine geringste Sorge, obwohl er sich schon darauf freute, bald wieder seine Baumwollsachen anziehen zu können.
Nate durchquerte das Lager zu Carmas Iglu und blieb einen Moment lang nervös davor stehen. Hinter ihm zog sich sein Schatten in die Länge, weiter und weiter, und er selbst hatte das Gefühl, immer dünner zu werden. Es war sonderbar, dachte er, denn als die Sonne vollständig hinter Carmas Iglu verschwunden war, war der Schatten immer noch da. Blitzschnell hechtete er los und drückte die dunkle Gestalt zu Boden. Sie warf sich herum und versuchte sich seinem Griff zu entwinden.
»Ich hab dich, du kleiner Schleicher«, flüsterte Nate. Es war ein gewöhnlicher Dämon – Dhaliwahl hatte die Sorte »Schattenpuppe« genannt. Nate stopfte sie in den Beutel, wo es stockduster war. Die Schattenpuppe würde dort völlig zufrieden sein.
In dem Moment schwang die Luke des Iglus auf.
»Kommst du rein, Partner?«, fragte Carma. Sie blickte an Nate vorbei, um zu prüfen, ob sie beobachtet wurden, und setzte sicherheitshalber ein breites Lächeln auf, damit es so aussah, als würde sie sich nur über den männlichen Besuch freuen. »Es ist besser, wenn es scheint, als würde ich dich tatsächlich mögen«, erklärte sie.
»Tust du es denn?«, fragte Nate, ehe er sich auf die Zunge beißen konnte.
Carma zögerte. »Unter pragmatischen Gesichtspunkten schon«, sagte sie schließlich. »Es ist besser, Geschäftliches nicht mit Privatem zu vermischen.«
Dann packte sie ihn bei den Schultern, gab ihm einen dicken Kuss, zog ihn herein und schloss hinter ihm die Luke.
Carma ließ ihre Lippen noch einige Sekunden auf seinen verweilen, und zwar so lange, dass Nate nach Luft schnappte, als sie schließlich von ihm abließ.
»Ich dachte, wir hätten eine… Geschäftsbeziehung«, stammelte er.
»Das war nur Show, für den Fall, dass uns jemand beobachtet«, sagte sie. »Außerdem habe ich seit einem Jahr keinen hübschen Jungen mehr gesehen, und morgen könnten wir sterben.«
Nate stand unbehaglich in der Mitte von Carmas Iglu. Es war spärlich möbliert mit zwei Plastikschemeln zum Sitzen, einer Plastikbox für ihre Habseligkeiten und einem weichen Feldbett. Sie setzte sich darauf, und unter ihrem Gewicht bog es sich durch, da es wegen des Schlafkomforts aus biegsamem Plastik bestand.
»Setz dich«, sagte sie. »Lass uns reden.«
Nate setzte sich auf den Schemel am Bettende. »Worüber denn?«
»Über den Rest des Plans.«
»Beinhaltet er weitere Küsse?«
»Sei nicht blöd«, sagte sie. »Ab jetzt geht es um Leben oder Tod, und wir müssen schnell vorgehen.« Carma wühlte in ihrer Box, warf ihre Habseligkeiten achtlos zu
Boden und legte gelegentlich etwas zur Seite, das sie mitnehmen wollte. »Ich habe jetzt seit fast einem Jahr Plastikkrümel von der Kläranlage zu den Feldern gekarrt und sie wie Dünger darauf verteilt«, fuhr sie fort. »Nur dass darauf niemals etwas wachsen wird. Wir sammeln nur Müll und kleben ihn auf einen schwimmenden Plastikbrocken, den wir unser Zuhause nennen, wir Glücklichen. Den Ozean zu reinigen ist eine ehrenwerte Sache, aber das Leben hier ist die reinste Sklaverei, und McNeil ist ein verrückter, größenwahnsinniger Diktator. Die bringen jeden um, der zu fliehen versucht. Das ist dir doch hoffentlich klar.«
»Ja.«
»Stimmt, ich habe deine unterschwellige Unzufriedenheit gespürt, aber das haben die anderen auch. Und ich habe dir deinen Hintern gerettet, ansonsten hätte Franco dich geradewegs in den Pazifik zurückbefördert, und du würdest jetzt in einer Rettungsweste im Meer treiben, mit nicht mehr als einer Wasserflasche in Händen und einer dünnen Schicht Sonnencreme auf der Nase. Mit meiner Fürsprache bin ich ein großes Risiko eingegangen, deshalb reiß dich jetzt zusammen, und halte dich an das, was ich sage.« Sie zog ein großes Drahtsieb und einige Metallklemmen unter der Kleidung in ihrer Box hervor und drückte ihm alles in die Hand. »Hier.«
»Was ist das?«
»Kannst du das an der Bootsschraube befestigen, damit sie nicht durch das Plastik blockiert wird? Ich hoffe doch. Es war extrem gefährlich, mir die Sachen zusammenzusuchen. «
»Ich, ähm, denke schon«, stammelte Nate.
»Und ich muss wissen, wie ich dich auf dem Festland erreichen kann, falls uns die Flucht gelingt, wir aber unterwegs voneinander getrennt werden. Hast du eine Telefonnummer? Hier, schreib sie mir auf den Bauch, damit ich sie nicht verliere. Deine Adresse auch.« Sie zog ihr
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