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Fiese Finsterlinge

Fiese Finsterlinge

Titel: Fiese Finsterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce; Stefanidis Buckingham
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Schlemmerei die Mahlzeiten wieder aus Dosenessen und Seegras bestehen würden, bis einige Wochen später die nächste Lieferung eintraf.
    Eigentlich dachte Nate gar nicht ans Essen. Vielmehr studierte er das Boot. Es war größer als die WANDERER, etwa fünfzehn Meter lang, aber immer noch klein genug, um damit zurechtzukommen, befand Nate. Er verspürte einen Anflug von Traurigkeit wegen des Verlusts von Dhaliwahls altem Boot. Es hatte den Dämonenhütern drei Generationen lang gute Dienste erwiesen und ihm selbst zweimal das Leben gerettet. Nun war es nur noch Kleinholz, das im Großen Pazifischen Müllstrudel trieb, ein trauriges Grab für ein so edles Gefährt.
    Carma trat hinter ihm heran und flüsterte ihm ins Ohr: »Es ist zum Verrücktwerden, oder? Da steht direkt vor unserer Nase ein Fluchtfahrzeug, das uns von dieser schwimmenden Kläranlage fortbringen könnte, und morgen früh ist es einfach wieder weg.«
    »Warum bitten wir den Doktor nicht einfach, gehen zu dürfen?«, fragte Nate.

    »Niemand darf gehen«, entgegnete Carma. »McNeil möchte diesen Ort zwei Jahre lang aufbauen, bevor er sich
an die Öffentlichkeit wendet. Er vertraut keinem, deshalb darf niemand außer der Bootsbesatzung die Insel vorzeitig verlassen.«
    »Wie lange seid ihr alle denn schon hier?«
    »Dreihundertvierundzwanzig Tage. Aber wer zählt schon mit?«
    »Na du, und du klingst verbittert«, sagte Nate. Er dachte über das Boot nach, während er Dosenerbsen auf einen Plastikschlitten lud. »Könnte ich nicht einfach an Bord schleichen und mich irgendwo verstecken?«
    »Es wird bewacht«, sagte Carma. Sie deutete auf Franco, der mit verschränkten Armen neben dem Liegeplatz stand und die Leute argwöhnisch beobachtete. »Und bevor es ablegt, wird abgezählt, ob wir noch alle da sind.«
    »Dann gibt es keine Möglichkeit, die Insel zu verlassen.«
    »Doch, eine gibt es«, sagte Carma.
    »Welche denn?«
    »Man müsste das Boot entführen.«
    Nate runzelte die Stirn. »Korrigier mich, falls ich etwas Falsches sage, aber selbst unter normalen Menschen wird eine Schiffsentführung auf dem offenen Meer mit dem…«
    »… Tod bestraft«, beendete Carma den Satz für ihn. »Ja, man müsste extrem vorsichtig sein. Und vorher monatelang planen.«
    Nate hob die Brauen. Sie nickte ihm zu, bestätigte seinen Verdacht.
    »Und warum bist du dann noch hier?«, flüsterte er.
    »Ich kann auf hoher See kein Boot navigieren. Ich bin als Passagier hergekommen. Falls ich es allein versuchte, wäre ich auf dem Meer verloren. Da könnte ich mich auch
gleich aussetzen lassen. Und jemanden um Hilfe zu bitten, kann ich nicht riskieren. Derjenige könnte mich an McNeil verraten, dann müsste ich nach Hause schwimmen. Er sagt immer: ›Wenn es euch hier nicht mehr gefällt, könnt ihr die Insel jederzeit verlassen.‹« Sie deutete auf Nate. »Aber du kannst ein Boot navigieren, und ich weiß genau, dass du abhauen willst und dass du mich auf keinen Fall an McNeil verraten würdest. Du kannst mich hier rausholen.«
     
    Am frühen Abend versank die Sonne im Meer, und es wurde still auf der »Insel der Hoffnung«, wie ihre Bewohner sie nannten. Carma nannte sie »Insel der Hoffnungslosen«. Die Insulaner zogen sich nach einem langen schweißtreibenden Arbeitstag in ihre Iglus zurück, um ihre wenigen Äpfel und ein Bier zu genießen und schlafen zu gehen. Bald darauf wurde es Zeit für Nate, Carma zu treffen.
    Sie hatte ihn instruiert, gleich nach Sonnenuntergang zu ihrem Iglu zu kommen. Er konnte sich im Lager frei und unbeobachtet bewegen, da man ja nirgendwohin fliehen konnte. Franco hielt am Boot Wache, und dessen Erster Maat, Victor, schlief gleich daneben auf der Anlegestelle, während Doktor McNeil mit dem Käpt’n zusammensaß, der, wie es gerüchteweise hieß, ein paar zusätzliche Biere für sich selbst und McNeil auf die Insel geschmuggelt hatte.

    Carma hatte Nate nicht ihren gesamten Plan verraten, was ihn abhängig von ihr machte und ausschloss, dass er ohne sie verduftete. Sie war schlau. Das war gut, denn sie war jetzt seine Partnerin. In seinem Iglu stopfte er seine
Kleidung in einen Plastikbeutel, denn er trug inzwischen den gleichen Plastikkittel wie die Inselbewohner. Doktor McNeil hatte ihm erklärt, es helfe der Solidarität untereinander, wenn alle das Gleiche trügen, und Carma hatte ihm geraten, sich daran zu halten. Aber nach der harten Arbeit auf dem Schmelzfeld und drei kargen Seegras-Mahlzeiten war die Plastikkleidung ohnehin

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