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Fiese Finsterlinge

Fiese Finsterlinge

Titel: Fiese Finsterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce; Stefanidis Buckingham
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In den umschlossenen Bereich gelangte man eigentlich durch eine momentan abgesperrte Tür, neben der tagsüber ein wachsamer Bibliothekar an einem Schreibtisch saß, um sicherzustellen, dass keiner der Gäste den Bereich mit einem der seltenen Bücher verließ. Die Regale waren voller schwerer, in dickes Leder gebundener Bände. Sie waren alt, aber gut erhalten und kein bisschen verstaubt.
    Die Bücherwürmer waren dort drin. Lilli konnte hören, wie sie sich durch Seattles seltenste und wertvollste Bücher fraßen. Aber Sandy wird sie nicht finden, dachte Lilli. Sandy war kein Hüter. Sie hörte sie nicht. Sie konnte sie nicht einmal sehen, ehe Richie einen fing und ihn ihr vor die Nase hielt.
    Sandy plumpste auf der anderen Seite der Plexiglaswand hinunter in den umschlossenen Bereich und schlug unsanft am Boden auf.
    »Aua!«
    Lilli seufzte und sprang hoch, um ihr hinterherzuklettern.
Sie schwang ein Bein über die Glaswand und ließ sich auf der anderen Seite geschmeidig neben Sandy hinunter.
    »Hörst du sie?«, fragte Sandy, setzte sich auf und rieb sich den schmerzenden Rücken.
    »Ja«, sagte Lilli. »Dort entlang.«
    Sie half Sandy auf die Beine, und sie eilten zu den Archiven, die die wertvollsten Bücher der Sammlung enthielten. Auf zwei Ablagen standen die allerkostbarsten Exemplare. Sandy nahm eines heraus und duckte sich, bereit, auf jeden Wurm einzudreschen, der von irgendwoher herangeschossen kam. Lilli stellte sich neben sie und blickte wachsam von rechts nach links.
    »Du sagst mir, wenn du sie kommen siehst, okay?«, meinte Sandy.
    »Klar.«
    »Hörst du sie noch?«
    »Ja«, antwortete Lilli. Tatsächlich hörte sie, wie die kleinen Biester sich mit Heißhunger vollfraßen, dann ließ ein Rascheln sie nach links schauen.
    Plötzlich wuchs ein Baum aus einem Regal im nächsten Gang. Lilli starrte hin, während er sich rasch von einem Schössling in eine hoch aufragende Douglasfichte verwandelte, die bis unter die Decke der Bibliothek reichte. Sandy blickte noch in die andere Richtung.
    »Sandy«, flüsterte Lilli, »was für Bücher stehen links von uns?«
    »Über Seattles Geschichte«, sagte Sandy. »Die ersten Siedlungen, Pioniere, Holzfällerstädtchen.«
    »Holzfäller, ja?« Lilli schaute nach oben. Sie tippte Sandy auf die Schulter.

    Die Assistenzbibliothekarin wandte sich um und blickte auf. »Oh mein Gott!«
    »Dann siehst du ihn also, richtig?«
    Sandy nickte fassungslos.
    Über ihnen begann der dicke Baumstamm, sich zu winden und zu verdrehen wie ein Ringelwurm. Schließlich neigte er sich zur Seite und kippte um.
    »Achtung, Baum!«, rief Lilli und warf sich zu Boden.
    Sandy blieb dafür keine Zeit. Sie konnte nur aufschreien, als die riesige Tanne ihr auf den Kopf herabkrachte. Aber statt sie zu erschlagen oder in den Boden zu rammen wie einen menschlichen Nagel, löste der Stamm sich plötzlich in Abertausende von Würmern auf, die in alle Richtungen davonhuschten.
    Beide Mädchen erstarrten. Sandy stand reglos da, konnte nicht glauben, noch am Leben zu sein, und Lilli lag wie versteinert am Boden und durchlebte noch einmal den Albtraum, die schleimigen kleinen Geschöpfe über sich hinwegkrabbeln zu spüren. Nun konnten die Würmer ihr zerstörerisches Werk ungehindert fortsetzen und machten sich über eben jene Regale her, die Sandy und Lilli vor ihnen hatten schützen wollen.
    »Wo… sind sie hin?«, stammelte Sandy, die immer noch am ganzen Leib zitterte.
    Lilli rollte sich auf die Seite. »In ein riesiges Buch, auf dessen Rücken Mount Saint Helens steht.«
    »Oh, nein! Das ist der Vulkan, der im Umkreis von zweihundert Kilometern alles zerstört hat!«
    Lilli beobachtete, wie der letzte Wurm zwischen den Buchseiten verschwand. Sie brachte es nicht über sich,
nahe genug heranzugehen, so dass die kleinen Biester wieder über sie hinwegschwärmen würden, und sie war ohnehin zu weit entfernt, um sie noch aufhalten zu können. Sie wusste, dass Zoot nicht würde helfen können. Er würde sich nie in die Nähe von etwas begeben, was Kunstwerke zerstörte, sei es in Büchern oder sonst wo. Das Vulkan-Buch begann sich aufzublähen, dann lief es rot an.
    »Gleich wird es explodieren!«, warnte Lilli. »Lauf weg!«
    In dem Moment kam Richie von der Plexiglaswand in die Seattle-Sammlung herabgehechtet wie ein Fallschirmspringer ohne Fallschirm. Er rollte sich ab, kam auf die Beine und hielt das E-Book aus dem Fundbüro hoch.
    »Hey, Wurmoiden!«, rief er und schaltete das elektronische

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