Fieses Karma
sie anhat. Ich wüsste gern, ob der Minirock und die Stiefel, die ich extra für die Party gekauft habe, ihrem Outfit irgendwie das Wasser reichen können. Schließlich entdecke ich sie und Jenna LeRoux in der Küche. Angie macht gerne den Witz, Heather und Jenna seien durch eine zwei Meter lange einziehbare Hundeleine miteinander verbunden. Und jedes Mal, wenn sie diesen Scherz macht, erwähne ich bewusst nicht, dass ich wahrscheinlich auch nicht von Heathers Seite weichen würde, wenn ich jeden Tag in einem Radius von zwei Metern in ihrer Nähe sein dürfte.
Um Jenna gegenüber fair zu bleiben: Es ist immerhin die Wohnung ihres Freunds, und daher ist klar, dass sie auch hier ist. Sie ist praktisch die Gastgeberin. Ich sehe mich nach dem Gastgeber um, aber ich kann ihn nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich trinkt er irgendwo Bier und gibt damit an, wie schnell sein BMW-Cabrio ist.
In dem Augenblick, in dem ich mich wieder meinen Freunden zuwenden will, sehe ich Seth Taylor, der auf einem Sofa in der Ecke sitzt. »Was macht der denn hier?«, wundere ich mich und zeige auf ihn. »Ich meine, sollte er nicht eher auf einer Studentenparty tanzen?«
Jade dreht den Kopf und sieht ihren Exfreund. Sofort wendet sie sich mit einem Schulterzucken wieder mir zu. »Ist mir doch egal. Es macht mir nichts aus. Er kann doch tun und lassen, was er will. Schließlich leben wir in einem freien Land.«
Ich werfe Angie einen Blick zu, doch sie zuckt auch nur mit den Schultern. Also lasse ich die Sache auf sich beruhen und schlage Jade vor zu tanzen. Als Antwort packt sie mich nur an der Hand und zieht mich mitten in den Raum, während Angie sich auf einen Barhocker an der Seite setzt. Mason steht noch am Eingang und winkt mir zu. Er macht mir mit einer Geste verständlich, dass er nach draußen auf den Balkon geht. Ich nicke ein Okay. Dann wende ich mich Jade zu, die sich voll auf den Rhythmus konzentriert.
Jade hat eine ganz starke Persönlichkeit. Manchmal beeindruckt mich ihre Fähigkeit, ihre Gefühle zu verbergen und vor allen so zu tun, als wäre alles bestens, aber manchmal – so wie heute Abend – tut sie mir irgendwie leid. Dann frage ich mich, warum sie es für nötig hält, den anderen etwas vorzuspielen. Vor allem uns, ihren beiden besten Freundinnen. Denn auch wenn sie unbekümmert mit den Schultern zuckt und gleichgültig »Ist mir doch egal« sagt, weiß ich genau, dass es ihr sehr wohl etwas ausmacht, Seth Taylor auf dieser Party zu begegnen. Wie könnte es auch anders sein? Letztes Jahr hat er ihr erzählt, er würde warten, bis sie für Sex bereit sei – und am nächsten Tag fand sie ein aufgerissenes Kondompapier unter seinem Bett. Als er sagte: »Ich warte, bis du so weit bist«, meinte er offensichtlich: »Bei dir warte ich, bis du so weit bist. Und bis dahin ist jede andere Freiwild für mich.«
Jade war zwar am Boden zerstört, doch nach einer Woche tat sie so, als sei sie längst über ihn hinweg. Doch Angie und ich wussten, dass es nicht so war.
Als ich die ersten Klänge meines Lieblingslieds höre, winke ich Angie mitzutanzen, obwohl ich genau weiß, dass sie Tanzen nicht ausstehen kann. Sie schüttelt beharrlich den Kopf.
Ich wende mich wieder Jade zu, die so zufrieden aussieht, wie ich mich fühle. Das hier ist einfach obercool. Wir haben jetzt schon einen Heidenspaß, und dabei sind wir gerade erst gekommen. Genau so sollte man den Samstagabend verbringen.
Ich beschließe, dass die Samstage mit Kino und nächtlichem Pfannkuchen für mich für immer vorbei sind.
Anderthalb Stunden später bin ich völlig durchgeschwitzt und meine Füße bringen mich um. Die neuen Stiefel eignen sich eindeutig nicht zum Tanzen. Jade und ich verlassen die Tanzfläche und fächeln uns mit den Händen Luft zu. Ich sehe mich rasch nach Angie um, kann sie aber nirgendwo sehen.
»Ich frag mich, wo sie ist«, sage ich und trinke große Schlucke aus einer Wasserflasche, die ich aus dem Kühlschrank geholt habe.
Jade trinkt ihre Flasche Wasser leer und wirft sie in einen Abfalleimer, der in der Nähe steht. »Ich glaube, ich hab sie vorhin mit einem Typen reden sehen. Komm, wir suchen sie. Vielleicht knutscht sie irgendwo mit ihm rum. Wenn wir sie auf frischer Tat ertappen, können wir später darüber lästern.«
»Superidee.« Wir zwängen uns durch die Menge bis auf die andere Seite des Raums.
Dann gehen wir in den Flur mit den drei roten Türen und bleiben vor der ersten Tür stehen. »Komm, wir schauen mal nach,
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