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Fieses Karma

Fieses Karma

Titel: Fieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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steht Jade hinter mir in der Gasse und hält meine Haare zurück. Ich fühle mich plötzlich dumm und kindisch. Wer spuckt schon,wenn er älter ist als zehn? Außer bei einem verdorbenen Magen. Oder bei Bulimie.
    Ich drehe mich um und sehe Jade an, die mir treu zur Seite steht. Ihr Gesicht ist voller Mitgefühl und Besorgnis.
    Ein paar Sekunden später kommt Angie aus dem Gebäude gerannt. Offensichtlich hat sie – so wie alle anderen erlesenen Gäste aus der Abschlussklasse der Colonial Highschool – gesehen, wie ich aus der Wohnung geflüchtet bin. Zum Glück bin ich über das, was gerade passiert ist, viel zu geschockt, um einen Funken Scham zu empfinden.
    »Ich verstehe das nicht … ich«, stammle ich, aber ich bringe kein Wort mehr heraus. Sogar das Atmen fällt mir schwer. Ich versuche mühsam, ein paar Mal tief Luft zu holen, aber schließlich bekomme ich nur einen schmerzhaften Hustenanfall. Jade klopft mir auf den Rücken, so wie eine Mutter ihr Baby zum Rülpsen bringt, und sieht mich mit ernsten Augen an, als wolle sie sich bei mir entschuldigen. Jetzt fange ich richtig an zu weinen. Ich kann meine Tränen spüren. Sie fließen durch die Wimperntusche, die ich so sorgfältig aufgetragen hatte. Sie laufen über mein perfekt gepudertes Gesicht.
    Ich kann gar nicht mehr aufhören zu heulen. Und ich will es auch nicht. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nie so verraten und verkauft gefühlt. Ich finde, das ist ein guter Grund, ein paar blöde kleine Tränen zu weinen. Auch wenn ich gerade mitten in der City von San Francisco in irgendeiner fremden Gasse stehe, umgeben von leeren Flaschen und kaputten Einkaufswagen.
    Ich schaue in die Augen meiner beiden besten Freundinnen, aber ich bringe keinen klaren Ton heraus. Schließlich legt Jade die Arme um mich, und ich weine mich stumm an ihrer Schulter aus.

Die grosse Flucht
    Meine Wanduhr zeigt 23:59, aber Mason hat immer noch nicht angerufen. Worauf zum Teufel wartet er eigentlich? Auf ein göttliches Zeichen? Wenn die eigene Freundin einen mit einem anderen Mädchen erwischt und dann aus dem Zimmer stürmt, dann ruft man an. Das ist doch das Mindeste. Man ruft an und sagt ihr, dass man ein dummer, egoistischer Idiot ist, der sie gar nicht verdient, aber dass man ihr auf ewig dankbar sein wird, wenn sie es übers Herz bringt, einem zu verzeihen.
    Das tut man.
    Was man nicht tut, ist nicht anzurufen!
    Ich starre auf das stumme Telefon und versuche, mich zu entscheiden, ob ich den Hörer in die Hand nehme und ihn anrufe oder nicht. Jade und Angie haben im Taxi auf mich eingeredet, genau das nicht zu tun. Es hat irgendwas damit zu tun, dass er dann denkt, ich wäre verzweifelt, und dass ich wahrscheinlich am Ende zu ihm fahren und mich mit ihm versöhnen werde. Und das wäre ein Riesenfehler.
    Aber es ist mir egal. Ich nehme trotzdem den Hörer in die Hand und streiche mit dem Finger ganz leicht über die Kurzwahltaste, die ich bisher immer schnell und ohne zu zögern gedrückt habe. Ich rede mir ein, dass er womöglich aus Angst nicht anruft. Wenn ich ihn zuerst anrufe, dann zeige ich ihm damit, dass er keine Angst zu haben braucht, mit mir zu reden. Und dass ich mit ihm reden will. Ehrlich, das will ich wirklich. Vor allem darüber,wie leid es ihm tut und wie er es wiedergutmachen will, aber auch das ist schließlich miteinander reden.
    Ich drücke auf die Kurzwahltaste und halte den Hörer ziemlich zittrig an mein Ohr. Es klingelt drei Mal, bevor jemand abnimmt. Doch im Hintergrund ist es so laut, dass ich kaum etwas verstehe.
    »Hallo?«, frage ich.
    Ich höre Lärm, der wie eine Mischung aus Musik und Gelächter klingt.
    Wo zum Teufel ist er? Es ist schon fast Mitternacht. Er kann doch unmöglich noch …
    O Gott. Mein Herz bebt, als mir klar wird … Er ist immer noch dort. Er ist immer noch auf der Party. Er ist noch nicht mal gegangen. Und das bedeutet, dass er mir nicht hinterhergerannt ist. Es bedeutet, dass er Heather nicht allein auf dem Bett zurückgelassen hat; dass er nicht ins Bad gerannt ist und er verzweifelt über das, was er angerichtet hat, auf dem kalten Fliesenboden gesessen hat.
    »Hallo?«, höre ich mich noch einmal sagen, während mich mein besseres Ich drängt, aufzulegen und meinen Stolz zu retten.
    Dann übertönt eine Stimme den Krach und das Kichern und die Musik. Die Stimme klingt kristallklar. Und sie ist weiblich.
    Diese Stimme würde ich überall erkennen. Schließlich habe ich die letzten fünf Jahre damit verbracht,

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