Fieses Karma
Ohr näher an die Kabinentür, um jedes einzelne Wort zu hören, das gleich gesagt werden wird. »Letzte Woche wollte Jenna mit Spencer Schluss machen, weil sie fand, dass sie nicht wirklich zusammenpassen. Du weißt schon, weil er irgendwie verwöhnt ist. Immerhin besitzen seine Eltern zehn Häuser oder so. Auf alle Fälle ist er völlig ausgerastet, weil sie mit ihm Schluss gemacht und ihm gesagt hat, dass er zu Masons Geburtstag wieder ausgeladen ist. Also hat er sich am Freitagabend, während wir anderen auf der Party waren, in die Schule geschlichen und etwas total Abartiges auf ihren Spind geschrieben.« Sie hält inne, um die Spannung zu erhöhen. »Jenna und ich haben es heute Morgen entdeckt, als wir in die Schule kamen.«
»Was hat er denn geschrieben?«, fragt die andere mit unverhohlener Neugier.
»Es ist so widerlich, dass ich es kaum aussprechen kann.«
Natürlich spricht sie es aus. Aber auch wenn ich mich so weit vorbeuge, dass ich fast vornüberfalle, kann ich nur ein unverständliches Flüstern hören.
»Die Ärmste«, sagt das geheimnisvolle andere Mädchen mit ernster Stimme.
»Ja«, sagt Heather und tut ihr Bestes, mitfühlend zu klingen. »Unglaublich, dass er das gemacht hat, nicht wahr?«
Es ist für mich wirklich schwer zu glauben, dass Spencer so etwas tun würde. Schließlich wirkt es so kindisch und unreif … egal was er auf ihren Spind geschmiert hat. Ich weiß zwar, dass er den Ruf eines Mistkerls hat, aber seit ich ihm in den letzten beiden Wochen Nachhilfe gegeben habe, habe ich ihn ein bisschen besser kennengelernt. Irgendwie wirkt er nicht wie der Typ, der etwas Gemeines auf einen fremden Spind schreiben würde, egal wie sauer er ist.
Meine Gedanken über Spencer werden abrupt unterbrochen, als Heather das Thema wechselt und sagt: »Igitt, ich weiß gar nicht, wieso ich plötzlich so unreine Haut habe! In der letzten Woche habe ich gleich drei Pickel bekommen!«
Meine Laune hellt sich schlagartig auf und ich straffe die Schultern, während ich auf meinem Thron sitzen bleibe, der sich mittlerweile sicher schon als hartnäckiger roter Kreis auf meinen Pobacken abzeichnet, aber das ist mir egal. Ich überlege, ob ich in meinen Rucksack langen und mein Handy herausholen soll, um eine SMS an Angie und Jade zu schicken. Doch die Vorstellung, das Handy könnte scheppernd runterfallen und ich entdeckt werden, hält mich davon ab. Also beiße ich mir auf die Lippe, um nicht in ein Freudengelächter auszubrechen, und lausche, wie Heathers neue beste Freundin sich bemüht, ihrer Freundschaftspflicht nachzukommen, indem sie Heathererzählt, dass sie perfekt aussieht und die Pickel kaum zu sehen sind.
Ungeduldig warte ich, bis die beiden endlich weg sind. Dann stehe ich auf, mache ein paar Streckübungen, weil ich eine ganze Weile auf der Toilette gesessen habe, und drücke die Spülung. Ich komme mindestens zehn Minuten zu spät in den Unterricht, aber das macht mir kaum etwas aus. Ich hole mein Handy heraus und schicke Jade und Angie je eine SMS, in der ich sie frage, ob es in dem Schmuckladen wohl auch einen Anhänger in Form eines dicken fetten Pickels gibt.
Doktor Jeckyll
und Mister Cooper
In dieser Woche verschlimmern sich Heathers unappetitliche Hautunreinheiten. Und die anderen merken es langsam. Denn wenn das hübscheste Mädchen der ganzen Schule, das von allen um sein schimmerndes rotbraunes Haar und seine makellose Haut beneidet wird, sich in eine wandelnde Pickelfabrik verwandelt, ist das kaum zu übersehen. Am Mittwoch kommt sie sogar mit einer Baseballkappe in die Schule, unter der sie die Mitesser auf ihrer Stirn verbirgt, bis ein Lehrer sie auffordert, die Kappe abzunehmen, weil wir in der Schule keine Kopfbedeckung tragen dürfen. Als sie am Donnerstag über den Gang geht, ruft ihr ein Typ hinterher: »Hey, Heather, vielleicht solltest du mal weniger Schokolade essen?«
Und auch wenn sie es gut überspielt, indem sie ihm prompt eine Retourkutsche verpasst, merke ich, dass seine hämische Bemerkung sie verletzt hat. Am Freitag ist sie krank gemeldet. Und auch am Montag und Dienstag der darauffolgenden Woche fehlt sie in der Schule.
Endlich hat der Karma-Klub einen weiteren Meilenstein erreicht. Und so ziehen wir am Samstag los, um uns den passendsten Siegesanhänger für unser Armband auszusuchen.
Der Anhänger, den Angie vorschlägt, ist ein Mörser mit Stößel. Ich weiß noch nicht einmal, was das sein soll. Anscheinend ist es ein offizielles Symbol der
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