Fieses Karma
klappt es ja, wenn wir die neue Runde noch schmutziger und eindeutiger gestalten. Heather wird doch wohl kaum eine heiße Runde Cybersex zwischen den beiden dulden, oder?
Doch als ich gerade auf »Mail verfassen« klicken will, um ein wenig Korrespondenz zu entwerfen, die eines Schundromans würdig wäre, entdecke ich eine neue E-Mail, die gerade eingegangen ist.
Den Absender kenne ich nicht.
Leonard Palmer.
Hmm . Ich lasse mir den Namen immer wieder durch den Kopf gehen und versuche herauszufinden, ob ich ihn irgendwann schon mal gehört habe. Meine Neugier gewinnt die Oberhand, und so klicke ich auf die E-Mail und fange an, sie zu lesen.
Während meine Augen den Text überfliegen, reiße ich vor Staunen den Mund auf.
O mein Gott! Das kann doch nicht wahr sein! Ich kann gar nicht glauben, was ich da lese.
Ich komme mir vor wie eine Goldsucherin. Als hätte ich seit vielen Monaten Tag für Tag vergeblich nach dem kostbaren Metall geschürft. Und heute, als ich beim Heimgehen die Schaufel wütend und ein für alle Mal wegwerfe, höre ich ein seltsames Geräusch. Und als ich mich umdrehe, um zu sehen, wo die Schaufel gelandet ist, blinzele ich fassungslos.
Ich bin auf Gold gestoßen.
Gute Nachrichten
verbreiten sich schnell
Ich weiß, ich könnte einfach meine Freundinnen anrufen und ihnen am Telefon sagen, was ich gerade in der E-Mail meines geheimnisvollen Lebensretters Leonard Palmer an Mason gelesen habe. Aber ein Durchbruch dieser Größenordnung lässt sich weitaus besser persönlich mitteilen. Daher nehme ich einen Ausdruck der E-Mail, lasse meine Eltern wissen, dass ich bei Angie übernachten werde, springe ins Auto und sause los.
Sobald ich auf der Hauptstraße bin, hole ich mein Handy heraus, um Jade anzurufen und ihr zu sagen, dass sie zu Angies Haus kommen soll. Während ich mit einer Hand das Lenkrad umklammere, flippe ich mit der anderen das Handy auf und drücke auf Jades Kurzwahl. Ich weiß, ich weiß, man soll nicht gleichzeitig fahren und telefonieren. Es verstößt gegen die Straßenverkehrsordnung, blablabla. Aber sicher ist im Gesetz irgendein Schlupfloch für Notfälle vorgesehen. Und auch wenn niemand im Sterben liegt oder so, ist das hier eindeutig etwas ganz Wichtiges.
Jade nimmt ab und ich lege sofort los: »Hör zu, ich kann es jetzt nicht erklären, aber es gibt einen Durchbruch für den Karma-Klub, und du musst mich unbedingt bei Angie treffen, sagen wir mal in …« Ich schaue aus dem Seitenfenster, um zu sehen, an welcher Straße ich gerade vorbeikomme. »… fünf Minuten.«
»Echt? Was gibt’s denn?«
Ich gebe Gas, bevor die Ampel von Gelb auf Rot umspringt.»Ich kann es dir nicht am Telefon sagen. Besser ist es, wenn wir uns sehen. Aber glaub mir: Es ist gut!«
Jade schweigt und ich kann mir lebhaft vorstellen, wie sie sich den Kopf zerbricht, um herauszufinden, was mein geheimnisvoller Durchbruch sein könnte. Als sie es nicht schafft, sagt sie nur: »Okay, ich fahr gleich los.«
Aus den Augenwinkeln sehe ich ein grelles Blitzlicht. Die Art von Blitzlicht, das Promis auf dem roten Teppich genießen, wenn Paparazzi Fotos von ihnen schießen. Ich frage mich kurz, ob vielleicht irgendein Filmstar in der Stadt ist, aber ich kann mich nicht umdrehen und nach hinten sehen, weil ich sowieso schon mit einer Hand am Steuer und einer Hand am Handy fahre und es mir nicht leisten kann, jetzt einen Telefonmast zu rammen.
»Gut, dann bis gleich«, sage ich, beende das Gespräch und werfe das Handy auf den Beifahrersitz.
Fünf Minuten später halte ich vor Angies Haus. Als ich in den Rückspiegel blicke, sehe ich die Scheinwerfer von Jades Auto, das gleich hinter mir einbiegt. Gemeinsam laufen wir die Stufen hinauf und klopfen an die Haustür.
Mrs Harper macht auf. Sie ist schon im Nachthemd und trägt darüber einen offenen Morgenmantel. Sie sieht uns an und wirft einen Blick auf die Wanduhr. »Jade und Maddy, es ist schon fast elf. Ist das nicht ein bisschen spät für einen Besuch?«
»Ich weiß, Mrs Harper«, sage ich. »Tut mir leid, dass wir Sie so spät noch stören, aber wir müssen unbedingt Angie sprechen.«
Mit einem tiefen Seufzen tritt Mrs Harper beiseite und lässt uns rein. Dann ruft sie nach hinten: »Angela, deine Freundinnen sind hier.«
Angie taucht in kurzen alten Shorts und einem T-Shirt auf. »Ist jemand gestorben?«, fragt sie ironisch.
»Noch nicht«, sage ich mit einem verschmitzten Grinsen.
Angie hat meine Andeutung sofort verstanden. »Ach so,
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