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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Tischen war beinahe die ganze Gesellschaft vom Tanz von vorhin wieder zusammen.
    «‘n Abend, Kinder», sagte Brett. «Ich möchte was trinken.»
    «O Brett, Brett!» Der kleine griechische Porträtmaler, der sich Durchlaucht nennen ließ, zu dem aber alle Zizi sagten, kam eilig auf sie zu. «Ich hab Ihnen was Großartiges zu erzählen.»
    «‘n Abend, Zizi», sagte Brett.
    «Sie müssen meinen Freund kennenlernen», sagte Zizi. Ein dicker Mann kam näher.
    «Graf Mippipopolous, darf ich Sie Lady Ashley vorstellen?»
    «Guten Abend», sagte Brett.
    «Sie verleben wohl eine sehr angenehme Zeit in Paris, meine Gnädigste?» fragte Graf Mippipopolous, der an seiner Uhrkette einen Elchzahn trug.
    «Ja, sehr», sagte Brett.
    «Paris ist schon eine fabelhafte Stadt», sagte der Graf. «Aber ich glaube, daß sich bei Ihnen in London auch allerhand tut.»
    «O ja. Enorm», sagte Brett.
    Braddocks rief von einem Tisch: «Barnes, komm, trink was. Dein Mädchen kam in einen furchtbaren Skandal.»
    «Wieso?»
    «Über irgendwas, was die Tochter der Patronne sagte. Gab einen Heidenkrach. Weißt du, sie war einfach fabelhaft. Zeigte ihre gelbe Karte und wollte die von der Tochter der Patronne sehen. Ich kann dir sagen, das war ein Skandal!»
    «Was passierte denn zum Schluß?»
    «Oh, irgend jemand hat sie nach Hause gebracht. Sah nicht schlecht aus, die Person. Beherrschte ihr Vokabular fabelhaft. Bleib doch hier und trink was.»
    «Nein», sagte ich. «Ich muß abhauen. Cohn gesehen?»
    «Er ist mit Frances nach Hause gegangen», warf Mrs. Braddocks ein.
    «Armer Kerl, sieht furchtbar niedergedrückt aus», sagte Braddocks.
    «Wird’s wohl auch sein», sagte Mrs. Braddocks.
    «Ich muß abhauen», sagte ich. «Gute Nacht.»
    Ich sagte Brett an der Bar gute Nacht. Der Graf ließ Champagner fließen.
    «Wollen Sie ein Glas mit uns trinken Sir?» fragte er.
    «Nein, danke tausendmal. Ich muß gehen.»
    «Wirklich weg?» fragte Brett.
    «Ja», sagte ich. «Hab verfluchte Kopfschmerzen.»
    «Ich sehe dich morgen.»
    «Komm ins Büro.»
    «Kaum.»
    «Also, wo sieht man dich?»
    «Irgendwo, so um fünf.»
    «Wollen wir sagen auf der anderen Seite?»
    «Gut, ich bin um fünf Uhr im Crillon.»
    «Versuch da zu sein.»
    «Keine Sorge», sagte Brett. «Ich hab dich doch noch nie versetzt, nicht wahr?»
    «Was von Mike gehört?»
    «Heute’ nen Brief gehabt.»
    «Gute Nacht, mein Herr», sagte der Graf.
    Ich ging hinaus auf den Bürgersteig und in der Richtung des Boulevards St. Michel hinunter, an den Tischen der Rotonde vorbei, die noch voll besetzt waren, und sah über die Straße nach dem Dome hinüber, dessen Tische bis dicht an die Fahrbahn standen. Jemand winkte mir von einem der Tische zu; ich sah nicht, wer es war, und ging weiter. Ich wollte nach Hause. Der Boulevard Montparnasse war verlassen. Bei Lavigne war alles fest zu, und in der Closerie des Lilas stapelte man die Tische auf. Ich kam am Denkmal von Ney vorbei, das zwischen frisch grünenden Kastanien im Bogenlicht stand. Am Sockel lehnte ein verblaßter purpurner Kranz. Ich blieb stehen, um die Inschrift zu lesen: Von den bonapartischen Vereinen und irgendein Datum, das ich vergessen habe. Er sah in seinen großen Reitstiefeln, wie er da mit seinem Säbel in den frisch grünenden Kastanien stand, phantastisch aus. Meine Wohnung lag gerade gegenüber, ein paar Häuser den Boulevard St. Michel hinauf.
    Bei der Concierge war noch Licht. Ich klopfte an ihre Tür, und sie gab mir meine Post. Ich wünschte ihr gute Nacht und ging die Treppe hinauf. Es waren zwei Briefe und Zeitungen. Ich sah sie mir im Eßzimmer unter dem Gaslicht an. Die Briefe waren aus den Staaten. Einer war eine Kontoaufstellung der Bank. Sie zeigte eine Bilanz von 2432,60 Dollar. Ich nahm mein Scheckbuch heraus, subtrahierte vier Schecks, die ich seit dem Ersten gezogen hatte, und entdeckte, daß ich einen Überschuß von 1832,60 Dollar hatte. Das schrieb ich auf die Rückseite der Aufstellung. Der andere Brief war eine Hochzeitsanzeige. Mr. und Mrs. Aloysius Kirby zeigten die Vermählung ihrer Tochter Katherine an – ich kannte weder das Mädchen noch den Mann, den sie heiratete. Vielleicht schickten sie Rundschreiben an alle Welt. Es war ein komischer Name, und ich war eigentlich ganz sicher, daß ich jemand mit dem Namen Aloysius nicht vergessen hätte. Es war ein guter katholischer Name. Auf der Anzeige war eine Krone. Wie bei Zizi, dem griechischen Herzog. Und diesem Grafen. Der Graf war komisch.

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