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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Bill. «Alle unsere großen Geschäftsleute sind Träumer gewesen. Sieh dir Ford an. Sieh dir Präsident Coolidge an. Sieh dir Rockefeller an. Sieh dir Jo Davidson an.»
    Ich nahm meine und Bills Angelruten auseinander und packte sie in den Rutenkasten. Ich steckte die Rollen in den Gerätesack. Bill hatte den Rucksack gepackt, und wir legten einen Forellensack hinein. Ich trug den andern.
    «Na», sagte Bill, «haben wir alles?»
    «Die Würmer.»
    «Deine Würmer. Steck sie da rein.»
    Er hatte den Sack auf dem Rücken, und ich steckte die Würmerschachtel in eine der Außentaschen.
    «Hast du jetzt alles?»
    Ich sah mich auf dem Gras unter den Ulmen um.
    «Ja.»
    Wir stiegen den Weg bergan, der in die Wälder führte. Es war ein langer Marsch zurück nach Burguete, und es war dunkel, als wir über die Felder hinunter auf die Landstraße kamen und auf der Landstraße zwischen den Häusern der Stadt mit ihren erleuchteten Fenstern bis zum Gasthof gingen.
    Wir blieben fünf Tage lang in Burguete und waren mit unserer Angelei sehr zufrieden. Die Nächte waren kalt und die Tage heiß, und selbst in der größten Mittagsschwüle ging ein leichter Wind. Es war so heiß, daß das Entlangwaten eines kalten Flusses eine Annehmlichkeit war, und die Sonne trocknete einen, wenn man heraus kam und sich ans Ufer setzte. Wir fanden einen Fluß mit einer Ausbuchtung, die zum Schwimmen tief genug war. Abends spielten wir Bridge zu dritt mit einem Engländer, der Harris hieß, der von St. Jean Pied de Port herübergekommen und im Gasthof abgestiegen war, um hier zu angeln. Er war sehr nett und ging zweimal mit uns zum Irati. Von Robert Cohn hörten wir kein Wort, ebensowenig von Brett und Mike.

6
    Eines Morgens ging ich hinunter zum Frühstück, und Harris, der Engländer, saß schon am Tisch. Er las die Zeitung durch seine Brille. Er sah auf und lächelte.
    «Guten Morgen», sagte er. «Ein Brief für Sie. Ich war auf der Post, und sie gaben ihn mir mit meinem.»
    Der Brief stand auf meinem Platz, gegen eine Kaffeetasse gelehnt. Harris las wieder seine Zeitung. Ich öffnete den Brief. Er war aus Pamplona nachgeschickt worden und war Sonntag, San Sebastian, datiert.

    Lieber Jake,
    wir sind Freitag hier angekommen, Brett ist im Zug zusammengebrochen, deshalb brachte ich sie für drei Tage hierher, damit sie sich in der Gesellschaft von ein paar guten alten Freunden ein bißchen erholt. Wir fahren Dienstag nach Pamplona, Hotel Montoya, und kommen dort, ich weiß nicht wann, an. Willst Du uns bitte eine Zeile mit dem Omnibus schicken, damit wir wissen, wie wir Euch am Mittwoch treffen können. Tut uns wahnsinnig leid, daß wir so spät kommen, aber Brett war wirklich erledigt und wird Dienstag wieder ganz in Ordnung sein, ist es eigentlich schon jetzt. Ich kenne sie ja so gut und gebe mir alle Mühe, auf sie aufzupassen, aber es ist nicht immer ganz leicht. Tausend Grüße Euch allen!
    Michael

    «Welchen Wochentag haben wir?» fragte ich Harris. «Mittwoch, glaube ich. Ja, sicher, Mittwoch. Wunderbar, wie man hier oben in den Bergen vollkommen jedes Zeitgefühl verliert.»
    «Ja. Wir sind beinahe eine Woche hier.»
    «Ich hoffe, Sie denken noch nicht an die Abreise.»
    «Doch. Wir müssen leider mit dem Nachmittagsbus weg.»
    «Das ist ja eine Gemeinheit. Ich hatte gehofft, wir würden noch einmal alle zusammen zum Irati gehen.»
    «Wir müssen nach Pamplona. Wir treffen dort Bekannte.»
    «Pech für mich. Wir hatten eine so nette Zeit hier in Burguete.»
    «Kommen Sie doch nach Pamplona. Wir können dort zusammen Bridge spielen, und die Fiesta wird sicher großartig.»
    «Würd ich ja gern. Furchtbar nett von Ihnen, mich aufzufordern.
    Aber ich bleibe am besten hier. Ich habe nicht mehr so sehr viel Zeit zum Angeln.»
    «Sie wollen die Großen aus dem Irati?»
    «Ja, wissen Sie, und ob! Es gibt dort phantastische Forellen.»
    «Ich würde es auch gern noch mal versuchen.»
    «Ach ja, bleiben Sie doch noch einen Tag. Seien Sie nett.»
    «Wir müssen wirklich in die Stadt zurück», sagte ich.
    «Wie schade.»
    Nach dem Frühstück saßen Bill und ich auf einer Bank vor dem Gasthaus, wärmten uns in der Sonne und besprachen die Angelegenheit. Ich sah ein Mädchen aus dem Innern der Stadt den Weg entlangkommen. Sie blieb vor uns stehen und nahm aus einer ledernen Tasche, die gegen ihren Rock baumelte, ein Telegramm.
    «Por ustedes?»
    Ich besah es. Die Adresse lautete: «Barnes, Burguete.»
    «Ja. Ist für uns.»
    Sie holte ein Buch

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