Fiesta
die Fälle und wurde hinabgetragen. Bevor ich zu Ende geködert hatte, sprang eine andere Forelle an dem Gefälle auf, machte denselben herrlichen Bogen und verschwand gleichfalls in dem herabdonnernden Wasser. Ich befestigte ein Gewicht von guter Größe und ließ es ins schäumende Wasser nah am Ende der Baumstämme des Wehrs gleiten.
Ich fühlte das Anbeißen der ersten Forelle überhaupt nicht. Erst als ich anzog, merkte ich, daß ich eine hatte, und brachte sie – sie kämpfte und bog die Rute beinahe entzwei – aus den kochenden Wassern am Fuß des Falls an Land und schwang sie aufs Wehr. Es war eine gute Forelle, und ich schlug sie mit dem Kopf gegen den Baumstamm, so daß sie im Todeskampf zitterte, und ließ sie dann in meinen Sack gleiten.
Während ich noch mit der ersten beschäftigt war, sprangen verschiedene Forellen am Gefäll hoch. Sobald ich neuen Köder befestigt hatte und wieder eintauchte, schnappte eine andere zu, und ich brachte sie auf die gleiche Art herein. In kurzem hatte ich sechs. Ich legte sie nebeneinander, die Köpfe alle in derselben Richtung, und besah sie. Sie hatten herrliche Färbungen und waren durch das kalte Wasser ganz fest und hart. Es war ein heißer Tag, darum schlitzte ich sie alle auf, nahm die Eingeweide heraus, Kiemen und alles, und schwenkte sie im Wasser hin und her. Ich nahm sie an Land, wusch sie in dem kalten, glatten Wasser oberhalb des Wehrs, dann pflückte ich Farnkräuter und packte sie alle in die Tasche, immer drei Forellen auf eine Lage Farn, und dann wieder eine Lage Farnkräuter, dann wieder drei Forellen, dann bedeckte ich sie mit Farn. Sie sahen hübsch zwischen den Farnen aus, und jetzt hatte die Tasche eine Ausbuchtung, und ich stellte sie in den Schatten der Bäume.
Es war sehr heiß auf dem Wehr, darum stellte ich meine Würmerschachtel neben die Tasche in den Schatten und nahm ein Buch aus dem Rucksack und machte es mir, bis Bill zum Lunch kommen würde, unter dem Baum zum Lesen bequem.
Es war etwas über Mittag, und es gab nicht viel Schatten, aber ich saß an den Stamm zweier Bäume gelehnt, die zusammengewachsen waren, und las. Das Buch war irgendwas von A. E. W. Masori, und ich las eine großartige Geschichte von einem Mann, der in den Alpen erfror, dann in eine Gletscherspalte gefallen und verschwunden war, und seine Braut sollte genau 24 Jahre warten, während ihr Geliebter auch wartete, und dann würde sein Körper auf der Moräne erscheinen, und sie warteten noch, als Bill kam.
«Hast du was?» fragte er. Er hielt seine Rute, seine Tasche und seinen Käscher alles in einer Hand und schwitzte. Ich hatte ihn nicht kommen hören, der Lärm des Wehrs war zu groß.
«Sechs, wieviel hast du?»
Bill setzte sich hin, öffnete seine Tasche und legte eine große Forelle aufs Gras. Er nahm noch drei heraus, jede ein bißchen größer als die vorhergehende, und legte sie nebeneinander in den Schatten des Baumes. Sein Gesicht hatte einen glücklichen Ausdruck und schwitzte.
«Wie sind deine?»
«Kleiner.»
«Zeig mal.»
«Sind verpackt.»
«Wie groß sind sie tatsächlich?»
«Alle ungefähr so groß wie deine kleinste.»
«Du machst dich nicht über mich lustig?»
«Leider nicht.»
«Hast sie alle mit Würmern gekriegt?»
«Ja.»
«Faules Aas.»
Bill steckte die Forellen in den Sack und schwenkte den offenen Sack um sich, als er dem Fluß zuging. Von den Hüften runter war er naß, und ich sah daran, daß er den Strom entlanggewatet war.
Ich ging den Weg hinauf und holte die beiden Flaschen Wein. Sie waren kalt. Die Feuchtigkeit perlte auf den Flaschen, als ich zu den Bäumen zurückging. Ich breitete unseren Lunch auf einer Zeitung aus und entkorkte eine der Flaschen und lehnte die andere gegen einen Baum. Bill kam heran, während er sich die Hände trocknete. Seine Tasche war durch das Farnkraut rundlich angeschwollen.
«Zeig mal die Flasche her», sagte er. Er zog den Korken heraus, setzte an und trank. «Huh, das tut den Augen weh.»
«Laß mich auch versuchen.»
Der Wein war eiskalt und schmeckte ein bißchen rostig.
«Gar kein so schlechter Wein», sagte Bill.
«Die Kälte macht ihn besser», sagte ich.
Wir packten die kleinen Lunchpakete aus.
«Huhn.»
«Hier sind hartgekochte Eier.»
«Siehst du Salz?»
«Zuerst die Eier», sagte Bill, «dann das Huhn. Selbst Bryan hätte das eingesehen.»
«Er ist tot. Ich las es gestern in der Zeitung.»
«Nein, nicht, wirklich?»
«Doch, Bryan ist tot.»
Bill legte das Ei,
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