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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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unerklärliche Handlungen, alle Arten von Vergehen verzeihen. Einem, der aficion besaß, konnte er alles vergeben. Er vergab mir sofort alle meine Freunde. Ohne daß er je etwas darüber gesagt hätte, waren sie einfach wie ein kleiner Schandfleck zwischen uns, vielleicht in der Art wie das Pferdeaufschlitzen beim Stierkampf.
    Bill war hinaufgegangen, sobald wir angekommen waren, und ich fand ihn in seinem Zimmer mit Waschen und Umziehen beschäftigt.
    «Na», sagte er, «viel Spanisch geredet?»
    «Er hat mir erzählt, daß die Stiere heute abend eintreffen.»
    «Komm, wir wollen die Bande suchen und dann hingehen.»
    «Schön, wahrscheinlich sitzen sie im Café.»
    «Hast du Billetts?»
    «Ja. Fürs Ausladen.»
    «Wie ist es denn?» Er zog seine Backe vor dem Spiegel hin und her, um zu sehen, ob noch unter dem Kinnbacken unrasierte Stellen seien.
    «Recht interessant», sagte ich, «die Stiere werden einer nach dem andern ausgeladen, aus den Käfigen gelassen und in den Corrals werden sie von Ochsen in Empfang genommen, die sie vom Kämpfen abhalten, und die Stiere stürzen sich auf die Ochsen, und die Ochsen laufen rum wie die alten Jungfern und versuchen, sie zu beruhigen.»
    «Schlitzen sie jemals die Ochsen auf?»
    «Ja. Manchmal stürzen sie sich einfach auf sie und bringen sie um.»
    «Können die Ochsen gar nichts dagegen tun?»
    «Nein. Sie versuchen sich mit ihnen anzufreunden.»
    «Wozu sind sie eigentlich darin?»
    «Um die Stiere zu beruhigen und sie daran zu hindern, daß sie sich die Hörner an den Steinwänden abbrechen oder sich gegenseitig aufschlitzen.»
    «Wie herrlich, wie herrlich, ein Ochse zu sein.»
    Wir gingen die Treppe hinunter, zur Tür hinaus und über den Platz zum Café Iruna. Zwei einsam aussehende Billettschalter standen auf dem Platz. Die Fenster, auf denen Sol, Sol y sombra und Sombra stand, waren geschlossen. Sie wurden erst am Tag vor Beginn der Fiesta aufgemacht.
    Jenseits des Platzes breiteten sich die weißen Korbstühle und Tische des Iruna unter den Arkaden bis zum Straßenrand aus. Ich sah mich nach Mike und Brett an den Tischen um. Da saßen sie. Brett und Mike und Robert Cohn. Brett trug eine Baskenmütze. Mike auch. Robert Cohn war barhaupt und trug seine Brille. Brett sah uns kommen und winkte. Um ihre Augen standen Fältchen, als wir uns dem Tisch näherten.
    «Hallo, Kinder!» rief sie.
    Brett war glücklich. Mike hatte eine besondere Art, eine Unmasse Gefühl in seinen Händedruck zu legen. Robert Cohn gab uns die Hand, weil wir wieder da waren.
    «Wo, zum Teufel, wart ihr nur?» fragte ich.
    «Ich hab sie hergebracht», sagte Cohn.
    «Was für Quatsch», sagte Brett, «wir wären längst hier, wenn du nicht gekommen wärst.»
    «Ihr wärt nie hier gelandet.»
    «Was für Quatsch. Kinder, seid ihr braun! Sieh dir mal Bill an.»
    «Wars Angeln gut?» fragte Mike. «Wir hätten euch so gern da getroffen.»
    «Es war nicht schlecht. Wir haben euch vermißt.»
    «Ich wollte gern nachkommen», sagte Cohn, «aber ich dachte, ich bringe sie lieber rauf.»
    «Du uns bringen! Welcher Unsinn.»
    «War es wirklich gut?» fragte Mike. «Habt ihr viel gekriegt?»
    «An manchen Tagen jeder ein Dutzend. Wir waren oben mit einem Engländer zusammen.»
    «Der Harris hieß», sagte Bill. «Kennst du ihn vielleicht, Mike? Er war auch im Krieg.»
    «Glücklicher Kerl», sagte Mike. «Was waren das doch für herrliche Zeiten. Wie ich mich nach diesen schönen Tagen zurücksehne!»
    «Sei nicht so dämlich.»
    «Warst du im Krieg, Mike?» fragte Cohn.
    «Und ob.»
    «Er war ein ausgezeichneter Soldat», sagte Brett. «Erzähl ihnen doch, wie dein Pferd eines Tages Piccadilly runtergerast ist.»
    «Ich denke gar nicht daran. Das hab ich schon viermal erzählt.»
    «Aber mir noch nie», sagte Cohn.
    «Ich erzähl die Geschichte nicht. Sie wirft ein ungünstiges Licht auf mich.»
    «Erzähl ihnen doch dann von deinen Orden.»
    «Kommt nicht in Frage. Diskreditiert mich auch.»
    «Was ist denn das für eine Geschichte?»
    «Brett kann es euch erzählen. Sie erzählt alle Geschichten, die mich diskreditieren.»
    «Los. Erzähl, Brett.»
    «Soll ich?»
    «Ich werd’s selbst erzählen.»
    «Was für Orden hast du denn, Mike?»
    «Ich hab gar keine Orden.»
    «Du mußt doch welche haben.»
    «Ich nehme an, daß ich die üblichen Orden besitze. Aber ich hab mich nie darum gekümmert. Eines Tages war ein großes, fabelhaftes Dinner, zu dem der Prince of Wales erwartet wurde, und auf den

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