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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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angreift, und sieh zu, wie der Picador versucht, den Stier abzuwehren, aber dann sieh erst wieder hin, wenn das Pferd tot ist, falls es verwundet worden ist.»
    «Mir ist ein bißchen schwummerig», sagte Brett. «Wer weiß, ob ich es aushalten kann.»
    «Du wirst es schon aushalten. Dir wird nur der Teil mit den Pferden schrecklich sein, und sie sind ja bei jedem Stier nur ein paar Minuten drin. Sieh eben einfach nicht hin, wenn es schlimm wird.»
    «Es wird schon gehen», sagte Mike. «Ich werd schon auf sie aufpassen.»
    «Ich glaub nicht, daß du dich langweilen wirst», sagte Bill.
    «Ich geh rüber zum Hotel und hol die Ferngläser und den Weinbeutel», sagte ich. «Ich treff euch gleich hier. Beschwipst euch nicht inzwischen.»
    «Ich komm mit», sagte Bill. Brett lächelte uns zu.
    Wir gingen unter den Arkaden entlang, um die Hitze auf dem Platz zu vermeiden.
    «Dieser Cohn ist unerträglich», sagte Bill. «Seine jüdische Überlegenheit ist so stark, daß er glaubt, daß er nichts als Langeweile von dem Kampf haben wird.»
    «Wir werden ihn mit den Ferngläsern beobachten», sagte ich.
    «Zum Teufel mit ihm.»
    «Da verbringt er eine Menge Zeit.»
    «Sollte dableiben.»
    Auf der Treppe im Hotel trafen wir Montoya.
    «Kommen Sie», sagte Montoya. «Wollen Sie Pedro Romero kennenlernen?»
    «Großartig», sagte Bill. «Wo ist er?»
    Wir folgten Montoya die Treppe hinauf und einen Korridor entlang.
    «Er wohnt in Zimmer acht», erklärte Montoya. «Er zieht sich zum Kampf um.»
    Montoya klopfte an die Tür und öffnete sie. Es war ein düsteres Zimmer; durch das Fenster, das auf die enge Straße ging, fiel nur wenig Licht herein. Es hatte zwei Betten, die durch eine klösterliche Scheidewand getrennt waren. Das elektrische Licht brannte. Der Junge stand sehr gerade und ohne zu lächeln in seinem Stierkämpferanzug da. Seine Jacke hing über einer Stuhllehne. Sie waren gerade dabei, ihm die Schärpe umzuwinden. Sein schwarzes Haar glänzte unter dem elektrischen Licht. Er trug ein weißes Leinenhemd, und der Degenträger befestigte das Ende seiner Schärpe, stand auf und trat einen Schritt zurück. Pedro Romero nickte, er schien mit seinen Gedanken sehr weit weg und machte einen würdigen Eindruck, als er uns die Hand gab. Montoya sagte, daß wir leidenschaftliche aficionados seien und daß wir ihm Glück wünschen wollten. Romero hörte sehr ernst zu.
    Dann wandte er sich zu mir. Er war der bestaussehende Junge, der mir je begegnet ist.
    «Sie gehen zum Stierkampf», sagte er auf englisch.
    «Sie können Englisch?» sagte ich und fühlte mich wie ein Idiot.
    «Nein», sagte er und lächelte.
    Einer der drei Männer, die bisher auf den Betten gesessen hatten, kam näher und fragte, ob wir Französisch sprächen. «Wollen Sie, daß ich es verdolmetsche? Wollen Sie Pedro Romero irgendwas fragen?»
    Wir dankten ihm. Was sollte man ihn schon fragen? Der Junge war neunzehn Jahre alt, allein bis auf seinen Degenträger und die drei Anhänger, und der Stierkampf sollte in zwanzig Minuten losgehen. Wir wünschten ihm mucha suerte, schüttelten ihm die Hand und gingen hinaus. Er stand da, gerade und gutaussehend und ganz für sich allein, allein in dem Zimmer mit seinen Anhängern, als wir die Tür schlossen.
    «Ein feiner Junge, nicht wahr?» fragte Montoya.
    «Gut aussehender Kerl», sagte ich.
    «Er sieht wie ein Torero aus», sagte Montoya. «Ganz der Typ.»
    «Ein feiner Junge.»
    «Wir wollen sehen, wie er in der Arena ist», sagte Montoya.
    Wir fanden den großen, ledernen Weinbeutel an der Wand meines Zimmers gelehnt, nahmen ihn und die Feldstecher, schlossen die Tür ab und gingen hinunter.
    Es war ein guter Stierkampf. Bill und ich regten uns sehr wegen Pedro Romero auf. Montoya saß ungefähr zehn Plätze von uns entfernt. Nachdem Romero den ersten Stier getötet hatte, fing ich Montoyas Blick auf, der mir zunickte. Das war einer! Schon lange hatte es keinen mehr gegeben. Von den anderen beiden Matadoren war der eine recht gut und der andere ging an. Aber mit Romero war gar kein Vergleich, obschon keiner seiner Stiere viel taugte.
    Mehrere Male während des Stierkampfs sah ich mit dem Fernglas zu Mike, Brett und Cohn hinauf. Es schien alles in Ordnung. Brett sah wie sonst aus. Alle drei lehnten sich auf die Betonbrüstung vor ihnen.
    «Gib mir das Fernglas», sagte Bill.
    «Sieht Cohn gelangweilt aus?» fragte ich.
    «Dieser Itzig.»
    Außerhalb der Arena konnte man, nachdem der Stierkampf vorüber war, sich

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