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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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neue Gänge dazu. Nach dem Essen gingen wir durch die Stadt. Ich erinnere mich, daß ich beschloß, die ganze Nacht aufzubleiben, um die Stiere um sechs Uhr früh durch die Straßen kommen zu sehen, und dann war ich so müde, daß ich so gegen vier Uhr zu Bett ging. Die anderen blieben auf.
    Mein eigenes Zimmer war verschlossen, und ich konnte den Schlüssel nirgends finden, darum ging ich die Treppe hinauf und schlief in einem der Betten in Cohns Zimmer. Die Fiesta nahm draußen in der Nacht ihren Fortgang, aber ich war zu schläfrig, um wach zu bleiben. Ich erwachte durch den Lärm einer explodierenden Rakete, die das Loslassen der Stiere aus den Corrals am Ende der Stadt anzeigte. Nun würden sie durch die Stadt jagen und in den Toril stürmen. Ich hatte fest geschlafen, und als ich erwachte, wußte ich, daß es zu spät war. Ich zog einen Mantel von Cohn an und ging hinaus auf den Balkon. Unten die enge Straße war leer. Alle Balkons waren mit Leuten überfüllt. Plötzlich kam ein Haufen Menschen die Straße herunter. Sie rannten alle, dicht gedrängt. Sie kamen vorbei und liefen die Straße zu nach dem Toril, und hinter ihnen kamen mehr Leute, die noch schneller liefen, und dann ein paar Nachzügler, die wirklich rannten. Hinter ihnen war ein kleiner, freier Zwischenraum, und dann galoppierten die Stiere heran, ihre Köpfe auf und ab werfend. Alles verschwand außer Sicht. Ein Mann fiel hin, rollte in den Rinnstein und lag unbeweglich da. Aber die Stiere liefen stracks weiter und bemerkten ihn nicht. Sie rannten alle zusammen.
    Nachdem sie außer Sicht waren, hörte man ein großes Gebrüll aus dem Toril. Es dauerte an. Dann schließlich den Paff einer Rakete, der bedeutete, daß die Stiere durch die Menschenmenge hindurch in die Arena und die Corrals gelaufen waren. Ich ging ins Zimmer zurück und ins Bett. Ich hatte auf dem steinernen Balkon mit nackten Füßen gestanden. Ich wußte, daß die ganze Clique draußen in der Arena gewesen war. Als ich wieder im Bett lag, schlief ich sofort ein.
    Cohn weckte mich, als er nach Hause kam. Er fing an sich auszuziehen und ging und machte das Fenster zu, weil die Leute von dem Balkon des gegenüberliegenden Hauses uns in die Fenster sahen.
    «Hast du alles gesehen?» fragte ich.
    «Ja. Wir waren alle da.»
    «Jemand verletzt worden?»
    «Einer der Stiere geriet ins Publikum in der Arena und hat sechs oder acht Leute in die Luft geschleudert.»
    «Wie fand es Brett?»
    «Es ging alles so schnell, daß es überhaupt niemand berührt hat.»
    «Schade, daß ich nicht auf war.»
    «Wir wußten gar nicht, wo du warst. Wir waren an deiner Tür, aber sie war verschlossen.»
    «Wo wart ihr die Zeit über?»
    «Wir haben getanzt.»
    «Ich war zu müde», sagte ich.
    «Himmel! Bin ich jetzt müde», sagte Cohn. «Hört dies denn überhaupt nicht auf?»
    «Nicht vor einer Woche.»
    Bill machte die Tür auf und streckte seinen Kopf herein.
    «Wo warst du denn, Jake?»
    «Ich habe sie vom Balkon aus vorbeikommen sehen. Wie war’s?»
    «Fabelhaft.»
    «Wo gehst du hin?»
    «Schlafen.»
    Vor Mittag war keiner auf. Wir aßen an einem von den Tischen, die man unter die Arkaden gestellt hatte. Die Stadt war voller Leute. Wir mußten auf einen Tisch warten. Nach Tisch gingen wir hinüber ins Iruna. Es füllte sich, und als die Zeit der Stierkämpfe näher kam, wurde es voller, und die Tische waren dicht besetzt. In der Luft war ein dichtes, gedrängtes Summen, wie jeden Tag vor einem Stierkampf. Das Café machte zu keiner anderen Zeit dieses Geräusch, ganz gleich, wie überfüllt es auch sein mochte. Das Summen hielt an, und wir saßen da und waren ein Teil davon.
    Ich hatte sechs Plätze für alle Kämpfe genommen. Drei davon waren barreras, erste Reihe, erster Ring, und drei sobrepuertos, Sitze mit hölzernen Lehnen auf halber Höhe des Amphitheaters. Mike fand, daß Brett das erste Mal lieber hoch oben sitzen sollte, und Cohn wollte sich zu ihnen setzen. Bill und ich sollten auf den barreras sitzen, und ich gab dem Kellner das übriggebliebene Billett zum Verkaufen. Bill gab Cohn Ratschläge, wie er sich benehmen und wo er hinsehen sollte, damit ihm die Pferde nicht leid täten. Bill hatte eine ganze Saison Stierkämpfe hinter sich.
    «Ich habe keine Angst, wie ich es überstehen werde», sagte Cohn, «ich habe nur Angst, daß es mich langweilen wird.»
    «Glaubst du?»
    «Sieh nicht die Pferde an, nachdem der Stier sie aufgeschlitzt hat», sagte ich zu Brett. «Sieh zu, wenn er

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