Fiesta
die Arena dorthin, wo der Stier herauskommen mußte.
Nachdem es vorbei war, gingen wir hinaus und wurden in dem Gewühl eingequetscht.
«Diese Stierkämpfer haben’s in sich», sagte Brett. «Ich fühl mich wie eine ausgepreßte Zitrone.»
«Kriegst gleich was zu trinken», sagte Mike.
Am nächsten Tag kämpfte Pedro Romero nicht. Es waren Miura-Stiere und ein sehr schlechter Stierkampf. Am Tag darauf war kein Stierkampf angesetzt. Aber Tag und Nacht nahm die Fiesta ihren Lauf.
9
Am Morgen regnete es. Von der See her stieg der Nebel über die Berge. Die Spitzen der Berge waren unsichtbar. Das Plateau war leblos und trübe, und die Bäume und Häuser sahen ganz anders aus als vorher. Ich ging vor die Stadt hinaus, um mir das Wetter anzusehen. Das schlechte Wetter kam vom Meer über das Gebirge.
Die Fahnen auf dem Platz hingen triefend von den weißen Pfosten, und die Banner waren durchnäßt und hingen feucht gegen die Fassaden der Häuser, und zwischen einem feinen Sprühregen fiel schwerer Regen herab und jagte alle unter die Arkaden und machte Wasserpfützen auf dem Platz und die Straßen naß und dunkel und verlassen; doch die Fiesta nahm ohne Pause ihren Fortgang. Nur unter Dach und Fach.
Die gedeckten Plätze der Arena waren von Leuten überfüllt, die vom Regen geschützt den Wettkampf der baskischen und navarresischen Tänzer und Sänger mitmachen wollten. Nachher tanzten die Val Carlos-Tänzer in ihren Kostümen im Regen die Straße hinunter, und die Trommeln klangen hohl und feucht, und die Anführer der Gruppen ritten auf ihren großen, schwerhufigen Gäulen vorneweg, und ihre Kostüme und die Satteldecken der Pferde troffen vom Regen. Die Menge war in den Cafés, und auch die Tänzer kamen herein und setzten sich hin, streckten ihre festgewickelten weißen Beine unter die Tische, schüttelten das Wasser von ihren mit Schellen geschmückten Kappen und breiteten ihre roten und lila Jacken zum Trocknen über ihre Stühle aus. Draußen goß es in Strömen.
Ich verließ die Menge und ging hinüber ins Hotel, um mich zum Essen zu rasieren. Ich rasierte mich gerade, als jemand an meine Tür klopfte. Ich rief: «Herein.»
Montoya kam herein.
«Wie geht es Ihnen?» fragte er.
«Glänzend», sagte ich.
«Heute gibt’s keine Stiere.»
«Nein», sagte ich. «Nichts als Regen.»
«Wo sind denn Ihre Freunde?»
«Drüben im Iruna.»
Montoya lächelte sein befangenes Lächeln.
«Sagen Sie», fing er an, «kennen Sie eigentlich den amerikanischen Botschafter?»
«Ja», sagte ich. «Den amerikanischen Botschafter kennt doch jedes Kind.»
«Er ist in der Stadt.»
«Ja», sagte ich. «Wir sahen ihn.»
«Ich hab ihn auch gesehen», sagte Montoya. Er schwieg, und ich rasierte mich weiter.
«Setzen Sie sich doch. Ich laß was zu trinken kommen.»
«Nein, ich muß gehen.»
Ich rasierte mich zu Ende, steckte mein Gesicht dann in die Waschschüssel und wusch es mit kaltem Wasser. Montoya stand verlegen da und sah noch verlegener als sonst aus. Er wollte mir irgend etwas sagen.
«Sehen Sie», sagte er. «Ich hab eben eine Botschaft aus dem Grand Hotel bekommen, daß sie Pedro Romero und Marcial Lalanda heute abend zum Mokka nach dem Diner erwarten.»
«Na», sagte ich. «Das kann ja Marcial nicht schaden.»
«Marcial ist den ganzen Tag über in San Sebastian. Er ist mit Marquez heute früh im Auto hingefahren. Ich glaube nicht, daß sie heute abend zurück sind.»
Montoya stand verlegen da. Er wollte, daß ich etwas sagte.
«Bestellen Sie es Romero nicht», sagte ich.
«Glauben Sie, daß das geht?»
«Aber natürlich.»
Montoya war sehr befriedigt.
«Ich wollte Sie fragen, weil Sie Amerikaner sind», sagte er.
«Das würde ich an Ihrer Stelle tun.»
«Sehen Sie», sagte Montoya, «die Leute nehmen so einen Jungen und wissen nicht, wie wertvoll er ist. Sie wissen nicht, was in ihm steckt. Jeder Fremde kann ihm schmeicheln. Sie fangen solche Sachen wie die im Grand Hotel an, und in einem Jahr ist er erledigt.»
«Wie Algabeno», sagte ich.
«Ja, wie Algabeno.»
«Es ist eine feine Gesellschaft», sagte ich. «Jetzt ist eine Amerikanerin hier, die Stierkämpfer sammelt.»
«Ich weiß. Sie mögen nur die jungen.»
«Ja», sagte ich, «die alten werden dick.»
«Oder verrückt, wie Gallo.»
«Na», sagte ich, «es ist ja sehr einfach. Sie bestellen ihm die Einladung einfach nicht.»
«Er ist so ein feiner Junge», sagte Montoya. «Er sollte bei seinen Leuten bleiben. Er sollte sich nicht auf
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