Fiesta
stürzt.»
«Die Stiere waren gut», sagte Cohn.
«Sie waren ausgezeichnet», sagte Mike.
«Nächstes Mal will ich unten sitzen.» Brett trank aus ihrem Absinthglas.
«Sie will die Stierkämpfer in der Nähe sehen», sagte Mike.
«Sie sind schon was», sagte Brett. «Dieser Romerojunge ist ein richtiges Kind.»
«Er sieht verdammt gut aus», sagte ich. «Als wir bei ihm auf seinem Zimmer waren, ich muß sagen – ich habe nie einen besser aussehenden Burschen gesehen.»
«Für wie alt hältst du ihn?»
«Neunzehn oder zwanzig.»
«Sieh mal an.»
Der Stierkampf am zweiten Tag war viel besser als der am ersten. Brett saß zwischen Mike und mir an der barrera, und Bill und Cohn gingen nach oben. Romero machte das Ganze. Ich glaube, Brett sah überhaupt nur ihn. Den anderen, bis auf die ganz hartgesottenen Sachverständigen, ging es ebenso. Romero war alles. Es fochten außer ihm noch zwei Matadore, aber sie zählten nicht. Ich saß neben Brett und erklärte ihr, worum es sich handelte. Ich sagte ihr, sie solle den Stier und nicht das Pferd beobachten, wenn die Stiere die Picadores angriffen, und sah zu, daß sie beobachtete, wie der Picador die Spitze seiner Lanze placierte, damit das Ganze eine Sache mit einem Ziel wurde und nicht nur ein Schauspiel mit unerklärlichen Grausamkeiten blieb. Ich machte sie darauf aufmerksam, wie Romero mit seiner capa den Stier von einem gefallenen Pferd abzog und wie er ihn mit der capa hielt und ihn geschmeidig und anmutig herumdrehte, ohne dem Stier etwas zu tun. Sie sah, wie Romero jede schroffe Bewegung vermied und seine Stiere für das Ende aufsparte, wenn er sie nicht fertig und abgekämpft, sondern ermüdet haben wollte. Sie sah, wie nah Romero immer an dem Stier arbeitete, und ich zeigte ihr die Tricks, die die anderen Stierkämpfer benutzten, damit es aussah, als ob sie nah daran arbeiteten. Ihr wurde klar, warum sie die capa- Arbeit von Romero mochte und die der anderen nicht.
Bei Romero gab es keine Verzerrungen, es war immer alles gerade, rein und natürlich in der Linie. Die anderen wanden sich wie Korkenzieher, mit hochgehobenen Ellbogen, und lehnten sich an die Flanke des Stiers, wenn seine Hörner vorbei waren, damit es gefährlich aussehen sollte. Nachher merkte man schon, was Schwindel gewesen war, es gab einem ein unangenehmes Gefühl. Romeros Stierkampf gab allem innere Spannung, weil er die absolute Reinheit der Linie seiner Bewegungen bewahrte und immer ruhig und glatt die Hörner ganz dicht an sich vorbeiließ. Er brauchte die Nähe nicht zu betonen. Brett sah, daß das, was schön war, wenn es nahe am Stier geschah, weiter ab lächerlich wurde. Ich erzählte ihr, daß seit dem Tod von Joselito alle Stierkämpfer die Technik entwickelt hatten, Gefahr vorzutäuschen, um eine falsche Erregung zu verursachen, während der Stierkämpfer sich in Wirklichkeit in Sicherheit befand. Romero war alte Schule, er hielt seine reine Linie dadurch, daß er sich im höchsten Maß der Gefahr aussetzte, während er den Stier dadurch beherrschte, daß er ihm zu verstehen gab, daß er unerreichbar sei, während er ihn auf den Tod vorbereitete.
«Ich habe keine ungeschickte Bewegung an ihm gesehen», sagte Brett.
«Wirst du auch nicht, so lange er keine Angst hat», sagte ich.
«Der wird keine Angst haben», sagte Mike. «Er weiß zu verdammt viel.»
«Er wußte alles, als er anfing. Das kann keiner lernen, das ist bei ihm angeboren.»
«Und wie er aussieht», sagte Brett.
«Ich nehme an, du weißt, daß sie sich in diesen Stierkämpferburschen verliebt hat», sagte Mike.
«Würde mich gar nicht wundern.»
«Sei ein guter Kerl, Jake, und erzähl ihr nichts über ihn. Erzähl ihr doch, daß alle Stierkämpfer gewöhnlich ihre alten Mütter verprügeln.»
«Erzähl mir, daß sie Trunkenbolde sind.»
«Einfach schrecklich», sagte Mike. «Den ganzen Tag betrunken und verprügeln unentwegt ihre alten Mütter.»
«So sieht er aus», sagte Brett.
«Nicht wahr?» sagte ich.
Sie hatten die Maultiere an den toten Stier gebunden, und dann pfiff die Peitsche durch die Luft, die Männer liefen, und die Esel galoppierten mit gestreckten Beinen, und der Stier, dessen eines Horn hochstand, den Kopf auf der Seite, fegte glatt über den Sand und durch das rote Tor hinaus.
«Der nächste ist der letzte.»
«Ach nein», sagte Brett. Sie lehnte sich über die barrera. Romero winkte seine Picadores auf ihre Plätze, dann stand er, seine capa gegen die Brust haltend, und sah durch
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