Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
alleine und muss sich mit dieser furchtbaren Mamie Fitzbergen unterhalten
und sich einen ihrer langweiligen Vorträge darüber anhören, wie Spritzer von
Weihwasser ihre Jugend wiederherstellen. Harold sollte wirklich mehr Rücksicht
auf sie nehmen.”
„Irgendetwas
stimmt nicht mit Harold,” sagte George. „In letzter Zeit ist er nicht bei der
Sache, ist nicht er selbst. Ich werde bald mal mit ihm sprechen und versuchen
herauszufinden, ob etwas nicht in Ordnung ist.”
„Und
wenn du das tust,” sagte Louis Ryan von der anderen Seite des Tisches, „dann
sag’ ihm auch, dass ich mich bei ihm bedanke.”
Seine
Stimme hallte über den Tisch und war so laut, dass andere ihn hören konnten.
Eine Stille breitete sich aus, als diejenigen, die an dem Redman-Tisch saßen
– und die an den benachbarten Tischen – ihre Unterhaltungen
einstellten und zuhörten.
Elizabeth
und George wandten sich Ryan zu. Sein amüsierter Gesichtsausdruck verriet, dass
er sie belauscht hatte.
„Was
willst du damit sagen, Louis?” fragte George.
Louis
senkte den Kopf ein wenig und lugte über seine Brille. „Ich wünschte, ich
könnte das einfacher ausdrücken, George, aber das kann ich nicht. Es bedeutet,
dass ich möchte, dass du Harold ausrichtest, ich bedanke mich bei ihm.”
George
ignorierte den Sarkasmus und bewahrte einen ruhigen Ton. „Wofür?”
„Dafür,
dass er jemanden gefunden hat, der mein neues Hotel für mich leitet.”
George
war in diesem Milieu nicht zu Erfolg und Ansehen gekommen, ohne ein guter
Schauspieler zu sein. Er blieb ruhig, obschon er den Gedanken nicht wahrhaben
wollte, dass sein bester Freund mit diesem Menschen sprechen würde. „Es freut
mich, dass du und Harold miteinander geredet habt.”
„Das
ist ein Haufen Schwachsinn,” sagte Louis, „aber lassen wir das. Tatsächlich
hatten Harold und ich ein Treffen. Und eins muss ich ihm lassen – ich
könnte mit seinem Vorschlag nicht zufriedener sein.” Er lächelte. „Natürlich
sollte ich auch dir und Elizabeth dankbar sein. Ohne eure einsatzfreudigen
Anstrengungen wäre die junge Frau, auf die Harold mich aufmerksam gemacht hat,
heute nicht am Leben.”
George
wurde unvorsichtig. Haltung zu bewahren, wurde ihm allmählich gleichgültig.
„Vielleicht sollten wir uns später darüber unterhalten,” sagte er. „Ein anderes
Mal?” Er hob sein Champagnerglas, prostete Louis zu und trank. „Für mich haben
die Geschäftsgespräche vor ein paar Stunden aufgehört.”
Es
war, als ob sein Vorschlag auf taube Ohren stieße.
Louis
lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sagte: „Was mich an dieser jungen Frau
so fasziniert, ist, wie sehr sie mich an meine tote Frau erinnert. Erinnerst du
dich noch an Anne, George? Weißt du noch, wie lang und dunkel ihr Haar war? Wie
braun sie im Sommer wurde? Wie wunderschön und dickköpfig und stark sie war?
Wie lebendig sie war?” Er machte eine Pause. „Wahrscheinlich nicht. Ich kann
mir vorstellen, wenn man jemanden umbringt und damit durchkommt, muss einen das
dazu zwingen, jegliche Erinnerung an die Tat zu unterdrücken. Ich jedoch habe
nichts vergessen.”
In
demselben Moment, in dem Louis sich vorbeugte und George in die Augen sah, trat
ein Reporter nach vorne und machte eine Aufnahme von ihnen. Der Blitz ging los.
Elizabeth
Redman schaute den Reporter mit hasserfüllten Augen an und erhob sich so
schnell, dass ihr Stuhl umfiel und auf das Hartholzdeck niederkrachte.
Aufregung
wallte durch die Menge.
Der
Reporter machte ein weiteres Bild. Und noch eins.
Elizabeth
nahm ihr Wasserglas und schleuderte den Inhalt in Ryans Gesicht. Es traf ihn
unvorbereitet, aber seine erste Reaktion war, sie dafür auszulachen – bis
sie ihm ihren Martini direkt in die Augen schüttete, wo es brannte.
Jetzt
schauten alle zu. George ergriff Elizabeths Arm, bevor sie noch etwas tun
konnte, das sie später bereuen würde. Kameras klickten jetzt überall.
„Du
hast es faustdick hinter den Ohren, Ryan,” sagte er.
„Du
hast keine Vorstellung davon, wie sehr,” sagte Louis, wischte sich das Gesicht
und tupfte sich die Augen mit einem seidenen Taschentuch. „Gut getroffen,
Elizabeth. Ganz toll.” Er schaute sie beide an. „Die Person, von der ich rede,
ist eure Tochter Leana. Ich habe sie angestellt, um mein neues Hotel für mich
zu leiten. Sie fängt nächste Woche an.”
KAPITEL
26
Während
ihre Eltern und Schwester auf der größten Privatjacht der Welt zu Abend aßen,
stand
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