Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
sprechen.”
Sie
starrte ihn wütend an. „Und weshalb? Wegen etwas, das ich getan habe? Nein,
Mario. Wegen etwas, das du oder deine gottverdammte Familie getan habt. Was
glaubst du denn, wie sich das anfühlt zu wissen, dass ich in einer Woche nicht
mehr am Leben sein könnte – und nur wegen meiner Verbindung zu dieser
Familie?”
„Das
wird nie geschehen—“
„Tatsächlich?”
sagte sie. „Und das kannst du mir versprechen? Das kannst du unseren Kindern
versprechen?”
„Lucia,
bitte.”
„Pass
auf,” sagte sie. „Du wolltest das besprechen, also besprechen wir’s. Ich möchte
wissen, was du den Kindern sagen wirst, wenn sie ihre Mutter erschosssen
vorfinden, weil sie ein Fenster öffnen wollte, um etwas frische Luft
hereinzulassen? Wie erklärst du ihnen die Löcher in meinem Körper? Das Blut in
meinem Gesicht? Ich habe eine Todesangst, und du hast mich noch kein einziges
Mal getröstet. Nachts liege ich in meinem Bett und frage mich, wann ich wieder
aus dem Haus gehen kann, aber ich stelle mir auch vor, dass es nie wieder
geschehen wird, denn es könnte meinen Tod bedeuten.”
„Du
wusstest, auf was du dich einlassen würdest, als du mich geheiratet hast.”
„Und?”
„Du
hattest die Wahl, mich nicht zu heiraten. Wir haben über die Gefahren
gesprochen.”
„Möchtest
du dich von mir trennen? Ist es das, was du sagst? Dafür ist es zu spät, Mario.
Ich bin eine Zielscheibe. Jetzt müssen wir beide sehen, wie wir damit fertig
werden.”
Mario
wollte gerade etwas erwidern, als das Telefon klingelte. Lucia schaute auf ihren Mann und sah,
wie er sich auf dem Hocker umdrehte.
Sie
wusste, wer anrief. Sie ging zum Apparat, aber Mario war neben ihr, schnitt ihr
den Weg ab.
„Du
wirst nicht abnehmen,” sagte er. „Vergiss es.”
Er
griff in demselben Moment nach dem Hörer, in dem Lucia ihn bat, den Anruf nicht
entgegenzunehmen. Aber Mario hob ab, unterhielt sich kurz, legte auf und war
aufgebracht.
„Du
hast mich belogen,” sagte er. „Es war Leana, die vor ein paar Minuten angerufen
hat. Sie steckt in Schwierigkeiten. Sie hat gesagt, du hast einfach aufgelegt.
Warum?”
„Du
weißt, warum.”
„Das
ist keine Entschuldigung.”
„Ich
bin deine Frau. Ich brauche mich nicht vor dir zu rechtfertigen, wenn eine
andere Frau anruft. Besonders, wenn es sich um diese Frau handelt.”
„Und
ob. Sie ist in Schwierigkeiten.”
Er
nahm seine Jacke und zog sie über, während er in seine Schuhe trat. Er war
wütend auf sie, aber darum würde er sich später kümmern. Leana brauchte ihn.
„Wo
gehst du hin, Mario?”
„Ich
treffe sie in einem Obdachlosenheim in der Prince Street.”
„Das
wirst du nicht.”
„Lucia
–“
„Ich
werde deinen Vater anrufen,” sagte sie. „Ich werde ihm sagen, wohin du gehst.”
„Du
kannst machen, was du willst. Mein Vater kennt die Umstände. Er weiß, dass ich
nur gehe, um ihr zu helfen.”
„Nicht,
wenn ich ihm etwas anderes erzähle.”
Stille
fiel über den Raum.
Mario
schaute seine Frau an und dachte an all die Jahre, die er mit ihr vergeudet
hatte, an all die Jahre, die jetzt verloren waren und die er nie wieder
zurückgewinnen konnte. „Was soll denn das heißen?” fragte er.
„Es
soll heißen, dass ich ihm sagen werde, du schläfst mit ihr,” sagte sie. „Es
soll heißen, dass ich ihm sagen werde, ich habe dich mit ihr im Bett erwischt.”
Mario
machte einen Schritt auf sie zu.
Lucia
wich nicht zurück. In ihren Augen lag ein Trotz, den kein
Einschüchterungsversuch vertreiben konnte. „Er glaubt mir eher als dir. Er wird
alles glauben und er wird sie umbringen. Das hat er mir selbst gesagt. Er wird
sie töten, Mario.”
„Das
würdest du wirklich tun? Du würdest meine Beziehung zu meinem Vater ruinieren?
Du würdest lügen, damit man eine unschuldige Person ums Leben bringt?”
Ohne
zu zögern sagte sie: „Da hast du verdammt noch mal recht. Das würde ich tun.”
All
die Liebe und all der Respekt, die Mario einmal für sie gehabt hatte, waren
verschwunden. „Dann schlage ich vor, dass du den Hörer abnimmst und anfängst zu
wählen, Lucia, denn ich gehe jetzt.”
Er
schritt an ihr vorbei und auf die Tür zu. Lucia ging zum Telefon. Mit
zitternden Händen und dem Bewusstsein, dass ihr Stolz und ihre Ehe auf dem
Spiel standen, nahm sie den Hörer ab und begann zu wählen.
„Das
solltest du dir noch einmal überlegen, Lucia,” sagte Mario von der Tür her,
„denn wenn du das machst, verlasse ich dich. Wenn
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