Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
Straßen. Und das hier ist ein Penthouse, was
ganz offensichtlich seinen Reiz vervielfacht.” Sie ließ einen Moment der Stille
vorübergehen. „Wenn Sie ein Zeichen setzen und in der Fifth Avenue wohnen
wollen, ist das hier der Ort dafür. Es gibt nur wenige Apartments in der Stadt,
die beeindruckender sind.”
Sie
gab dem Mann einen Augenblick, um den Raum auf sich wirken zu lassen.
„Machen
wir einen Rundgang,” sagte sie.
Die
große und luftige Wohnung bestand aus zwei Stockwerken und konnte sich
weitschweifender Blicke auf die Stadt rühmen. Sie war ganz in Weiß gehalten
– weiße Wände, weiße Teppiche, weiße Holzarbeit, weiße Marmorböden in den
Badezimmern, einen weißen Kamin in der Bibliothek, überall Weiß, Weiß, Weiß.
„So
weit ich gehört habe, sind die Besitzer Künstlertypen und exzentrisch,” sagte
die Maklerin, während sie durch das Wohnzimmer gingen und ins Esszimmer traten.
„Es handelt sich bei ihnen um Alten Geldadel aus Island, und es geht das
Gerücht um, sie haben ihr Heimatland so sehr vermisst, dass sie sich mit Weiß
umgaben; es sollte die Vorstellung erwecken, als hätte man sich in einem
Schneesturm verirrt.”
„Was
Sie nicht sagen?”
Sie
hörte den Sarkasmus heraus und musste lachen. „Man hat uns gebeten, das zu
sagen. Ich weiß nicht, ob es der Wahrheit entspricht. Aber ich kann bestätigen,
dass das Apartment in diesem Jahr in Architectural
Digest vorgestellt wurde.”
Der
Mann ging einen breiten Gang hinunter und betrat die Bibliothek. Sie folgte
ihm. „Das ist mein Lieblingszimmer,” sagte sie. „Die Fenster machen es dazu.
Das ist ein wahrer New Yorker Blick. Hier könnte man gut zweihundert Leute
unterhalten. Und nachts ist es atemberaubend. Vor diesem Hintergrund kann man
sich leicht vorstellen, wie schön es hier drinnen ist.”
Der
Mann schritt an die am weitesten entfernte Fensterfront. Er hielt die Hände auf
dem Rücken und blickte über die Dreiundfünfzigste Straße auf das neueste Hotel
der Stadt.
Die
Frau stellte sich neben ihn. „Und dann haben Sie das hier,” sagte sie. „Das
größte Hotel in New York. Viertausend Zimmer, und alle sind für das Wochenende
gebucht. Heute abend ist die Eröffnungsfeier. Sie haben gehört, dass Leana
Redman das Hotel führt?”
„Hat
sie nicht erst gestern ihre Schwester beerdigt?”
„Das
ist richtig.”
„Und
jetzt eröffnet sie heute Abend dieses Hotel,” sagte er. „Dann hat sie sich
ziemlich schnell erholt. Würden Sie das nicht auch sagen?”
Die
Frau erwiderte nichts. „Gefällt Ihnen der Blick?”
„Sehr,”
sagte er. „Aber ich hätte gerne gewusst, ob ich ihn in der Nacht genießen
kann?”
„Natürlich,”
sagte sie. „Ich könnte das für morgen Abend arrangieren.”
„Nein,”
sagte der Mann. „Ich verlasse morgen früh das Land. Ich werde nicht für mehrere
Wochen zurück sein, und bis dahin haben Sie es vielleicht schon verkauft.” Er
wandte sich vom Fenster ab und sah sie an. „Ich bin bereit, Ihnen heute ein
Angebot zu machen, aber ich muss es heute Abend sehen. Wenn der Blick so
spektakulär ist, wie Sie sagen, stelle ich Ihnen einen Scheck über den vollen
Betrag aus.”
Die
Frau bewahrte einen neutralen Gesichtsausdruck, aber ihr Verstand schwirrte.
Nachdem sie einige Gefallen eingefordert hatte, war es ihr gelungen, eine
Einladung zu der Eröffnungsfeier des Hotel Fifth zu bekommen. Sie hatte ein
Vermögen für ihr Kleid ausgegeben und fast ebenso viel, um es auf Maß umändern
zu lassen. Auf keinen Fall konnte sie dieses Apartment heute Abend zeigen. Die
Kontakte, die sie heute Abend knüpfen konnte, waren unbezahlbar.
Und
dennoch: Dieses Apartment war schon monatelang auf dem Markt. Die
Preisvorstellung belief sich auf $25 Millionen. Seit der Rezession war dieser
Mann der erste in Wochen, der ein ernsthaftes Interesse an ihm bekundete. Sie
konnte auf diesen Verkauf nicht verzichten, nicht aus geschäftlichen und nicht
aus persönlichen Gründen.
Der
Mann beobachtete sie und wartete auf eine Antwort. „Wenn das ein Problem ist,”
sagte er, „kann ich mich immer noch anderswo umsehen. Ich muss das heute
wirklich noch zu einem Abschluss bringen.”
„Nein,
nein,” sagte die Frau. „Das wird nicht nötig sein. Es ist nur – man hat
mich heute Abend zu dieser Party eingeladen. Leana Redman und ich sind
Freundinnen. Sie hat mich persönlich eingeladen. Es ist wichtig, dass ich daran
teilnehme und ihr durch einen sicherlich anstrengenden Abend
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