Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
schüttelte den Kopf und setzte sich widerstrebend in den Ledersessel.
Louis
wandte sich Spocatti zu. „Und Sie? Möchten Sie einen Kaffee?”
„Recht
gerne.”
„Das
habe ich mir schon gedacht.” Er drückte auf einen Knopf und sprach in eine
Sprechanlage: „Judy, könnten Sie uns zwei Tassen schwarzen Kaffees bringen?”
„Ich
nehme meinen mit Milch und Zucker,” sagte Spocatti.
„Aber
nicht heute.”
Louis
saß an seinem Schreibtisch und schaute auf, als Judy den Kaffee hereinbrachte.
Sie trug ein gestärktes weißes Kostüm, das ihre schlanke Figur betonte, und
hatte das neue Diamantenarmband um, das er ihr heute Morgen geschenkt hatte.
Als sie den Kaffee eingoss, konnte Louis den schwachen, nachhaltigen Duft ihres
Parfüms riechen. Es war zwar nicht derselbe, aber er reichte, um ihn an das
Parfüm zu erinnern, das Anne für gewöhnlich getragen hatte.
Als
sie wieder hinausging, schaute Louis Michael über den Schreibtisch hinweg an.
Die Ähnlichkeit mit seiner Mutter war verblüffend. Das dunkle Haar, die blauen
Augen, das eckige Kinn: alles war identisch.
„Ich
habe vorhin mit Santiago telefoniert,” sagte er zu Michael. „Wir sind zu einer
Einigung gekommen.”
Michael
richtete sich in seinem Sessel auf. „Zu was für einer Einigung? Was hat er
gesagt?”
Louis
wählte seine Worte vorsichtig. „Unter anderem hat er gesagt, dass er mit der
Sache mit deinem Hund nichts zu tun hat.”
„Und
du glaubst das?”
„Nein,”
sagte Louis. „Ich bin mir sicher, dass Santiago dafür verantwortlich ist. Ich
bin mir auch sicher, dass du statt deines Hundes tot auf jenem Fußboden gelegen
hättest, wenn du nicht hier bei mir gewesen wärest und dich mit mir unterhalten
hättest. Wir alle können dafür dankbar sein.”
Michael
verwarf die Anteilnahme seines Vater. „Was ist die Einigung?”
„Als
Gegenleistung dafür, dass ich ihm mein Wort gebe, ihm sein Geld zu beschaffen,
hat er sich bereit erklärt, dich am Leben zu lassen. Zumindest für eine Weile.”
„Was
soll das heißen?”
„Es soll heißen, das ich ihm mein Wort
nicht gegeben habe, ihm sein Geld zu beschaffen. Zumindest noch nicht. Im
Moment lebst du auf geborgter Zeit. Etwas weniger als drei Wochen, um genau zu
sein. Aber auch darauf würde ich mich nicht verlassen, Michael. Nach dem, was mit
deinem Hund passiert ist, glaube ich, dass wir davon ausgehen müssen, dass
Santiago nicht zu trauen ist.”
„Und
kann man dir trauen? Wenn ich das mache, was du von mir verlangst, wirst du ihm
dann das Geld geben?”
„Natürlich.”
„Und
warum zweifle ich daran?”
„Wahrscheinlich
aus demselben Grund, warum ich mir nicht sicher sein kann, ob du deinen Teil
unserer Abmachung erfüllen wirst. Wir haben uns so lange nicht gesehen,
Michael. Wir kennen einander nicht.”
„Das
ist eine merkwürdige Art, einander kennzulernen.”
Ein
Anflug von Zorn verdunkelte Louis’ Gesicht. „Ich habe dich nie gebeten, von zu
Hause wegzugehen, Michael. Bis dein erster Roman erschien, hatte ich keine
Ahnung, wo du wohntest, wie es dir ging, oder ob du überhaupt noch am Leben
warst. Sechzehn Jahre lang hast du mich aus deinem Leben ausgeschlossen, du
hast deinen Namen geändert, und jetzt, nach all der Zeit, kommst du zu mir und
bittest mich um Hilfe. Glaub nicht, du bekommst sie, ohne auch mir zu helfen.
So geht das nicht.”
Natürlich nicht. „Sag mir, was du von mir willst.”
„Du
weißt ja bereits, was ich von dir in Bezug auf George Redman verlange.”
Michael
entgegnete nichts.
„Aber
bevor du das tust, gibt es noch etwas, das du machen musst.”
„Und
das wäre?”
Louis
schaute seinem Sohn fest in die Augen.
„Ich
möchte, dass du Leana Redman heiratest.”
KAPITEL
16
„Wenn
du schon nicht auf Dauer hierbleiben möchtest, Leana, dass nimm doch um Gottes
willen etwas Geld von mir an. In dieser Stadt wirst du nie eine anständige
Wohnung mit dem bisschen Geld finden, das du über die Jahre hinweg angespart
hast. Willst du vielleicht in einer Absteige leben?”
„Wenn
es nicht anders geht, ja.”
Harold
Baines verzog das Gesicht und trat vom Fenster zurück, wo er gestanden hatte.
Die Frühnachmittagssonne warf einen warmen Glanz auf sein ergrauendes Haar, das
karierte Hemd, das er trug, und auf seine Khaki-Hosen. Er seufzte. „Dieser neue
Stolz und diese Entschlossenheit von dir verlangen mir so einiges ab. Möchtest
du etwas trinken?”
„Zu
früh für mich.”
„Für
mich nicht.
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