Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
einmal in seinem Leben soll er
sich um mich Sorgen machen. Wenn das überhaupt möglich ist.”
Der
Tag war warm und sonnig, als sie das Plaza verließ. Ein Luftzug hob ihr Haar
und fühlte sich auf ihrer Haut gut an. Leana ging die Stufen hinunter und stieg
in das wartende Taxi. Sie entschuldigte sich bei den Pagen, dass sie ihnen kein
Trinkgeld geben konnte, dankte ihnen für ihre Mühe, und das Taxi setzte sich in
Richtung von Harolds Stadtwohnung in Bewegung. Sie hatte keine Ahnung, dass
Vincent Spocatti ihr in einem anderen Taxi nachfuhr.
KAPITEL
15
„Sie
wohnt jetzt bei Harold Baines. Ich selbst bin ihr dorthin gefolgt.”
Louis
Ryan drehte sich in seinem Stuhl um beobachtete, wie Spocatti auf dem
Aubusson-Teppich an seinen Schreibtisch trat. Louis dachte, für jemanden, der
sein Geld damit verdiente, Leute zu töten, kleidete er sich ausgesprochen gut
und legte zudem eine superbe Haltung an den Tag. Der Mann bewegte sich trotz
seines muskulösen Körperbaus leicht, beinahe anmutig.
Vincent
Spocatti war einundvierzig Jahre alt. Er war weder ein vormaliger Agent, noch
hatte er in seinem früheren Leben für das FBI gearbeitet. Nach dem, was Louis
jedoch von ihm wusste, hatte er seine Konkurrenz genauestens beobachtet und
sich ihre Taktiken angeeignet. Er war ein Computerexperte und ein
internationaler Attentäter, der mit seinen Talenten ein persönliches Vermögen
angehäuft hatte. Sein Haar war schwarz und kurz gehalten, seine Wangenknochen
traten deutlich hervor, und der Spalt in seinem Kinn war tief. Vor vielen
Jahren war er einer der besten Boxer in der Armee gewesen; der Umstand, dass er
schnell war und sich leichtfüßig bewegte, hatte ihm so manchen Sieg
eingebracht. In den sieben Jahren als Privatdetektiv war er nicht ein einziges
Mal aufgeflogen.
Es
half, wenn man skrupellos war – und das war genau der Grund, warum Ryan
ihn engagiert hatte.
„Und
Sie haben jemanden beauftragt, der sie jetzt beobachtet?” fragte Louis.
„Ich
habe zwei Leute,” sagte Spocatti. Baines lebt in einer Stadtwohnung an der Ecke
von der Einundachtzigsten Straße und der Fünften. Einer der Männer befindet sich
vor dem Metropolitan und beobachtet den Vordereingang. Der andere sitzt in
einem Transporter in der Einundachtzigsten Straße, behält den Seiteneingang im
Auge und lauscht mit einem Richtmikrofon. Das Gerät hat eine
Ultrafrequenzfunktion, mit der man Telefongespräche abhören kann, inklusive
Gespräche, die mit einem Mobiltelefon geführt werden. Alles ist an ein
digitales Aufnahmegerät angeschlossen. Sie kann kein Wort sagen und auch keine
Bewegung machen, von denen wir nichts wissen.”
Louis
nickte zufrieden. „Sie sind sicher, dass sie bei ihm wohnt? Sie könnte ihn ja
einfach nur besuchen.”
„Sie
wohnt bei ihm,” sagte Spocatti. Ich stand neben ihr, als sie Baines aus der
Lobby angerufen hat. Sie fragte, ob sie in seinem Gästezimmer bleiben könne,
bis sie eine eigene Wohnung gefunden habe. Ich glaube, die stehen sich ziemlich
nahe.”
„Wie
nahe?”
„Wie
Vater und Tochter. Am Telefon nannte sie ihn Onkel Harold, und auf der Party
haben sie viel Zeit miteinander verbracht.”
Louis
dachte einen Moment lang darüber nach. Er hatte Harold Baines vor Jahren auf
einer Abendgesellschaft für den Bürgermeister kennen gelernt. Trotz der
Tatsache, dass Baines acht Sprachen beherrschte und Vizepräsident für Innere
Angelegenheiten in einem der führenden Konzerne weltweit war, hatte er nur
wenig zur Konversation beigetragen. Er hatte sich nur mit seinen beiden
Tischnachbarn unterhalten, die rechts und links neben im saßen: mit George und
Elizabeth Redman.
Er
dachte an andere Gelegenheiten, bei denen er Harold Baines getroffen hatte, an
Festveranstaltungen, Bankette und Partys. Jedes Mal hielt er sich im
Hintergrund und sprach nur mit seiner Frau.
„Sie
haben Baines bei der Eröffnung von Redman International gesehen,” sagte Louis.
„Was ist Ihre Meinung von ihm?”
Vincent
zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihn nur so lange beobachtet, wie er mit
Leana zusammen war, aber es sah so aus, als ob er sich gut amüsierte. Einmal
hat er mit ihr getanzt. Sie haben miteinander gelacht und später etwas zusammen
getrunken.”
„Er
war also gesellig?”
„Sehr
sogar. Warum?”
„Jedes
Mal, wenn ich Baines gesehen habe, war der Mann alles andere als gesellig.
Tatsächlich wirkte er immer in sich zurückgezogen.”
„Das
ist nicht der Harold Baines, den
Weitere Kostenlose Bücher