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Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Titel: Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Smith
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Vierzehnte
Straße erreichten. Leana schaute aus dem offenen Taxifenster und sah gepflegte
Geschäfte und Restaurants, wo früher abbruchreife Mietwohnungen und alte
Lagergebäude gestanden hatten.
    Die
Menschengruppen in diversen Verfallsstadien auf der Suche nach dem besten Deal
für Heroin, Kokain, Methamphetamin und Crack waren verschwunden. Statt ihrer
gab es jetzt dieses schicke Viertel. Vor vielen Jahren, als sie noch nicht
volljährig war, hatte sie sich manchmal hierher geschlichen und mit ihren
Freunden die schwulen Nachtklubs besucht. Dies waren Höhepunkte in ihrem Leben
gewesen. Die Klubs waren unglaublich – von der Musik, die sie spielten,
bis hin zu der sexuellen Stimmung, die sie hervorriefen. Man konnte dorthin
gehen und mit einigen der heißesten Männer in der Stadt tanzen und wusste, dass
sie nichts weiter von einem wollten, als sich auf dem Tanzboden mit einen
Mädchen auszutoben, das einfach gut drauf war. Und heute waren die Bars zum
Großteil verschwunden.
    Scheiß Guiliani.
    Sie
bezahlte den Taxifahrer und ging zu Fuß zum Ende des Viertels, wo ihr eine
Gruppe gutgekleideter Frauen entgegenkam, die aller Wahrscheinlichkeit nach auf
dem Weg zum Mittagessen war. An der Straßenecke parkte ein Transporter. Eine
Frau mit einem schreienden Kind bemühte sich angestrengt, diesen
Tobsuchtsanfall zu ignorieren. Leana tat, wie man sie geheißen hatte, und
wartete fünf Minuten lang an der Ecke, bevor sie ein anderes Taxi heranwinkte
und den Fahrer bat, sie an einen Platz in Avenue A zu bringen. Sie wusste
nicht, warum das alles nötig sein sollte, aber sie wusste auch, dass er seine
Gründe hatte, und so folgte sie den Anweisungen.
    An
sie an der vorherbestimmten Stelle ankam, war es dreizehn Uhr dreißig, und sie
befand sich in einer ganz anderen Welt, in einer, die der Fünften völlig
entgegengesetzt war. Sie stieg aus dem Taxi und fühlte sich sofort unbehaglich.
Die Luft schien hier schwerer zu sein, und es roch nach der Fäulnis, die den
enormen Müllhaufen entwich, die entlang des Gehwegs meterhoch aufgeschichtet
waren.
    Sie
beobachtete die Kinder, die auf der Straße spielten, und fragte sich, was für
ein Leben sie wohl hatten. Ihre Eltern lebten von der Fürsorge und gaben ihr
gesamtes Geld für Drogen und Alkohol, anstatt für Essen und Kleidung aus: Wie
würden sie im Leben jemals vorankommen?
    Und
plötzlich sah sie es, direkt vor sich; das war der Grund, warum er sie hierher
bestellt hatte – damit sie wieder an die andere Seite von Manhattan
erinnert würde, an die Seite, von der er anklagend sagte, dass sie stets die
Augen davor verschlossen hielt.
    Sie
dachte zurück an jenen Tag, wo sie einander zuletzt gesehen hatten. Vor zwei
Jahren waren sie die Fünfte hinauf gegangen, und er hatte laut gerufen, dass
all dies eine Illusion sei: die teuren Geschäfte, die gutgekleideten Männer und
Frauen, die sich auf dem Gehsteig geschäftig an ihnen vorbeidrängten, die Pferdekutschen,
die dem Plaza entlang abgestellt waren.
    Das
sei nicht das Leben, das die meisten Leute kannten, und schon gar nicht seine
eigenen. Das sei so weit davon entfernt, wie sie von der Wirklichkeit war.
    „Willst
du wissen, was die Realität für meine Leute ist, Leana?” fragte er. „Die
Realität ist, nicht zu wissen, woher deine nächste Mahlzeit kommt; oder wie du
die Miete kommenden Monat zahlen sollst; oder ob deine Mutter oder dein Vater
morgen früh betrunken aufwachen und dein armseliges Etwas in dieselben
Streitigkeiten mit einbeziehen werden, die sie schon jahrelang ausfechten
– in die, bei denen es immer ums Geld geht.” Er sah, wie wenig sie das
interessierte, und ergriff ihre Hand. „Ich möchte dir gerne zeigen, was ich
meine.”
    Sie
gingen zur Madison und nahmen ein Taxi Richtung Uptown, nach Harlem. Leana
gefiel das alles nicht. Sie schaute aus dem Fenster und sah, wie die teuren
Boutiquen heruntergekommenen Mietshäusern und die gutgekeideten Leute
obdachlosen Männern und Frauen wichen.
    Sie
konnte sich nicht daran erinnern, jemals so weit nach Norden gekommen zu sein.
Als sie die Einhundertfünfunddreißigste Straße passierten, bat Mario den
Fahrer, zur Fifth Avenue hinüberzufahren. „Dort steigen wir aus,” sagte er.
„Sie fühlt sich da wohler.”
    Leana
wandte sich vom Fenster ab, als das Taxi anhielt. „Hier steige ich nicht aus.”
    Mario
bezahlte den Fahrer und öffnete die Tür. „Doch,” sagte er. „Das ist die Fifth
Avenue, nicht wahr? Na los, komm schon.”
    Sie
gingen

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