Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
Freunden.”
„Du
bist von zu Hause ausgezogen, ohne vorher eine Wohnung zu mieten, in die du
einziehen kannst?” Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Nun gut,” sagte er.
„Dann sag mir einfach, was los ist, und wie das mit dem Riss in deiner Lippe
und den blauen Flecken in deinem Gesicht zusammenhängt – und mit denen um
deine Augen, die du zu verstecken suchst. Du hast mich aus einem bestimmten
Grund angerufen. Ich möchte wissen, was das ist, und wie ich dir helfen kann.”
Leana
nahm die Sonnenbrille ab und erzählte ihm alles. Sie erzählte ihm, was Eric
Parker mit ihr gemacht hatte. Und sie erzählte ihm von der Reaktion ihres
Vaters und seinem Ultimatum. Als sie zu Ende war, spiegelte Marios Wut ihre
eigene.
„Ich
habe lange darüber nachgedacht,” sagte sie. „Ich habe an Erics Drohung gedacht
und ich habe mir über die Konsequenzen Gedanken gemacht. Aber ich kann ihn
nicht einfach so davonkommen lassen mit dem, was er mir angetan hat –
Mordandrohung oder nicht. Ich bin sicher, dass mein Vater ihn entlassen wird,
aber das ist mir nicht genug. Eric wird dann nur irgendwo anders einen Job finden,
und damit hat sich die Sache für ihn.”
„So
muss es nicht ausgehen,” sagte er.
„Ich
möchte ihn so verletzen, wie er mich verletzt hat.”
„Und
das würde ihm nur recht geschehen.”
„Ich
kann das nicht alleine tun,” sagte sie. „Das ist klar. Sieh mich an. Wirst du
mir helfen?”
„Du
hattest meine Hilfe bereits in dem Moment, in dem er das mit dir gemacht
hatte.”
Sie
legte ihre Hand auf seine. „Ich habe Harold, und jetzt habe ich auch noch dich.
In den vergangenen Jahren hat es Momente gegeben, wo ich dich wirklich vermisst
habe und bereute, das aufgegeben zu haben, was wir hatten.”
„Wir
könnten wieder von vorn anfangen, nicht wahr?”
Sie
sah ihn mit traurigen Augen an. „Ich weiß,” sagte sie. „Aber du bist immer noch
verheiratet, Mario, und ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich in deinem
Leben nie wieder den zweiten Platz einnehmen werde. Im Augenblick brauche ich
dich als meinen Freund. Kannst du das für mich sein?”
Er
legte seinen Daumen auf ihren Handrücken. „Ja, das kann ich für dich sein,”
sagte er.
* * *
„Brauchen
Sie Ihren Wagen, Mr. Baines?”
Harold
kam die Mahagonitreppe herunter und lächelte den großen, grauhaarigen Mann an,
der im Eingangsbreich zu seinem Stadthaus stand.
„Nicht
nötig, Ted. Ich habe es nicht weit. Ich glaube, ich gehe zu Fuß.”
Er
trat in sein Büro am Fuß der Treppe und holte die lederne Aktentasche, die er
zuvor dort abgestellt hatte. Bevor er wegging, schloss er die Tür hinter sich
ab.
„Würden
Sie Helen – sobald sie vom Mittagessen zurückkommt – bitte sagen,
dass ich zum Abendesen nicht zu Hause bin? Ich habe ein frühes Geschäftsessen
und werde spät heimkommen.”
„Natürlich,
Mr. Baines.”
Als
er das Haus verließ, bog Harold in die Einundachtzigste Straße. An der
Straßenecke wartete eine Limousine auf ihn. Er stieg ein und gebot dem Fahrer,
sich zu beeilen.
Der
Verkehr war stockend, kam zum Stillstand und stockte wieder auf der ganzen
Strecke zur Lower East Side. Der Fahrer fuhr durch zwei rote Ampeln und hätte
fast eine dritte übersehen. Harold strich mit den Händen über die Aktentasche
und schloss die Augen; er war sich des Gehupes um sich herum nur halb bewusst.
Der Fahrer kam vor einem Gebäude in der Nähe der Houston-Straße zum Stehen.
Harold
schaute aus dem Fenster und beobachtete eine Szene, die sich von seinem Leben
in der Fifth Avenue so sehr unterschied, dass sie ihn beunruhigte.
Die
Leute kauften Crack, dealten mit Crack, nahmen Crack – von einer ganzen
Reihe anderer Drogen einmal abgesehen. Er sah, wie eine ältere Frau
zusammengesackt an einem verwaisten Bus lehnte und sich einen Gummischlauch um
den Oberarm band. Er schaute zur Seite, bevor sie sich das Heroin spritzte, und
blickte auf das Gebäude zu seiner Rechten. Er vergewisserte sich, dass dies die richtige Adresse war, und unterwies
daraufhin den Fahrer, in drei Stunden wieder hier zu sein.
„Warten
Sie auf mich, wenn ich nicht hier sein sollte,” sagte er zu dem Mann und stieg
gerade in dem Moment aus dem Wagen, als ein Transporter und zwei Bentleys
langsam auf ihn zurollten und vor ihm zu einem Halt kamen. Harold dachte,
solche Fahrzeuge sehen hier lächerlich aus. In diesem Stadtteil geschah es
äußerst selten, dass man Automobile zu Gesicht bekam, die $500.000
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