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Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Titel: Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Smith
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Viele Geschäfte unter der Hand. Mir wurde eine unanständige
Menge Geld angeboten, wenn ich Informationen stillschweigend weitergeben würde,
aber ich mochte damit nichts zu tun haben. Diese Leute haben nichts gelernt.
Wenn die Wall Street wieder zusammenbricht – und das wird ganz sicher
geschehen, und zwar früher, als man glaubt –, wollte ich so weit wie
möglich von dort weg sein.”
    Er
setzte sich gerade. „Aber erzählen Sie mir von sich,” sagte er. „Wann haben sie
gewusst, dass ein Job bei Redman International das Richtige für Sie ist?”
    „Sie
gehen davon aus, dass ich eine Wahl hatte,” sagte Celina. „Als ich ein Kind
war, nahm mich mein Vater zu den allmonatlichen Vorstandssitzungen mit. Ich saß
dann auf einem speziellen Stuhl in der Ecke, während er Geschäft um Geschäft abwickelte.
Er war faszinierend. Der Vorstand betete ihn an. Nachts gab ich vor, er zu
sein. Ich stellte mich vor den Spiegel in meinem Schlafzimmer und ahmte die Art
nach, wie er vor den Leuten stand – die Arme verschränkt, die Beine fest
auf dem Boden und leicht gespreizt –, und bildete mir ein, dass ich das
Sagen hatte. Ich weiß, das klingt tragisch, aber zu der Zeit war ich
begeistert. Mein Vater war mein Held.”
    „Ist
er es noch immer?”
    Obwohl
sie ,Ja, natürlich’ sagte, war sich Celina nicht sicher. Nach dem Vorfall mit
Eric Parker sowie der Reaktion ihres Vaters auf die ganze Sache hatten sich
ihre Gefühle George gegenüber gewandelt, allerdings ohne dass sie diese
Veränderung hätte
    beschreiben
können.
    Die
Konversation nahm eine andere Richtung, und sie lachten und machten Witze
darüber, wie sie sich kennengelernt hatten, und dass Jack vorhatte, ein neues
Auto zu kaufen. Sie unterhielten sich so ungezwungen, als ob sie alte Freunde
wären, die bei einem Essen Versäumtes nachholen. Von Zeit zu Zeit berührte Jack
Celinas Hand, um eine Aussage zu unterstreichen. Von Zeit zu Zeit machte Celina
das gleiche.
    Als der Kellner
die zweite Runde brachte, entschuldigte sich Celina und ging hinaus, um zu
tefonieren. Sie rief Harold zu Hause an, aber es war seine Frau Helen, die
abnahm.
    „Er
müsste schon dort sein,” sagte die Frau. „Er ist vor über einer Stunde
weggegangen.” Es folgte eine Stille. Celina konnte das plötzliche Pfeifen eines
Teekessels aus Helens Küche hören. „Vielleicht ist er im Büro,” sagte Helen.
„Er hat erwähnt, dass er dort vorbeischauen wollte.”
    Aber
Harold war nicht in seinem Büro. Und auch nicht bei ihrem Vater.
    „Wie
lange wartet ihr bereits?” fragte George.
    „Eine
Stunde,” sagte Celina. „Und ich habe keine Lust, noch länger zu warten. Wo kann
er bloß sein?”
    George
wusste es nicht.
    „Wenn
das nicht zu einer Gewohnheit ausarten würde, machte ich mir keine Sorgen. Aber
es wird zu einer Gewohnheit. Zuerst kommt er nicht zu zwei Vorstandssitzungen,
und jetzt das hier. Was ist nur mit ihm los? Harold hat sich noch nie so
verhalten. Er war stets zu allem pünktlich.”
    „Vielleicht
hat er es einfach vergessen, Celina. Die Verhandlungen mit WestTex und dem Iran
haben sein Arbeitspensum verdoppelt. Er ist nicht mehr so jung wie du.”
    „Das
stimmt,” sagte sie. „Aber mein Arbeitspensum hat sich verdreifacht, und du hast
mich noch nie bei einem Geschäftsessen fehlen sehen.”
    „Ich
habe nicht vor, ihn zu verteidigen.”
    „Das
erwarte ich auch nicht von dir. Du weißt, was mir Harold bedeutet. Ich verehre
ihn. Aber ich erwarte von dir, dass du mit ihm sprichst. Jemand muss es
machen.”
    Sie
beendete das Gespräch und sagte: ,Egal.’ Sie würde sich diesen Abend durch
Harolds Abwesenheit nicht verderben lassen.
    Sie
kehrte an den Tisch zurück. „Haben Sie herausgefunden, wo er steckt?”
    „Nein,”
sagte sie. „Und im Moment ist mir das auch gleichgültig. Ich möchte sowieso
lieber mit Ihnen alleine zu Abend essen.” Sie nahm die Speisekarte in die Hand
und sah sie durch; sie war sich bewusst, dass Jack sie aufmerksam anschaute.
„Das Filet Mignon ist hier wunderbar,” sagte sie. „Es ist so blutig, dass man
meint, die führen die Kuh nur kurz am Herd vorbei. Das nehme ich.”

 
    *   *   *

 
    Später,
nach dem Dessert und dem Kaffee, sagte Celina: „Es ist noch früh. Möchten Sie
mit in meine Wohnung auf einen Schlummertrunk kommen? Wir können unsere
Konversation dort fortsetzen.”
    Jack
sagte, dass ihm das sehr gefallen würde.

 
    *   *   *

 
    Der
Abend war so mild, dass sie entschieden, zu Fuß zu

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