Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

du denkst.”
    „Es
ist genau das, was ich denke. Du vögelst wieder diese Redman-Schlampe.”
    „Das
ist nicht wahr.”
    „Diese
Hure ins Restaurant deiner Familie zum Mittagessen einladen nennst du also
nicht, mit ihr zusammen zu sein?”
    „Sie
ist keine Hure. Und dieses Restaurant gehört mir.”
    „Gekauft
mit dem Geld der Familie.”
    „Mit
meinem Geld gekauft – für die Familie.”
    Der
Schatten von etwas, das wie ein kleiner grauer Hai aussah, huschte über Antonio
De Ciccos Gesicht. Er schlug mit dem Knöchel gegen das Aquarium, und der Fisch
schoss davon.
    „Vor
zwei Jahren habe ich dir gesagt, was passieren wird, wenn du dich wieder mit
ihr einlässt,” sagt er. „Ich habe dich gewarnt. Du hast Lucia zum letzten Mal
Schande gebracht. Du weißt, wie sehr mir das Mädchen am Herzen liegt. Sie ist
wie eine Tochter für mich. Ihr Vater ist mein bester Freund. Ich will verdammt
sein, wenn ich zulasse, dass du ihr wehtust, nur weil dir gefällt, wie diese
Redman-Schlampe deinen Schwanz lutscht.”
    „Du
täuschst dich in allem,” sagte Mario bestimmt. „Seit wir vor zwei Jahren Schluss
gemacht haben, habe ich Leana nicht mehr gesehen. Sie ist zu mir gekommen. Sie
war in Schwierigkeiten. Sie hat mich um einen Gefallen geben. Das ist das
Ausmaß unserer Beziehung.”
    „Blödsinn.”
    „Das
ist kein Blödsinn. Das ist die Wahrheit. Glaubst du wirklich, ich würde Leana
zum Restaurant bringen, wenn ich mit ihr schlafen würde? Tante Rosa hat uns
bedient, um Himmels willen. Glaubst du, ich bin so bescheuert? Hör dir doch mal
selber zu! Du solltest mich besser kennen. Was du sagst, ist völlig unsinnig.”
    De
Cicco schwieg einen Moment lang. Als er sich aus dem Sessel erhob, warf er
einen Blick auf das Aquarium, überlegte kurz und trat dann – die Hände in
den Taschen – von ihm und Mario zurück.
    „Ich
spreche mit Lucia,” sagte er, „beruhige sie, sage ihr, dass alles in Ordnung
ist.”
    Er
sah seinem Sohn in die Augen. „Wenn ich aber herausfinden sollte, dass du mich
angelogen hast, dass du dieses beschissene, hochnäsige Luder hinter dem Rücken
deiner Frau gefickt hast, dann bringe ich sie höchstpersönlich um. Das habe ich
dir vor Jahren versprochen, und es ist mir heute so ernst damit wie damals. Du
wirst Lucia nicht wehtun. Du wirst deine Kinder nicht beschämen – meine
Enkelkinder; denn wenn du das tust, dann kannst du ebensogut die Pistole selber
laden und Leana Redman damit erschießen.”

 
 
 
 
    ZWEITES
BUCH
    ZWEITE WOCHE

 
    KAPITEL 20

 
    Als
sie durch die großen Messing- und Glastüren von Harolds Stadthaus in der
Einundachtzigsten Straße trat, schaute Leana zu der gelblichen Morgensonne auf,
fühlte die Wärme auf ihrem Gesicht und entschied, zu den meisten ihrer
Verabredungen zu Fuß zu gehen, anstatt ein Taxi zu nehmen. Es gab einige
Apartments im Village, die sie sich ansehen wollte, und sie musste ihren
Schmuck dem Juwelier ihrer Mutter in der Park Avenue verkaufen.
    Sie
sich fühlte sich allmählich bessser. Die Prellungen in ihrem Gesicht waren
abgeklungen, und der Riss in ihrer Lippe war geheilt; zudem hatte sie neue
Entschlüsse gefasst und blickte dem Leben optimistischer entgegen. Zum ersten
Mal in ihrem Leben tat sie etwas Produktives. Bald würde sie eine eigene
Wohnung haben sowie genügend Geld, um sie bequem einrichten zu können. Beim
Frühstück hatte Harold gesagt, er wolle sich nach einer Arbeit für sie umsehen.
    Und
Mario war wieder ein Teil ihres Lebens.
    Er
hatte am frühen Morgen angerufen und sie zum Abendessen eingeladen. Er hatte zu
ihr gesagt, sie müssten miteinander sprechen, es sei wichtig, dass sie
miteinander sprechen, und sie müssten bald miteinander sprechen. Leana hatte
eingewilligt, aber nur unter der Bedingung, dass sie für ihr Essen selber
bezahlen würde. Zwar wollte ein Teil von ihr weit mehr als eine bloße
Freundschaft mit Mario, doch hatte Leana sich dazu entschieden, ihre Beziehung
nicht zu komplizieren. Sie würde nicht mit Mario schlafen, solange er
verheiratet war.
    Aber ich denke darüber nach.
    Sie
ging weiter, bis sie an einen Zeitungsautomaten kam, vor dem sich eine große
Menschenmenge versammelt hatte. Die Leute traten etwas beiseite, und sie konnte
einen Blick auf die Titelseite der Daily
News werfen. Ein Schauer überkam sie. Die Schlagzeile sowie ein neueres
Foto von Eric Parker brüllten ihr entgegen:

 
    FRÜHERER
REDMAN-FINANZCHEF
    IN
APARTMENT VERPRÜGELT

 
    Leana   starrte auf die