Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
Frau um.
Leana
verlor keine Zeit. Sie trat an den Straßenrand, winkte einem Taxi, hatte nach
dem vierten Mal Erfolg und machte sich daraufhin auf den Weg zum Juwelier in
der Park Avenue.
Um
sicher zu gehen, dass er sie nicht aus den Augen verlieren würde, tat Vincent
Spocatti, der vor der Bank auf sie gewartet hatte, dasselbe.
* * *
Das
Juweliergeschäft Quimby et Cie war ein elegantes Unternehmen; draußen stand ein
livrierter Portier, und drinnen waren zwei bewaffnete Wächter. Einige der
reichsten Leute auf der Welt kauften und verkauften ihren Schmuck hier –
und sie mussten einen Termin vereinbaren.
Philip
Quimby, der Besitzer und ein guter Freund ihrer Mutter, begrüßte Leana an der
Tür. Er war ein kleiner, tadellos gekleideter Mann mit kurzem, ergrauendem Haar
und blauen Augen, die fast ein wenig zu blau waren. Ihr fiel auf, dass das
Geschäft – wie zu erwarten – leer war. „Ich freue mich, Sie zu
sehen, Leana,” sagte er mit einer leicht nasalen Stimme. „Gehen wir in mein
Büro auf eine Tasse Tee.”
Sein
Büro war groß und beeindruckend; es war mit dunklem Holz getäfelt und
unaufdringlich dekoriert, was einen guten Geschmack verriet. Gemälde der Alten
Meister bedeckten die Wände. Er bot ihr Tee an.
Als
Leana ablehnte, sagte er: „Na, dann wenigstens einen Martini?”
„Nur
wenn Sie auch einen trinken.”
„Gerne.”
Er
mixte die Getränke, reichte ihr eines und deutete auf die zwei Queen
Anne-Stühle, die in der Mitte des Zimmers aufgestellt waren. Sie setzten sich.
Lena nippte an ihrem Getränk. Es gab nur wenige Dinge, die an einem heißen Tag
besser waren als ein eiskalter Martini.
„Nun,”
sagt er. „Was haben Sie für mich?”
Leana
stellte den Martini auf einen Beistelltisch, öffnete ihre Handtasche und
entnahm ihr die sieben Samtetuis. Sie arrangierte sie auf dem Tisch vor ihnen.
„Das hier,” sagte sie. „Alle Stücke wurden hier gekauft.”
„Das
hoffe ich. Ansonsten müssten wir mal miteinander reden.” Er kannte sie schon,
seitdem sie ein junges Mädchen war, und zwinkerte ihr zu. „Ich bin sicher, ich
erinnere mich an sie. Die sind wie Kinder, wissen Sie?”
Philip
Quimby öffnete ein Etui nach dem anderen. Diamanten und Rubine und Smaragde
glitzerten. „Mein Gott!” sagte er. Er legte eine Hand auf seine Brust und
schaute sie von der Seite her an. „Erwarten Sie Bargeld dafür? Heute?”
„Wenn
das möglich ist.”
„Ich
glaube kaum,” sagte er. „Die Banken schließen bald. Die ganzen faulen
Angestellten und Vizepräsidenten und dummen, kleinen Bankdirektoren gehen nach
Hause. Aber ich werde sehen, was ich tun kann. Selbstverständlich.”
„Wenn
Sie sie möchten – und wenn wir und preislich einigen können –, dann
brauche ich das Geld noch heute. Können Sie mir den Gefallen tun und jemanden
bitten, bei der Bank anzurufen und sie wissen zu lassen, dass eine Transaktion
bevorsteht?”
„Für
Sie jederzeit.” Er nahm den Hörer und gab die entsprechenden Anweisungen.
Daraufhin klemmte er sich eine Lupe ins Auge und fischte einen riesigen
kanariengelben Diamantring aus seinem Etui. Er hielt ihn gegen das Licht und
drehte ihn mit schlanken Fingern.
„Hm,”
sagte er und langte nach der Halskette aus Diamanten und Mogok-Rubinen. Er
streifte Leana mit einem Blick und betrachtete den Rest. Als er damit fertig
war, wies sein Gesicht eine leichte Röte auf.
„Ist
etwas nicht in Ordnung?” fragte Leana.
Ein
durch die Lupe vergrößert erscheinendes Auge schaute sie an. „Sie haben die
Kette hier gekauft?”
„Das
wissen Sie doch. Sie haben mir den gesamten Schmuck verkauft.”
„Aber
nicht diesen.”
„Bitte...?”
„Die
Steine sind nicht echt,” sagte Philip Quimby. „Nichts als geschliffenes
Glas, Zirkonium und was ein
bisschen wie nach Engelsstaub aussieht. Jedes einzelne Stück. Und das ist nicht
die Welt, in der ich zu Hause bin.”
Sie
fühlte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich. „Die müssen echt sein.”
„Leider
nein, Leana.”
„Aber
das hier sind Juwelen von über einer Million Dollar.”
Er
zog einen weißen Umschlag aus der Tasche seines Jacketts und reichte ihn ihr.
„Ihr Vater hat mir diesen Brief geschickt,” sagte er. „Er rief mich an und gab
mir die Anweisung, ihn nicht aufzumachen, es sei denn, ich sollte Sie aus
irgendeinem Grund sehen.” Er hob die Hand. „Sehen Sie, ich weiß nicht, was hier
los ist, und ich möchte es auch gar nicht wissen. Das alles geht mich
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