Fight Club: Roman (German Edition)
Microsoft lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich.
Hier haben wir einen jungen Mann mit vollkommenen Zähnen, reiner Haut und der Sorte Job, bei dem du es kaum erwarten kannst, der Ehemaligenzeitschrift deines College zu schreiben, wie du ihn gekriegt hast. Du weißt, er ist zu jung, um in irgendeinem Krieg gekämpft zu haben, und wenn seine Eltern nicht geschieden sind, war sein Vater nie zu Hause, und er sieht mich an, mit meinem Gesicht, das zur Hälfte glatt rasiert ist und zur Hälfte eine boshaft grinsende Quetschung, verborgen im Dunkeln. Blut glänzt auf meinen Lippen. Und vielleicht denkt Walter gerade an eine fleischlose, schmerzfreie Party, bei der er letztes Wochenende war, oder an das Ozon oder an die verzweifelte Notwendigkeit, die grausamen Produktversuche an Tieren einzustellen, aber wahrscheinlich nicht.
7
Eines Morgens schwimmt ein benutztes Kondom wie eine tote Qualle in der Toilette.
Und so lernt Tyler Marla kennen.
Ich stehe auf, um pinkeln zu gehen, und da ist es, über dem höhlenmalereiartigen Kot in der Kloschlüssel. Man fragt sich, was sich das Sperma dabei denkt.
Das?
Das ist die Vagina?
Was ist hier los?
Die ganze Nacht habe ich geträumt, dass ich mit Marla Singer bumste. Marla Singer, die ihre Zigarette raucht. Marla Singer, die die Augen verdreht. Ich wache allein in meinem Bett auf, und die Tür zu Tylers Zimmer ist zu. Die Tür zu Tylers Zimmer ist sonst nie zu. Es hat die ganze Nacht geregnet. Die Schindeln auf dem Dach werfen Blasen, verziehen und wellen sich, und der Regen dringt durch, sammelt sich über dem Deckenverputz und tropft an den Beleuchtungskörpern hinunter.
Wenn es regnet, müssen wir die Sicherungen herausdrehen. Du traust dich nicht, das Licht anzumachen. Das Haus, in dem Tyler zur Miete wohnt, hat drei Stockwerke und einen Keller. Wir laufen mit Kerzen herum. Das Haus hat Vorratskammern und abgeschirmte Schlafveranden und Buntglasfenster am Treppenabsatz. Im Wohnzimmer gibt es Erkerfenster mit Fensterbänken. Die Fußleisten sind geschnitzt und gefirnisst und fünfundvierzig Zentimeter hoch.
Der Regen tröpfelt durch das ganze Haus, und alles, was aus Holz ist, quillt auf und zieht sich wieder zusammen, und die Nägel im Holz, in den Böden, Fußleisten und Fensterfuttern, die Nägel schieben sich langsam heraus und rosten.
Überall tritt man auf rostige Nägel oder stößt sich den Ellbogen an ihnen, und es gibt nur ein Badezimmer für sieben Schlafräume, und in dem schwimmt nun ein benutztes Kondom.
Das Haus wartet auf irgendetwas, einen Wechsel im Zustellbezirk oder einen Letzten Willen bei einer Testamentseröffnung, und dann wird man es abreißen. Ich habe Tyler gefragt, wie lange er schon hier wohnt, und er sagte, etwa sechs Wochen. Vor der Zeitendämmerung gab es einen Besitzer, der das
National Geographic
und den
Reader’s Digest
sammelte, die Sammlung umfasst ein ganzes Lebensalter. Große, schwankende Zeitschriftenstapel, die bei jedem Regen höher werden. Tyler sagt, der letzte Mieter hat immer Kokainbriefchen aus den Hochglanzseiten der Zeitschriften gefaltet. An der Eingangstür ist kein Schloss mehr, seit die Polizei oder wer immer die Tür eingetreten hat. An den Wänden des Esszimmers quellen neun Schichten Tapete auf, Blumen unter Streifen unter Blumen unter Vögeln unter Chinaleinen.
Unsere einzigen Nachbarn sind eine stillgelegte Maschinenhalle und ein Lagerhaus, so lang wie ein ganzer Block, auf der anderen Straßenseite. Im Haus gibt es einen Wandschrank mit einsfünfzig breiten Walzen zum Aufrollen von Damasttischdecken, so dass man sie nicht zu bügeln braucht. Es gibt einen zederngesäumten, kühlbaren Wandschrank für Pelze. Die Fliesen im Bad sind mit kleinen Blumen bemalt und hübscher als das Hochzeitsporzellan der meisten Leute, und in der Toilette schwimmt ein benutztes Kondom.
Ich wohne seit einem Monat bei Tyler.
Tyler kommt mit lauter Knutschflecken am Hals und auf der Brust zum Frühstück, und ich lese gerade ein altes Heft von
Reader’s Digest
durch. Das Haus ist ideal, um mit Drogen zu handeln. Es gibt keine Nachbarn. An der Paper Street liegt sonst nichts außer Lagerhäusern und der Papiermühle. Der Furzgeruch des Dampfes aus der Papierfabrik und der Hamsterkäfiggeruch der orangefarbenen Pyramiden aus Holzspänen rund um die Fabrik. Das Haus ist ideal, um mit Drogen zu handeln, weil jeden Tag Legionen von Lastwagen auf der Paper Street verkehren, aber nachts sind Tyler und ich auf eine halbe Meile im Umkreis
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