Fight Club: Roman (German Edition)
die wir alle aus dem Fernsehen kennen, ist Tyler nun auf ewig für Marla verantwortlich, denn Tyler hat Marlas Leben gerettet.
Hätte ich nur ein paar Minuten geopfert und wäre hinübergefahren, um Marla beim Sterben zuzusehen, dann wäre das alles nicht passiert.
Tyler erzählt mir, dass Marla in Zimmer 8G wohnt, im obersten Stock des Regent Hotel, acht Treppen hinauf und einen lärmenden Flur entlang, in dem Fernsehgelächter aus der Konserve durch die Türen dringt. Alle paar Sekunden schreit irgendwo eine Schauspielerin, oder ein Schauspieler stirbt schreiend in einem Kugelhagel. Tyler kommt an das Ende des Flurs, und bevor er auch nur anklopfen kann, schießt ein dünner, dünner, buttermilchblasser Arm aus der Tür von 8G, packt ihn am Handgelenk und zerrt ihn hinein.
Ich vergrabe mich in einem
Reader’s Digest.
Als Marla ihn ins Zimmer zerrt, hört Tyler, wie draußen vor dem Regent Hotel Bremsen quietschen und Sirenen sich versammeln. Auf der Kommode liegt ein Dildo, er ist aus demselben rosa Weichplastik wie Millionen von Barbiepuppen, und einen Augenblick lang stellt sich Tyler vor, wie Millionen von Babypuppen und Barbiepuppen und Dildos im Spritzgussverfahren hergestellt werden und von ein und demselben Fließband in Taiwan laufen.
Marla sieht Tyler an, der ihren Dildo ansieht, und sie verdreht die Augen und sagt: »Hab keine Angst. Er ist keine Bedrohung für dich.«
Marla schiebt Tyler in den Flur zurück und sagt, es täte ihr Leid, aber er hätte nicht die Polizei rufen sollen, und das da unten im Treppenhaus sei wahrscheinlich schon die Polizei.
Als sie im Flur sind, schließt Marla die Tür von 8G ab und schiebt Tyler zur Treppe. Marla und Tyler drücken sich auf der Treppe an die Wand, als Polizei und Sanitäter mit Sauerstoff heraufstürmen und fragen, welche Tür wohl 8G sei.
Die Tür am Ende des Flurs, sagt Marla.
Marla ruft der Polizei nach, dass das Mädchen, das in 8G wohnt, früher ein liebenswertes, bezauberndes Mädchen war, aber jetzt ist sie ein ungeheuerliches Scheusal von Weib. Das Mädchen ist wie ansteckender menschlicher Müll, und sie ist verwirrt und hat Angst, sich auf das Falsche einzulassen, also lässt sie sich auf gar nichts ein.
»Das Mädchen in 8G hat kein Selbstvertrauen«, ruft Marla, »und sie macht sich Sorgen, dass ihre Chancen immer weniger werden, je älter sie wird.«
Marla ruft: »Viel Glück.«
Die Polizisten drängen sich vor der verschlossenen Tür von 8G, und Marla und Tyler eilen hinunter in die Hotelhalle. Hinter ihnen schreit ein Polizist durch die Tür:
»Lassen Sie uns Ihnen helfen! Miss Singer, Sie haben allen Grund weiterzuleben! Lassen Sie uns einfach herein, Marla, und wir können Ihnen sicher bei Ihren Problemen helfen!«
Marla und Tyler stürzten auf die Straße hinaus. Tyler verfrachtete Marla in ein Taxi, und er sah, wie hoch oben im achten Stock des Hotels Schatten vor den Fenstern von Marlas Zimmer hin und her liefen.
Auf dem Freeway, bei all den Lichtern und anderen Autos, sechs Spuren Verkehr, der auf den Fluchtpunkt zurast, sagt Marla zu Tyler, er müsse sie die ganze Nacht wach halten. Wenn sie einschläft, stirbt sie.
Eine Menge Leute würden Marla gern tot sehen, erzählt sie Tyler. Diese Leute seien bereits tot und auf der anderen Seite, und nachts riefen sie bei ihr an. Manchmal gehe Marla in Bars und höre den Barkeeper ihren Namen ausrufen, und wenn sie das Gespräch annehme, sei die Leitung tot.
Tyler und Marla blieben fast die ganze Nacht im Zimmer neben mir auf. Als Tyler aufwachte, war Marla schon wieder ins Regent Hotel verschwunden.
Ich sage zu Tyler, Marla Singer braucht keinen Liebhaber, sie braucht einen Sozialarbeiter.
Tyler sagt: »Sag dazu nicht
Liebe.«
Langer Rede kurzer Sinn, jetzt ist Marla also dabei, noch einen Teil meines Lebens zu ruinieren. Seit ich im College war, habe ich immer wieder mit Leuten Freundschaften geschlossen. Sie heiraten, und vorbei ist es mit der Freundschaft.
Toll.
Nett, sage ich.
Tyler fragt, ob es ein Problem für mich ist.
Ich bin Joes krampfende Gedärme.
Nein, sage ich, ich find’s schön.
Setz mir eine Pistole an den Kopf und färbe die Wand mit meinem Hirn.
Einfach großartig, sage ich. Ehrlich.
8
Mein Chef schickt mich wegen des getrockneten Bluts an meiner Hose wieder nach Hause, und ich bin überglücklich.
Das Loch in meiner Wange heilt überhaupt nicht mehr zu. Ich gehe zur Arbeit, und meine Augenhöhlen sind zwei aufgequollene schwarze Brötchen um
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