Fight Club: Roman (German Edition)
behandeln dich wie Dreck. Wir bringen nichts in die Küche zurück. Du schiebst die Pommes Parisiennes und den Spargel Hollandaise ein bisschen auf dem Teller umher, servierst es jemand anderem, und auf einmal ist alles bestens.
Niagarafälle, sage ich. Der Nil. In der Schule dachten wir alle, wenn man die Hand von jemand in warmes Wasser legt, während er schläft, dann nässt er ins Bett.
Tyler sagt: »Ah.« Hinter mir sagt Tyler: »Ah, jaa. Ah, es kommt. Ah, jaa. Ja.«
Goldene, schwarze und rote Kleider, so hoch wie der goldene Samtvorhang im alten Broadway-Theater, rauschen an den halb offenen Türen zu den Ballsälen hinter dem Personalflur vorbei. Hier und da sieht man ein paar Cadillaclimousinen in schwarzem Leder, mit Schuhbändern, wo die Windschutzscheiben sein sollten. Über den Autos wogt eine ganze City von Bürotürmen mit roten Schärpen.
Nicht zu viel, sage ich.
Tyler und ich, wir sind zu Guerillakämpfern des Gastronomiegewerbes geworden. Dinnerparty-Saboteure. Das Hotel liefert Speisen und Getränke für Dinnerpartys, und wenn jemand das Essen will, bekommt er das Essen und den Wein, das Porzellan, die Gläser und die Kellner. Er kriegt den ganzen Krempel, alles auf einer Rechnung. Und weil sie wissen, dass sie dich nicht mit dem Trinkgeld erpressen können, bist du nichts als eine Küchenschabe für sie.
Tyler hat einmal bei einer Dinnerparty gearbeitet. Damals wurde er zum abtrünnigen Kellner. Bei dieser Dinnerparty servierte Tyler gerade den Fischgang in dieser gläsernen weißen Wolke von Haus, das auf seinen Stahlbeinen an einem Hang über der Stadt zu schweben schien. Mitten während des Fischgangs, als Tyler gerade die Teller vom Pastagang spült, kommt die Gastgeberin in die Küche und hält ein Stück Papier in der Hand, das wie eine Fahne flattert, so sehr zittert sie. Mit zusammengebissenen Zähnen möchte Madame wissen, ob die Kellner einen der Gäste in dem Flur gesehen haben, der zu den Schlafzimmern führt. Vornehmlich einen der weiblichen Gäste? Oder den Hausherrn?
In der Küche sind Tyler, Albert, Len und Jerry, sie spülen und stapeln die Teller, und ein Koch, Leslie, haut Knoblauchbutter auf die mit Shrimps und Schnecken gefüllten Artischockenherzen.
»Wir sollen nicht in diesen Teil des Hauses gehen«, sagt Tyler. Wir kommen durch die Garage ins Haus. Alles, was wir im Normalfall sehen, ist die Garage, die Küche und das Esszimmer.
Der Gastgeber kommt hinter seiner Frau in die Küche und nimmt das Stück Papier aus ihrer zitternden Hand. »Mach dir keine Sorgen«, sagt er.
»Wie kann ich diesen Leuten noch ins Gesicht sehen«, sagt Madame, »wenn ich nicht weiß, wer das getan hat.«
Der Gastgeber legt die flache Hand auf den Rücken ihres seidenen weißen Partykleids, das zu ihrem Haus passt, und Madame nimmt Haltung an, strafft die Schultern und ist sofort ruhig. »Es sind deine Gäste«, sagt er. »Und diese Party ist sehr wichtig.«
Es erinnert auf eine komische Art an einen Bauchredner, der seine Puppe zum Leben erweckt. Madame sieht ihren Gatten an, und mit einem kleinen Schubser dirigiert der Gastgeber seine Frau ins Esszimmer zurück. Der Zettel fällt zu Boden, und das zweifache
Schwupp, schwupp
der Küchentür fegt ihn vor Tylers Füße.
Albert sagt: »Was steht drauf?«
Len geht hinaus, um den Fischgang abzuräumen.
Leslie schiebt das Blech mit den Artischockenherzen in den Ofen zurück und sagt: »Sag schon, was steht drauf?«
Tyler blickt Leslie unverwandt an, und ohne den Zettel auch nur aufzuheben, sagt er: »›Ich habe eine gewisse Menge Urin in mindestens einen Ihrer vielen vornehmen Düfte entleert.‹« Albert lächelt: »Du hast in ihr Parfüm gepinkelt?«
Nein, sagt Tyler. Er hat nur den Zettel zwischen die Fläschchen gesteckt. Sie hat ungefähr hundert Fläschchen auf einem Spiegeltisch im Badezimmer stehen.
Leslie grinst. »Dann hast du es also nicht wirklich getan?«
»Nein«, sagt Tyler, »aber das weiß sie nicht.«
Den restlichen Abend bei dieser weißen, gläsernen Dinnerparty am Himmel räumte Tyler die Teller vor der Gastgeberin ab, Teller mit kalten Artischocken, dann kaltes Kalbfleisch mit kalten Pommes Duchesse, dann kalten Blumenkohl à la Polonaise, und Tyler füllte mindestens ein Dutzend Mal ihr Weinglas nach. Madame saß da und sah jedem ihrer weiblichen Gäste beim Essen zu, bis zwischen dem Abräumen der Sorbetschalen und dem Servieren des Aprikosenkuchens Madames Platz plötzlich leer war.
Sie waren gerade beim
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