Fight Club: Roman (German Edition)
chinesisch, weil wir nicht heimgehen können. Wir konnten entweder hier schlafen oder die ganze Nacht in einem Tanzclub mit Afterhours bleiben. Wir gehen aber nicht in Tanzclubs. Tyler sagt, die Musik ist so laut, vor allem die Bässe, dass es sich mit seinem Biorhythmus nicht verträgt. Als wir das letzte Mal ausgingen, sagte Tyler, er habe von der lauten Musik eine Verstopfung bekommen. Erstens das, und außerdem ist der Club zu laut, um sich zu unterhalten. Nach ein paar Drinks hält sich jeder für den Mittelpunkt des Interesses, ist aber total abgeschnitten von der Gemeinschaft der anderen.
Wie die Leiche in einem englischen Kriminalroman.
Wir schlafen heute Nacht in einem Auto, weil Marla in unser Haus kam und drohte, die Polizei zu rufen und mich verhaften zu lassen, weil ich ihre Mutter gekocht habe, und dann knallte Marla im Haus herum und schrie, ich sei ein Leichenschänder und ein Kannibale, und sie trat in die Stapel von
Reader’s Digest
und
National Geographic,
und dann ließ ich sie stehen. So viel in aller Kürze.
Nach ihrem versehentlich-absichtlichen Selbstmordversuch mit Xanax im Regent Hotel kann ich mir zwar nicht vorstellen, dass Marla die Polizei ruft, aber Tyler hielt es für besser, heute Nacht auswärts zu schlafen. Für alle Fälle.
Nur für den Fall, dass Marla das Haus niederbrennt.
Nur für den Fall, dass Marla loszieht und eine Knarre auftreibt.
Nur für den Fall, dass Marla immer noch im Haus ist.
Für alle Fälle.
Ich versuche mich zu konzentrieren.
Angesichts des Monds
Fühlen die Sterne nie Zorn
Bla, bla, bla, Ende
Auf der Ausfallstraße fahren die Autos vorbei, ich sitze mit einem Bier in der Hand in dem Impala mit seinem kalten, harten Bakelitlenkrad, das vielleicht einen Meter Durchmesser hat, der rissige Kunststoffsitz piekst durch die Jeans in meinen Hintern, und Tyler sagt: »Also, noch mal. Erzähl mir genau, was passiert ist.«
Wochenlang habe ich ignoriert, was Tyler vorhatte. Einmal ging ich mit ihm zum Büro von Western Union und sah zu, wie er Marlas Mutter ein Telegramm schickte.
BIN GRÄSSLICH VERRUNZELT. Stopp. BITTE HILF MIR.
Tyler hatte dem Angestellten Marlas Bibliotheksausweis gezeigt und den Telegrammauftrag mit Marlas Namen unterschrieben, und er hatte gebrüllt, jawohl, Marla könne manchmal ein männlicher Name sein, und der Angestellte solle sich gefälligst um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.
Als wir das Büro von Western Union verließen, sagte Tyler, wenn ich ihn liebte, würde ich ihm vertrauen. Das sei eine Sache, von der ich nichts zu wissen brauchte, sagte er und führte mich zum Schlemmen ins Garbonzo.
Was mir wirklich Angst machte, war weniger das Telegramm als vielmehr, mit Tyler zum Essen zu gehen. Noch nie, wirklich nie, hatte Tyler für irgendetwas bar bezahlt. Wenn er Klamotten braucht, geht Tyler in Fitnesscenter und Hotels und reklamiert Kleidung aus den Fundsachen. Das ist immer noch besser als Marla, die in Waschsalons geht, Jeans aus den Trocknern klaut und sie für zwölf Dollar das Paar an diese Läden verhökert, die gebrauchte Jeans kaufen. Tyler aß nie in Restaurants, und Marla war nicht verrunzelt.
Ohne ersichtlichen Grund schickte Tyler Marlas Mutter eine Fünfzehn-Pfund-Schachtel Pralinen.
Eine andere Möglichkeit, wie dieser Samstagabend noch schlimmer sein könnte, erzählte mir Tyler im Impala, ist die braune Einsiedlerspinne. Wenn sie dich beißt, spritzt sie nicht nur Gift in dich, sondern ein Verdauungsenyzm, das das Gewebe um den Biss herum auflöst und deinen Arm, dein Bein oder dein Gesicht buchstäblich zerfrisst.
Tyler versteckte sich heute Abend, als die ganze Sache anfing.
Marla tauchte beim Haus auf. Ohne zu klopfen, steckt Marla den Kopf zur Vordertür herein und ruft: »Klopf, klopf.«
Ich lese in der Küche
Reader’s Digest.
Ich bin total verdutzt. Marla schreit: »Tyler, darf ich reinkommen? Bist du daheim?« Ich brülle, Tyler ist nicht da.
Marla schreit: »Sei nicht gemein.«
Inzwischen bin ich an der Vordertür. Marla steht mit einem Eilpaket von Federal Express in der Diele und sagt: »Ich muss was in euren Gefrierschrank legen.«
Ich bleibe ihr bis zur Küche auf den Fersen und sage nein.
Nein.
Nein.
Nein.
Sie wird nicht anfangen, ihren Krempel in diesem Haus aufzubewahren.
»Aber ich habe keinen Gefrierschrank im Hotel«, sagt Marla, »und du hast gesagt, ich darf.«
Nein, hab ich nicht. Das Letzte, was ich will, ist, dass Marla hier mit einem Scheißdreck nach dem
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