Fight Club: Roman (German Edition)
gingen die Ideen aus, Tyler und mir. Irgendwas mit dem Essen anzustellen wurde langweilig, fast als gehörte es zur Stellenbeschreibung. Dann höre ich einen von den Ärzten, Anwälten oder sonst was sagen, dass ein Hepatitisvirus sechs Monate lang auf rostfreiem Stahl überleben kann. Da fragt man sich doch, wie lange so ein Virus auf einer Crème Charlotte Russe überlebt.
Oder auf einer Lachspastete.
Ich frage den Arzt, wie man an ein paar von diesen Hepatitisviren rankommt, und er ist betrunken genug, um zu lachen.
Das kommt alles auf die medizinische Sondermüllkippe, sagt er.
Und er lacht.
Alles.
Die medizinische Sondermüllkippe hört sich an, wie ganz unten ankommen.
Mit einer Hand am Fahrstuhlschalter frage ich Tyler, ob er fertig ist. Die Narbe auf meinem Handrücken ist rot geschwollen und glänzt wie ein paar Lippen in der exakten Form von Tylers Kuss.
»Eine Sekunde noch«, sagt Tyler.
Die Tomatensuppe muss noch heiß sein, denn das krumme Ding, das Tyler zurück in seine Hose stopft, ist rosa gekocht wie eine Riesengarnele.
11
Wir könnten in Südamerika, dem Land der Verzauberung, in einem Fluss waten, wo winzige Fische in Tylers Harnröhre hinaufschwimmen. Die Fische haben Stacheln mit Widerhaken, die sie aufstellen und einziehen, und sobald die Fische in Tyler hinaufgeschwommen sind, richten sie sich häuslich ein und bereiten sich darauf vor, ihre Eier zu legen. In vielerlei Hinsicht könnte es schlimmer sein, wie wir den Samstagabend verbringen.
»Es hätte schlimmer sein können«, sagt Tyler, was wir mit Marlas Mutter gemacht haben.
Halt den Mund, sag ich.
Tyler sagt, die französische Regierung hätte uns in eine unterirdische Anlage außerhalb von Paris bringen können, wo noch nicht einmal Chirurgen, sondern nur halb ausgebildete Techniker uns im Rahmen eines Toxizitätsversuchs mit einem Gerbsäurespray die Augenlider wegrasieren würden.
»Solche Sachen passieren«, sagt Tyler. »Du brauchst nur in die Zeitung zu schauen.«
Schlimmer ist, dass ich wusste, was Tyler mit Marlas Mutter vorhatte, aber zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, hatte Tyler ein bisschen echtes Spielgeld. Tyler machte richtig Kohle. Nordstrom hatte angerufen und einen Auftrag über zweihundert Riegel von Tylers Gesichtsseife bis Weihnachten abgegeben. Bei zwanzig Dollar das Stück, empfohlener Ladenpreis, hatten wir Geld, um Samstagabend auszugehen. Geld, um das Leck in der Gasleitung zu reparieren. Tanzen zu gehen. Ohne die Sorge um Geld könnte ich vielleicht meinen Job aufgeben. Tyler nennt sich die Paper Street Soap Company. Die Leute sagen, es sei die beste Seife überhaupt.
»Schlimmer wäre es gewesen«, sagt Tyler, »wenn du Marlas Mutter aus Versehen gegessen hättest.«
Mit dem Mund voller Kung Pao Chicken sage ich, er soll, verdammt noch mal, endlich die Klappe halten.
An diesem Samstagabend sitzen wir auf dem Vordersitz eines Impala, Baujahr 1968, der mit zwei platten Reifen in der vordersten Reihe eines Gebrauchtwagenparks steht. Tyler und ich reden, trinken Bier aus Dosen, und der Vordersitz des Impala ist größer als das Sofa der meisten Leute. Bei den Autohändlern in diesem Teil der Ausfallstraße kosten die Wagen alle um die zweihundert Dollar, und tagsüber stehen die Zigeunertypen, die den Laden schmeißen, in ihren Sperrholzbüros herum und rauchen lange, dünne Zigarren.
Die Autos sind die Sorte Öfen, wie sie die Kids als ihr erstes Auto in der High-School fahren: Gremlins und Pacers, Mavericks und Hornets, International Harvester Pick-ups, tiefer gelegte Camaros, Dusters und Impalas. Autos, die man geliebt und dann weggeworfen hat. Tiere im Tierheim. Brautjungfernkleider im Goodwill-Laden. Verbeult und mit Klumpen von Spachtelmasse, die nie jemand abgeschmirgelt hat. Plastikholz, Plastikleder und Plastikchrom im Innenraum. Nachts sperren die Zigeunertypen die Autos nicht einmal ab.
Die Scheinwerfer auf der Ausfallstraße leuchten hinter dem Preis vorbei, der auf die Cinemascope-Windschutzscheibe des Impala gemalt ist. See the U.S.A. Der Preis ist achtundneunzig Dollar. Von innen sieht es aus wie neunundachtzig Cents. Null, null, Punkt, acht, neun.
Die meisten Autos hier kosten um die hundert Dollar, und alle haben einen Kaufvertrag im Fahrerfenster hängen, demzufolge sich der Preis auf den jetzigen Zustand bezieht.
Wir haben uns den Impala ausgesucht, denn wenn wir schon Samstagnacht in einem Auto schlafen müssen, dann hat das hier die größten Sitze.
Wir essen
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