Fight Club: Roman (German Edition)
gefunden hat und ich durchblicken ließ, ich könnte ihn möglicherweise mit einer Ladung Blei durchlöchern. Jetzt arbeite ich wieder allein.
Oder ich rufe vielleicht mal im Transportministerium an. Es gibt da eine Vordersitzhalterung, die nie die Aufpralltests durchlaufen hat, bevor sie in Produktion ging.
Wenn du weißt, wo du nachschauen musst, findest du überall Leichen im Keller.
Morgen, sage ich.
Er sagt: »Morgen.«
An meinem Ellbogen liegt ein weiteres, nur für mich bestimmtes, wichtiges Geheimdokument, das ich für Tyler abtippen und kopieren sollte. Vor einer Woche schritt Tyler die Maße des Kellers im Haus an der Paper Street ab. Er ist fünfundsechzig Schuhlängen lang und vierzig Schuhlängen breit. Tyler dachte laut nach. Er fragte mich: »Wie viel ist sechs mal sieben?«
Zweiundvierzig.
»Und zweiundvierzig mal drei?«
Einhundertsechsundzwanzig.
Tyler gab mir eine handgeschriebene Liste mit Notizen und sagte, ich solle sie tippen und zweiundsiebzig Kopien machen.
Warum genauso viele?
»Weil«, sagte Tyler, »das die Anzahl der Leute ist, die im Keller schlafen können, wenn wir sie in dreistöckige Bunkerbetten aus überschüssigen Armeebeständen legen.«
Und was ist mit ihrem Zeug, fragte ich.
Tyler sagte: »Sie werden nur das mitbringen, was auf der Liste steht, und das müsste alles unter eine Matratze passen.«
Auf der Liste, die mein Chef im Kopiergerät findet – das Zählwerk steht noch auf zweiundsiebzig –, steht:
»Die Mitnahme der erforderlichen Gegenstände garantiert noch keine Zulassung zum Training, aber kein Bewerber wird berücksichtigt, wenn er nicht mit den folgenden Dingen und genau fünfhundert Dollar in bar für seine persönlichen Beerdigungskosten ausgestattet ist.«
Es kostet mindestens dreihundert Dollar, eine mittellose Leiche verbrennen zu lassen, erzählt mir Tyler, und der Preis stieg. Wenn jemand mit weniger als dieser Summe stirbt, geht seine Leiche an ein Autopsieseminar.
Die Lehrgangsteilnehmer müssen dieses Geld immer im Schuh tragen, damit sie im Todesfall keine Belastung für das Projekt Chaos sind.
Außerdem müssen die Bewerber mit Folgendem erscheinen: Zwei schwarze Hemden.
Zwei schwarze Hosen.
Ein Paar schwere schwarze Schuhe.
Zwei Paar schwarze Socken und zwei Paar einfarbige Unterhosen.
Ein schwerer schwarzer Mantel.
Darin inbegriffen ist die Kleidung, die der Bewerber am Leib trägt.
Ein weißes Handtuch.
Eine Feldbettmatratze aus Armeebeständen. Eine weiße Rührschüssel aus Plastik.
Mein Chef steht immer noch an meinem Schreibtisch. Ich nehme die Originalliste und sage: Danke. Mein Chef geht in sein Büro, und ich mache mich an die Arbeit und spiele Solitär auf meinem Computer.
Nach der Arbeit gebe ich Tyler die Kopien. Die Tage vergehen, ich gehe zur Arbeit.
Ich komme nach Hause.
Ich gehe zur Arbeit.
Ich komme nach Hause, und da steht ein Kerl auf unserer Veranda. Er steht an der Vordertür, das zweite schwarze Hemd und die Hose hat er in einer braunen Papiertüte, und die letzten drei Gegenstände, ein weißes Handtuch, eine Matratze aus Armeebeständen und eine Plastikschüssel, hat er auf dem Geländer der Veranda abgelegt. Aus einem Fenster im oberen Stock spähen Tyler und ich auf den Burschen hinunter, und Tyler sagt, ich soll ihn wegschicken.
»Er ist zu jung«, sagt Tyler.
Der Kerl auf der Veranda ist Engelsgesicht, den ich in der Nacht, in der Tyler das Projekt Chaos erfand, vernichten wollte. Selbst mit den zwei blauen Augen und dem blonden Bürstenschnitt erkennt man noch sein hartnäckiges, hübsches, finsteres Gesicht, ohne Furchen und Narben. Steck ihn in ein Kleid und bring ihn zum Lächeln, und er geht als Frau durch. Engelsgesicht steht einfach da, mit den Zehen an der Eingangstür, blickt einfach stur geradeaus auf das absplitternde Holz, die Hände an der Seite, und er trägt schwarze Schuhe, schwarzes Hemd und schwarze Hose.
»Sieh zu, dass du ihn loswirst«, sagt Tyler. »Er ist zu jung.« Ich frage, wie jung zu jung ist.
»Das spielt keine Rolle«, sagt Tyler. »Wenn der Bewerber jung ist, sagen wir ihm, er ist zu jung. Wenn er dick ist, ist er zu dick. Wenn er alt ist, ist er zu alt. Ist er dünn, weiß oder schwarz, dann ist er zu dünn, weiß oder schwarz.«
Auf diese Weise, sagt Tyler, haben buddhistische Tempel vor Ewigkeiten Bewerber getestet. Du forderst den Bewerber auf, wieder wegzugehen, und wenn sein Entschluss so stark ist, dass er drei Tage ohne Nahrung, ohne Schutz oder
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