Fight Club: Roman (German Edition)
sagte Tyler und holte eine Pistole aus der Manteltasche, »ist eine Pistole, und in zwei Wochen sollte jeder von euch eine Pistole in etwa dieser Größe haben und zum Treffen mitbringen.«
»Besser, ihr bezahlt sie bar«, sagte Tyler. »Beim nächsten Treffen tauscht ihr die Pistolen untereinander und meldet die Pistole, die ihr gekauft habt, als gestohlen.«
Niemand stellte Fragen. Keine Fragen zu stellen ist die erste Regel beim Projekt Chaos.
Tyler reichte die Pistole herum. Sie war sehr schwer für etwas, das so klein ist, als wäre etwas Riesiges wie ein Berg oder eine Sonne in sich zusammengestürzt und zu dem Ding hier eingeschmolzen. Die Jungs im Ausschuss hielten sie mit zwei Fingern. Alle wollten fragen, ob sie geladen ist, aber die zweite Regel des Projekts Chaos lautete, dass du keine Fragen stellst.
Vielleicht war sie geladen, vielleicht war sie es nicht. Vielleicht sollten wir immer das Schlimmste annehmen.
»Eine Pistole«, sagte Tyler, »ist einfach und vollkommen. Du ziehst einfach den Abzug.«
Die dritte Regel im Projekt Chaos heißt: keine Ausreden.
»Der Abzug«, sagte Tyler, »setzt den Hahn frei, und der Hahn zündet das Pulver.«
Die vierte Regel heißt: keine Lügen.
»Die Explosion sprengt eine Metallkugel aus dem offenen Ende der Patrone, und der Pistolenlauf lenkt das explodierende Pulver und die Kugel in eine Richtung«, sagte Tyler. »Wie ein Mensch aus einer Kanone, wie eine Rakete aus einem Silo, wie euer Sperma.«
Als Tyler das Projekt Chaos erfand, sagte er, das Ziel des Projekts habe nichts mit anderen Menschen zu tun. Es war Tyler egal, ob andere Menschen verletzt wurden oder nicht. Das Ziel bestand darin, jedem Mann in dem Projekt beizubringen, dass er die Macht hatte, den Lauf der Geschichte zu beherrschen. Wir, jeder von uns, können die Welt beherrschen. Es war beim
Fight Club,
wo Tyler das Projekt Chaos erfand. Eines Nachts klatschte ich beim
Fight Club
einen Neuling ab. In dieser Samstagnacht kam ein junger Kerl mit einem Gesicht wie ein Engel zu seinem ersten
Fight Club,
und ich klatschte ihn für einen Kampf ab. Das ist die Regel. Wenn es deine erste Nacht im
Fight Club
ist, musst du kämpfen. Ich wusste das, also klatschte ich ihn ab, denn meine Schlaflosigkeit war wieder da, und ich war in der Stimmung, etwas Schönes zu zerstören. Da der größte Teil meines Gesichts nie die Chance bekommt zu verheilen, habe ich in der Abteilung Gutes Aussehen nichts verloren. In der Arbeit fragte mich mein Chef, was ich gegen das Loch in meiner Wange unternehme, das nie zuheilt. Ich sagte, wenn ich Kaffee trinke, lege ich zwei Finger über das Loch, damit nichts ausläuft.
Es gibt einen Gewinnergriff, der jemandem gerade so viel Luft lässt, dass er nicht ohnmächtig wird, und in jener Nacht im
Fight Club
drosch ich auf unseren Neuling, auf dieses wunderschöne Engelsgesicht ein, zuerst mit den harten Knöcheln meiner Faust, wie ein mahlender Backenzahn, dann mit dem stumpfen Ende der Faust, als meine Knöchel von den Zähnen, die durch seine Lippen ragten, wund geschlagen waren. Dann sackte der Junge durch meine Arme.
Tyler sagte später, er habe mich noch nie etwas so gründlich zerstören sehen. In dieser Nacht wusste Tyler, dass er den
Fight Club
eine Stufe höher schrauben oder ihn einstellen musste.
Beim Frühstück am nächsten Morgen sagte Tyler: »Du hast wie ein Wahnsinniger ausgesehen, mein Junge, wie ein Psychopath. Was war los?«
Ich sagte, ich fühlte mich wie Scheiße und überhaupt nicht entspannt. Es hat mich überhaupt nicht angetörnt. Vielleicht habe ich mich zu sehr daran gewöhnt. Man kann eine Toleranz für Kämpfe entwickeln, und vielleicht musste ich zu etwas Größerem übergehen.
An diesem Morgen erfand Tyler das Projekt Chaos.
Tyler fragte, wogegen ich in Wirklichkeit kämpfte.
Was Tyler darüber sagte, dass wir die Scheiße und die Sklaven der Geschichte seien, das ist genau das, was ich empfand. Ich wollte all das Schöne zerstören, das ich nie haben würde. Die Regenwälder am Amazonas niederbrennen. FCKW in die Atmosphäre pumpen, um das Ozon zu killen. Die Klappen von Supertankern öffnen und Ölquellen vor der Küste entstöpseln. Ich wollte all die Fische töten, die ich mir nicht leisten konnte, und die französischen Strände verunreinigen, die ich nie sehen würde.
Ich wollte, dass die ganze Welt ganz unten ankommt.
Als ich auf diesen Jungen einschlug, wollte ich in Wirklichkeit jedem vom Aussterben bedrohten Panda, der nicht
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