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Fight Club: Roman (German Edition)

Fight Club: Roman (German Edition)

Titel: Fight Club: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Ermutigung am Eingang wartet, dann – und nur dann – darf er eintreten und das Training beginnen.
    Also sage ich Engelsgesicht, er sei zu jung, aber zur Mittagszeit ist er immer noch da. Nach dem Essen gehe ich hinaus, schlage ihn mit einem Besen und kicke seine Tüte auf die Straße hinaus. Vom oberen Stockwerk aus beobachtet Tyler, wie ich den Jungen mit dem Besen bearbeite, der Junge steht einfach nur da, und dann trete ich sein Zeug in den Rinnstein und schreie.
    Verschwinde, schreie ich. Hast du nicht gehört? Du bist zu jung. Du wirst es nie schaffen, schreie ich. Komm in ein paar Jahren wieder und bewirb dich noch mal. Hau ab, geh endlich von meiner Veranda runter.
    Am nächsten Tag ist der Junge immer noch da, und Tyler geht hinaus und zieht die weiche Tour ab. Tyler sagt, es täte ihm Leid, dass er dem Jungen vom Training erzählt habe, aber er sei wirklich noch zu jung, und ob er jetzt bitte gehen würde.
    Cool cop, bad cop.
    Ich schreie den armen Kerl erneut an. Dann geht sechs Stunden später Tyler wieder hinaus und sagt, es täte ihm Leid, aber es bleibe beim Nein. Der Junge müsse gehen. Tyler sagt, er ruft die Polizei, wenn er nicht geht.
    Und der Junge bleibt.
    Und seine Kleidung liegt immer noch im Rinnstein. Der Wind weht die zerrissene Papiertüte davon.
    Und der Junge bleibt.
    Am dritten Tag ist ein zweiter Bewerber an der Tür.
    Engelsgesicht ist immer noch da, und Tyler geht hinunter und sagt zu Engelsgesicht: »Komm rein. Hol dein Zeug von der Straße und komm rein.«
    Zu dem Neuen sagt Tyler, es täte ihm Leid, aber es würde sich um einen Irrtum handeln. Der Neue sei zu alt, um hier zu trainieren, und ob er bitte wieder gehen würde.
    Ich gehe jeden Tag zur Arbeit. Ich komme nach Hause, und jeden Tag warten ein oder zwei Kerle auf der Veranda. Die Neuen schauen sich untereinander nicht an. Ich schließe die Tür und lasse sie auf der Veranda stehen. Eine Zeit lang ist es jeden Tag das Gleiche. Manchmal gehen die Bewerber wieder, aber meistens halten sie bis zum dritten Tag aus, bis die Mehrzahl der zweiundsiebzig Etagenbetten, die Tyler und ich gekauft und im Keller aufgestellt haben, belegt sind.
    Eines Tages gibt mir Tyler fünfhundert Dollar in bar und sagt, ich soll sie ständig in meinem Schuh tragen. Mein Beerdigungsgeld. Noch so eine Sache aus den alten Buddhistenklöstern.
    Wenn ich jetzt von der Arbeit nach Hause komme, ist das Haus voller Fremder, die Tyler aufgenommen hat. Alle arbeiten. Der ganze erste Stock verwandelt sich in eine Küche und eine Seifenfabrik. Das Badezimmer ist nie leer. Trupps von Männern verschwinden für ein paar Tage und kommen mit roten Plastiktüten voll dünnem, wässrigem Fett zurück.
    Eines Abends kommt Tyler nach oben, als ich mich gerade in meinem Zimmer verkrieche, und sagt: »Stör sie nicht. Sie wissen alle, was sie zu tun haben. Es gehört zum Projekt Chaos. Keiner von den Jungs versteht den ganzen Plan, aber jeder Einzelne ist darauf trainiert, eine einfache Aufgabe perfekt zu erfüllen.«
    Du musst Tyler vertrauen, so ist die Regel beim Projekt Chaos. Dann ist Tyler verschwunden.
    Manche Gruppen des Projekts Chaos lassen den ganzen Tag Fett aus. Ich schlafe nicht. Die ganze Nacht höre ich, wie andere Gruppen die Lauge mischen, die Seifenstücke schneiden und auf Backfolie hart werden lassen. Dann wickeln sie jedes Stück Seife in Seidenpapier und versiegeln es mit dem Etikett der Paper Street Soap Company. Alle außer mir scheinen zu wissen, was zu tun ist, und Tyler ist nie zu Hause.
    Ich gehe die Wände hoch, ich bin eine Maus, gefangen in diesem Uhrwerk aus schweigenden Männern mit der Energie von dressierten Affen, die in Gruppen kochen, arbeiten und schlafen. Einen Hebel betätigen. Auf einen Knopf drücken. Eine Gruppe Weltraumaffen bereitet den ganzen Tag über Mahlzeiten zu, und den ganzen Tag essen Gruppen von Weltraumaffen aus den Plastikschüsseln, die sie mitgebracht haben.
    Als ich eines Morgens zur Arbeit aufbreche, steht Big Bob auf der Veranda, er trägt schwarze Schuhe, schwarzes Hemd und schwarze Hose. Ich frage, ob er Tyler kürzlich gesehen hat. Ob Tyler ihn hergeschickt hat.
    »Die erste Regel im Projekt Chaos«, sagt Big Bob, die Haken zusammengeschlagen und den Rücken stocksteif, »heißt: Du stellst keine Fragen über das Projekt Chaos.«
    Welche hirnlose kleine Ehre ihm Tyler denn zugedacht habe, frage ich. Es gibt Jungs, deren Aufgabe es ist, den ganzen Tag nur Reis zu kochen oder Essschüsseln auszuwaschen oder

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