Fight Club: Roman (German Edition)
»Glaubt an mich, und ihr werdet für immer sterben.«
Zu spät, der Lastwagen weicht aus, und der Mechaniker weicht aus, aber das Hinterteil unseres Corniche schlingert gegen das Ende der vorderen Stoßstange des Lastwagens.
Nicht dass mir das in diesem Augenblick bewusst ist, ich sehe nur die Lichter, die Scheinwerfer des Lastwagens, in die Dunkelheit blinken, und ich werde zunächst gegen die Beifahrertür und dann auf die Geburtstagstorte und den Mechaniker hinter dem Lenkrad geschleudert.
Der Mechaniker klammert sich über das Lenkrad, um es gerade zu halten, und die Geburtstagskerzen erlöschen. Eine vollkommene Sekunde lang gibt es kein Licht in dem warmen schwarzen, ledergepolsterten Auto, und unsere Schreie treffen alle den gleichen tiefen Ton, den gleichen tiefen Klagelaut der Lastwagenhupe, und wir haben keine Kontrolle mehr, keine andere Wahl, keine Richtung und keine Möglichkeit, zu entrinnen, und wir sind tot.
Es ist in diesem Augenblick mein Wunsch, zu sterben. Ich bin nichts in dieser Welt, verglichen mit Tyler.
Ich bin hilflos. Ich bin dumm, und alles, was ich tue, ist, Dinge zu wollen und zu brauchen.
Mein winziges Leben. Mein kleiner Scheißjob. Meine schwedischen Möbel. Ich habe es noch keinem Menschen erzählt, aber bevor ich Tyler kennen lernte, hatte ich vor, mir einen Hund zu kaufen und ihn »Gefolge« zu nennen.
So weit kann es mit einem kommen.
Töte mich.
Ich packe das Lenkrad und kurble uns in den Verkehr zurück. Jetzt.
Auf Räumung der Seele vorbereiten. Jetzt.
Der Mechaniker reißt das Lenkrad Richtung Straßengraben, und ich kämpfe darum, verdammt noch mal, zu sterben.
Jetzt. Das unglaubliche Wunder des Todes, wenn du in der einen Sekunde noch auf Erden wandelst, und in der nächsten bist du ein lebloses Objekt.
Ich bin nichts, und nicht einmal das. Kalt.
Unsichtbar.
Ich rieche Leder. Mein Sicherheitsgurt ist wie eine Zwangsjacke um mich gewickelt, und als ich versuche mich aufzusetzen, stoße ich mit dem Kopf an das Lenkrad, was heftiger wehtut, als es sollte. Mein Kopf ruht im Schoß des Mechanikers, und als ich hinaufschaue, sehe ich das Gesicht des Mechanikers hoch über mir, er lächelt und fährt, und ich sehe Sterne durch das Fenster auf der Fahrerseite.
Meine Hände und mein Gesicht sind von irgendetwas klebrig. Blut?
Buttercremeglasur.
Der Mechaniker blickt zu mir herunter: »Happy Birthday.«
Ich rieche Rauch und erinnere mich an die Geburtstagstorte.
Nur die Nachtluft und der Geruch von Rauch, die Sterne und der Mechaniker, der lächelnd fährt, meinen Kopf in seinem Schoß– plötzlich habe ich nicht mehr das Verlangen, mich aufzusetzen.
Wo ist die Torte?
Der Mechaniker sagt: »Auf dem Boden.«
Nur die Nachtluft, und der Geruch nach Rauch wird stärker.
Ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen? Hoch über mir sehe ich die Umrisse des lächelnden Gesichts vor den Sternen im Fenster. »Die Geburtstagskerzen«, sagt er, »sind von der Sorte, die nie ausgeht.« Im Licht der Sterne passen sich meine Augen so weit an, dass ich den Rauch von kleinen Feuern überall im Teppich aufsteigen sehe.
19
Der Mechaniker aus dem
Fight Club
steht auf dem Gas und wütet auf seine ruhige Art hinter dem Lenkrad, und wir haben heute Abend noch etwas Wichtiges zu erledigen.
Eine Sache, die ich vor dem Ende der Zivilisation noch lernen muss, ist, wie ich anhand der Sterne meine Richtung bestimme. Alles ist so ruhig, als würden wir im Cadillac durch den Weltraum fahren. Wir müssen den Freeway verlassen haben. Die drei Jungs auf dem Rücksitz sind ohnmächtig oder schlafen.
»Sie waren dem Leben nahe«, sagt der Mechaniker.
Er löst eine Hand vom Lenkrad und befühlt die lang gestreckte Beule auf meiner Stirn, wo ich gegen das Lenkrad geprallt bin. Meine Stirn schwillt so stark an, dass ich die Augen nicht mehr öffnen kann, und der Mechaniker streicht mit seiner kühlen Fingerspitze über die ganze Länge der Schwellung. Der Corniche fährt in ein Schlagloch, und der Schmerz scheint über meine Augen vorzuspringen wie der Schirm einer Mütze. Unser verbogenes Hinterteil klappert, und die Stoßstange klafft und knarrt in der Stille unserer schnellen Fahrt über die nächtliche Straße.
Der Mechaniker sagt, dass die hintere Stoßstange des Corniche nur noch an den Bändern hängt, dass sie fast heruntergerissen worden wäre, als sie an der vorderen Stoßstange des Lastwagens hängen blieb.
Ich frage, ob der heutige Abend zu seiner Hausaufgabe für das Projekt Chaos
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