Fight Club: Roman (German Edition)
Hessel seine Schicht in dem 24-Stunden-Supermarkt beendet hatte, und gegen Mitternacht wartete er auf einen Lumpensammlerbus, als ich schließlich auf ihn zuging und guten Tag sagte.
Raymond Hessel, Raymond sagte nichts. Wahrscheinlich dachte er, dass ich auf sein Geld aus war, seinen Mindestlohn, die vierzehn Dollar in seiner Brieftasche. Ach, Raymond Hessel, mit deinen dreiundzwanzig Jahren, als du zu weinen anfingst, als die Tränen am Lauf meiner Pistole hinunterliefen, den ich an deine Schläfe gedrückt hatte, nein, da ging es nicht um Geld. Nicht alles dreht sich um Geld.
Du sagtest nicht einmal guten Tag.
Du bist nicht deine armselige kleine Brieftasche.
Angenehme Nacht heute, sagte ich, kalt und klar.
Du sagtest nicht einmal guten Tag.
Ich sagte, lauf nicht davon, sonst muss ich dir in den Rücken schießen. Ich hatte die Pistole rausgeholt, und ich trug einen Gummihandschuh, damit für den Fall, dass die Pistole einmal Beweisstück A sein würde, nichts anderes auf ihr zu sehen wäre als die getrockneten Tränen von Raymond Hessel, Weißer, europäischer Abstammung, dreiundzwanzig Jahre, keine besonderen Kennzeichen.
Da war mir deine Aufmerksamkeit sicher. Deine Augen wurden so groß, dass ich selbst im Licht der Straßenlampen sehen konnte, dass sie frostschutzmittelgrün waren.
Du hast einen Satz nach hinten gemacht, immer noch ein Stückchen weiter, wenn die Pistole dein Gesicht berührte, als wäre der Lauf zu heiß oder zu kalt. Bis ich sagte, weich nicht zurück, und du hast dich von der Pistole berühren lassen, aber auch dann hast du noch den Kopf nach oben und vom Lauf weggedreht.
Du gabst mir deine Brieftasche, wie ich es verlangte.
Der Name in deinem Führerschein war Raymond K. Hessel. Du wohnst in 1320 SE Benning, Appartement A. Das musste eine Kellerwohnung sein. Kellerwohnungen geben sie normalerweise Buchstaben statt Nummern.
Raymond K. K. K. K. K. Hessel, ich redete mit dir.
Du drehtest den Kopf nach oben und von der Pistole weg, und du sagtest ja. Ja, du wohnst im Keller.
Du hattest auch ein paar Fotos in deiner Brieftasche. Da war deine Mutter.
Das war hart für dich, du musstet die Augen öffnen und das Bild ansehen, auf dem Mom und Dad lächeln, und gleichzeitig musstest du die Pistole ansehen, aber du hast es getan, und dann hast du die Augen geschlossen und zu weinen begonnen.
Du fingst an dich zu beruhigen, das unglaubliche Wunder des Todes. In der einen Minute bist du noch eine Person, in der nächsten nur noch ein Objekt, und Mom und Dad würden den alten Doktor Soundso aufsuchen und sich die zahnmedizinischen Aufzeichnungen geben lassen müssen, denn von deinem Gesicht würde nicht mehr viel übrig sein, und Mom und Dad, sie hatten immer so große Erwartungen in dich gesetzt, nein, das Leben war nicht fair, und jetzt das.
Vierzehn Dollar.
Das, sagte ich, ist deine Mom?
Ja. Du hast geweint, geschnieft, geweint. Du schlucktest. Ja.
Du hattest einen Bibliotheksausweis. Du hattest einen Ausweis von einem Videoverleih. Eine Sozialversicherungskarte. Vierzehn Dollar Bargeld. Ich wollte den Busausweis nehmen, aber der Mechaniker hatte gesagt, wir dürfen nur den Führerschein nehmen. Ein abgelaufener Collegeausweis.
Du hast früher irgendwas studiert.
In diesem Augenblick hast du einen ziemlich durchdringenden Schrei losgelassen, deshalb presste ich die Pistole ein bisschen fester an deine Wange, und du fingst an zurückzuweichen, bis ich sagte, bleib stehen, oder du bist auf der Stelle tot. Also, was hast du studiert?
Wo?
Auf dem College, sagte ich. Du hast einen Studentenausweis. Ach so, schluchz, schluck, schnief, Biologie.
Hör mir jetzt gut zu, Raymond K. K. K. Hessel. Du wirst heute Nacht sterben. Du kannst in einer Minute sterben oder in einer Stunde, das entscheidest du. Also lüg mir was vor. Erzähl mir das Erste, was dir in den Sinn kommt. Erfinde irgendwas, es ist mir scheißegal. Ich habe die Pistole.
Schließlich hast du zugehört und bist aus der kleinen Tragödie in deinem Kopf herausgekommen.
Bitte ausfüllen: Was will Raymond Hessel werden, wenn er groß ist?
Nach Hause gehen, sagtest du, du möchtest einfach nur nach Hause gehen, bitte.
Scheiße, nein, sagte ich. Nachher, wie wolltest du dein Leben verbringen? Wenn du alles tun könntest?
Erfinde irgendwas.
Du wusstest es nicht.
Dann bist du auf der Stelle tot, sagte ich. Dreh jetzt den Kopf. Tod setzt ein in zehn, neun, acht.
Tierarzt, sagtest du. Du wolltest Tierarzt werden.
Also
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