Fight Club: Roman (German Edition)
überzogen.
Trete über den Rand.
Das Polizeiband flattert zwischen mir und der Vergessenheit.
Trete über den Rand.
Was bleibt sonst noch?
Trete über den Rand.
Da ist noch Marla.
Spring über den Rand.
Da ist noch Marla, und um die dreht sich die ganze Sache, und sie weiß es nicht.
Und sie liebt dich.
Sie liebt Tyler.
Sie kennt den Unterschied nicht.
Jemand muss es ihr sagen. Hau ab, hau ab, hau ab.
Rette dich.
Du fährst im Aufzug zur Eingangshalle hinunter, und der Portier, der dich früher nie ausstehen konnte, lächelt dich nun mit drei ausgeschlagenen Zähnen im Mund an und sagt: »Guten Abend, Mr. Durden. Darf ich Ihnen ein Taxi rufen? Geht es Ihnen gut? Möchten Sie das Telefon benutzen?«
Du rufst Marla im Regent Hotel an.
Der Portier im Regent sagt: »Sofort, Mr. Durden.«
Dann ist Marla am Telefon.
Der Portier hört dir über die Schulter zu. Der Angestellte im Regent hört wahrscheinlich auch zu. Marla, sagst du, wir müssen reden.
Marla sagt: »Du kannst mich am Arsch lecken.«
Sie ist möglicherweise in Gefahr, sagst du. Sie hat ein Recht darauf zu wissen, was vor sich geht. Sie muss dich treffen. Ihr müsst reden.
»Wo?«
Sie soll dorthin gehen, wo sie sich zum ersten Mal begegnet sind. Weißt du noch? Denk nach.
Die weiße, Heil bringende Kugel aus Licht. Der Palast der sieben Türen.
»Ich hab’s«, sagt sie. »Ich kann in zwanzig Minuten dort sein.«
Sei dort.
Du hängst auf, und der Portier sagt: »Ich kann Ihnen ein Taxi besorgen, Mr. Durden. Kostenlos, wohin Sie wollen.«
Die Jungs aus dem
Fight Club
sind dir auf den Fersen. Nein, sagst du, es ist so eine angenehme Nacht, ich glaube, ich gehe lieber zu Fuß.
Es ist Samstagabend, Darmkrebsabend im Keller der First Methodist, und Marla ist schon da, als du eintriffst.
Marla Singer, die ihre Zigarette raucht. Marla Singer, die die Augen verdreht. Marla Singer mit einem blauen Auge.
Du sitzt ihr im Meditationskreis auf dem Zottelteppich gegenüber und versuchst, dein Energie spendendes Tier kommen zu lassen, während Marla dich mit ihrem blauen Auge anfunkelt. Du schließt die Augen und meditierst zum Palast der sieben Türen, und du spürst immer noch Marlas wütenden Blick. Du hätschelst das Kind in dir.
Marla starrt wütend.
Dann ist es Zeit für die Umarmung.
Öffnet die Augen.
Wir suchen uns alle einen Partner.
Marla durchquert mit drei raschen Schritten den Raum und schlägt mir hart ins Gesicht.
Teilt euch vollständig mit.
»Du erbärmliches, widerliches Stück Scheiße«, sagt Marla. Um uns herum stehen alle da und glotzen.
Dann hageln Marlas Fäuste von allen Seiten auf mich ein. »Du hast jemanden umgebracht«, kreischt sie. »Ich habe die Polizei gerufen, sie müssten jede Minute hier sein.«
Ich packe ihre Handgelenke und sage, kann sein, dass die Polizei kommt, aber wahrscheinlich kommt sie nicht.
Marla windet sich und sagt, die Polizei rast hierher, um mich an den elektrischen Stuhl anzuschließen, dass es mir die Augen heraustreibt, oder zumindest werden sie mir eine tödliche Spritze verpassen.
Das fühlt sich bestimmt an wie der Stich einer Biene.
Ein Schuss mit einer Überdosis Natriumphenobarbital, und dann der große Schlaf. Wie im Tal der Hunde.
Marla sagt, sie hat gesehen, wie ich heute jemanden umgebracht habe.
Falls sie meinen Chef meint, sage ich, ja, ja, ja, ich weiß, die Polizei weiß es, und alle suchen mich bereits, um mir die Todesspritze zu geben, aber es war Tyler, der meinen Chef umgebracht hat.
Tyler und ich haben nur zufällig die gleichen Fingerabdrücke, aber niemand begreift es.
»Du kannst mich am Arsch lecken«, sagt Marla und schiebt ihr blau geschlagenes Auge nahe an mein Gesicht. »Nur weil du und deine kleinen Jünger euch gern verprügeln lasst; wenn du mich noch einmal anfasst, bist du tot.«
»Ich habe gesehen, wie du heute Abend einen Mann erschossen hast«, sagt Marla.
Nein, es war eine Bombe, sage ich, und es ist heute Morgen passiert. Tyler hat einen Computermonitor angebohrt und mit Benzin oder Schwarzpulver gefüllt.
All die Leute mit echtem Darmkrebs stehen herum und beobachten die Szene.
»Nein«, sagt Marla. »Ich bin dir ins Pressman Hotel gefolgt, und du hast als Kellner bei einer dieser Wer-war-der-MörderPartys gearbeitet.«
Bei den Wer-war-der-Mörder-Partys kommen reiche Leute zu einer großen Dinnerparty ins Hotel und spielen eine Art Agatha-Christie-Story durch. Irgendwann zwischen den Lachswürstchen und dem Rehrücken gehen die
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