Fight Club: Roman (German Edition)
Socken und Schuhe sind weg.
Tyler sagt: »Steh auf.«
Unter, hinter und in allem, was ich für selbstverständlich hielt, ist etwas Schreckliches herangewachsen.
Alles ist zusammengebrochen.
Die Weltraumaffen haben das Haus geräumt. Alles ist umgesiedelt, das Fettdepot, die Etagenbetten, das Geld, vor allem das Geld. Nur der Garten ist noch da und das Haus.
Tyler sagt: »Was jetzt noch zu tun bleibt, ist deine Märtyrernummer. Deine große Todesnummer.«
Es sollte kein trauriger, deprimierender Tod werden, sondern ein fröhlicher, Kraft spendender Tod.
Ach, Tyler, mir tut alles weh. Bring mich einfach hier um.
»Steh auf.«
Töte mich doch. Töte mich. Töte mich. Töte mich.
»Dein Tod muss Größe haben«, sagt Tyler. »Stell dir Folgendes vor: Du auf dem Dach des höchsten Gebäudes der Welt, das ganze Gebäude in der Hand des Projekts Chaos. Rauch quillt aus den Fenstern. Schreibtische fallen in die Menge auf der Straße. Eine wahre Oper von Tod sollst du bekommen.«
Nein, sage ich. Du hast mich genug benutzt.
»Wenn du nicht mitziehst, holen wir uns Marla.«
Geh voran, sag ich.
»Jetzt steh, verflucht noch mal, auf«, sagt Tyler, »und schwing deinen Arsch in das verdammte Auto.«
Und so stehen Tyler und ich auf dem Parker-Morris Building, und die Pistole steckt in meinem Mund.
Wir sind bei unseren letzten zehn Minuten angelangt.
In zehn Minuten gibt es das Parker-Morris Building nicht mehr. Ich weiß das, weil Tyler es weiß.
Tyler schiebt mir den Pistolenlauf tief in den Rachen und sagt: »Wir werden nicht wirklich sterben.«
Ich schiebe den Lauf der Pistole mit der Zunge in meine übrig gebliebene Wange und sage, Tyler, du denkst an Vampire.
Wir haben noch acht Minuten.
Die Pistole ist nur für den Fall, dass die Polizeihubschrauber zu früh kommen.
Für Gott sieht es aus wie ein Mann allein, der sich eine Pistole in den Mund hält, aber es ist Tyler, der die Pistole hält, und es ist mein Leben.
Du nimmst achtundneunzigprozentige rauchende Salpetersäure und gibst sie zur dreifachen Menge Schwefelsäure.
Schon hast du Nitroglyzerin.
Sieben Minuten.
Misch das Nitro mit Sägemehl, und du hast einen netten Plastiksprengstoff. Viele der Weltraumaffen mischen ihr Nitro mit Baumwolle und geben Epsomer Bittersalz als Sulfat dazu. Das geht auch. Manche Affen nehmen Paraffin, vermischt mit Nitro. Bei mir hat Paraffin kein einziges Mal funktioniert.
Vier Minuten.
Tyler und ich am Rand des Daches, die Pistole in meinem Mund, und ich frage mich, wie sauber die Pistole ist.
Drei Minuten.
Dann schreit jemand.
»Warte«, und es ist Marla, die über das Dach auf uns zukommt. Marla kommt auf mich zu, nur auf mich, denn Tyler ist verschwunden. Puff. Tyler ist meine Halluzination, nicht ihre. Schnell wie ein Zaubertrick ist Tyler verschwunden. Und nun bin ich nur mehr ein Mann, der sich eine Pistole in den Mund hält.
»Wir sind dir gefolgt«, ruft Marla. »Alle Leute aus der Selbsthilfegruppe. Du musst das nicht tun. Leg die Pistole weg.«
Hinter Marla kommen die Darmkrebse, die Gehirnparasiten, die Leute mit Melanomie oder Tuberkulose auf mich zu, sie gehen, humpeln, fahren im Rollstuhl.
Sie sagen: »Warte.«
Der kalte Wind trägt ihre Stimmen zu mir. »Halt.«
Und: »Wir können dir helfen.«
»Lass dir helfen.«
Das
Whop, Whop, Whop
von Polizeihubschraubern kommt näher.
Geht, schreie ich. Haut ab von hier. Das Gebäude wird gleich explodieren.
Marla schreit: »Das wissen wir.«
Dies ist ein Augenblick der Epiphanie für mich.
Ich töte mich selbst, schreie ich. Ich töte Tyler.
Ich bin Joes wilde Entschlossenheit.
Ich erinnere mich an alles.
»Es ist nicht Liebe oder so«, ruft Marla, »aber ich glaube, ich mag dich auch.«
Eine Minute.
Marla mag Tyler.
»Nein, ich mag
dich
«, ruft Marla. »Ich kenne den Unterschied.«
Und nichts.
Nichts explodiert.
Ich schiebe den Pistolenlauf in die noch vorhandene Wange und sage, Tyler, du hast das Nitro mit Paraffin gemischt, stimmt’s?
Paraffin funktioniert nie.
Ich muss es tun.
Die Polizeihubschrauber.
Und ich drücke ab.
30
In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.
Natürlich starb ich, als ich abdrückte.
Lügner.
Und Tyler starb.
Als die Hubschrauber auf uns zudonnerten und Marla und die Leute aus den Selbsthilfegruppen, die sich selbst nicht retten konnten, mich zu retten versuchten, musste ich abdrücken.
Das hier war besser als das richtige Leben.
Und dein vollkommener Augenblick währt nicht ewig. Im Himmel
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