Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
Erschöpfung hatte sich in einen Bärenhunger verwandelt. Am Abend zuvor hatten sie außerdem nichts Richtiges gegessen, nur die üblichen herumgereichten Partyhäppchen. Julia stocherte als Einzige lustlos in ihrem Essen herum und aß nur ab und zu einen Bissen, als sei ihr Körper ein ungeliebtes Haustier, das sie gezwungenermaßen versorgen musste.
    »Ich habe gespürt, dass etwas im Busch ist«, begann Eliot, während er eine riesige, lebensgefährlich aussehende karmesinrote Krabbe zerlegte. Wie Julia schien er nie zu essen, nahm aber irgendwie dennoch erhebliche Mengen an Nahrung zu sich. Trotzdem blieb er so dünn wie eh und je. »Zuerst hat zwei Tage nach eurer Abreise von Whitespire jemand einen Mordanschlag auf mich verübt, während ich in der Badewanne saß.«
    »Wirklich?«, fragte Josh mit vollem Mund. »Und das hat dich misstrauisch gemacht?«
    Josh hatte nicht lange gebraucht, um sich auf der
Muntjak
zu akklimatisieren. Sich unwohl zu fühlen lag einfach nicht in seiner Natur. Er hatte seine Freundschaft zu Eliot exakt an dem Punkt wiederaufgenommen, an dem sie sich vor zwei Jahren getrennt hatten.
    »Wie schrecklich!«, sagte Quentin. »Mein Gott!«
    »Ja, es war wirklich schrecklich! Ich nahm mein abendliches Bad, wie immer, unschuldig wie ein neugeborenes Kind – so heißt es, aber wenn man je so einer Kreatur begegnet ist, weiß man, dass sie furchtbar sind –, als einer meiner Handtuchboys sich mit einem Krummdolch von hinten anschlich und versuchte, mir die Kehle durchzuschneiden.
    Die Einzelheiten erspare ich euch« – was Eliot immer sagte, wenn er vorhatte, auf jedes Detail einzugehen –, »aber ich packte ihn am Arm und zog ihn ins Wasser. Er war nie ein besonders guter Handtuchboy gewesen. Vielleicht hat er geglaubt, er sei zu Besserem berufen. Als Mörder war er auch nicht sonderlich begabt, glaubt mir. Er hat mir zwar das Messer an den Hals gelegt, aber nicht mal in der Nähe einer Arterie, und er war keineswegs darauf gefasst, dass ich mich wehren würde. Er flog also ins Wasser, und ich sprang raus und verwandelte es zu Eis.«
    »Dixons Formel?«
    Eliot nickte. »Es war kein großer Verlust. Ich wollte sowieso gerade aussteigen. Ich hatte so viel Badesalz verwendet, dass ich schon befürchtete, der Spruch würde nicht wirken, aber das Wasser ist sofort zu einem Block gefroren. Der Typ sah aus wie Han Solo in Carbonit erstarrt. Die Ähnlichkeit war verblüffend.«
    »Du und deine Handtuchboys«, bemerkte Josh. »Aber wenn ich einen Harem haben möchte, dann heißt es, das sei unmoralisch und verstoße gegen die Menschenrechte.«
    »Na ja, aber dir blieb dafür ein Mordanschlag erspart, oder?«
    Eliot bräunte nicht, dazu war er zu hellhäutig, aber Sonne und Wind hatten etwas Farbe in seine ansonsten makellose Blässe gebracht, und er ließ sich einen attraktiven Seemannsbart stehen. Auch hatte er ein wenig von der zickigen Gottkönig-Attitüde abgelegt, die ihn zu Hause in Whitespire gekennzeichnet hatte – etwas von seinem Blattgold abgeworfen, wenn man so wollte. Sein Umgang mit der Crew war von einer selbstverständlichen Bestimmtheit und Vertraulichkeit gekennzeichnet – sogar mit denjenigen, die er vor der Fahrt auf der
Muntjak
nie kennengelernt hatte und in Quentins Vorstellung gar nicht kennen konnte, etwa Schramme. Doch inzwischen kannte er sie besser als Quentin. Sie waren ein Jahr lang zusammen zur See gefahren.
    »Natürlich habe ich ihn befreit. Ich habe es nicht fertiggebracht, ihn ersticken zu lassen. Aber ob ihr es glaubt oder nicht, er wollte nicht ein Sterbenswörtchen verraten! Er war irgendein Fanatiker oder vielleicht ein Verrückter. Alles das Gleiche. Einige Generäle wollten ihn foltern. Janet auch, glaube ich, aber ich habe es nicht zugelassen. Ihn einfach laufenlassen konnte ich aber auch nicht. Er sitzt jetzt im Gefängnis.
    Ich war erschüttert, aber ich nehme an, man ist kein richtiger Oberkönig, bis nicht jemand versucht, einen im Bad zu ermorden. Sollte es eines Tages jemandem gelingen, dann lasst mich bitte in der Wanne liegen und gebt ein Gemälde in Auftrag. Ich will so aussehen wie Jean-Paul Marat auf dem berühmten Bild von David.
    Ich versuchte, den Vorfall zu verdrängen, konnte es aber nicht. Die Geschichte hat mich einfach nicht losgelassen. Woran es genau lag, weiß ich nicht. Fillory, nehme ich an. Jedenfalls haben damit die Wunder begonnen.
    So wurden sie jedenfalls genannt, und mir ist auch kein anderer Begriff dafür eingefallen.

Weitere Kostenlose Bücher