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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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teilnehmen wollten. Die Zwerge schickten eine ganze Ladung magischer Schlüssel, die bis dahin in ihren unterirdischen Schatzkammern geschlummert hatten, falls ein passender darunter sei, aber fast alle erwiesen sich als nutzlos.
    Einer passte jedoch auf den Schlüsselring. Also blieben noch sechs. Schon seltsam, wie die Zwerge von Zeit zu Zeit doch immer wieder einmal auftrumpften.
    Eliot überließ Janet allein das Schloss. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er ihr damit noch mehr als bisher aufbürdete, aber sie wirkte bei seiner Abreise extrem mit sich zufrieden. Wahrscheinlich würde sie in seiner Abwesenheit eine faschistische Diktatur errichten. Und so brach er auf.
    Eliot hatte keine Ahnung, wohin er sich wenden sollte, doch ihm war natürlich bewusst, dass eine gewisse Ziellosigkeit bei einer Abenteuerreise nicht unbedingt ein Handicap war. Ein Ritter auf großer Fahrt nahm diese Ausgangsposition als gegeben hin und machte sich frohen Herzens auf den Weg. Auf in die Wildnis! Wenn man im Herzen, oder vielleicht in der Seele, die richtige Einstellung mitbrachte, würde einen das Abenteuer ganz von selbst finden. Ein solches Vorhaben ähnelte der freien Assoziation – es gab keine falschen Antworten. Alles nahm seinen natürlichen Lauf, solange man sich nicht zu verbissen bemühte.
    Davon war Eliot weit entfernt. Die
Muntjak
flog über die Wellen, getrieben von einem warmen, schwülen Wind, vorbei an der Außeninsel und der Insel Jenseits, hinaus aus Fillory und der bekannten Welt.
    Schweigen legte sich über die Tischgemeinschaft. Für einen Moment war nur das Knarren der Taue und Balken zu hören. Zum ersten Mal wurde Quentin bewusst, wie weit sie von allem Bekannten entfernt waren. Er stellte sich vor, wie sie aus der Vogelperspektive aussehen mussten: ein winziges, erleuchtetes Schiff, verloren in der unendlichen Weite eines leeren, unkartierten nächtlichen Ozeans.
    Eliot starrte an die Decke. Er suchte tatsächlich nach Worten. Das hatte Quentin noch nie erlebt.
    »Du würdest es nicht glauben, Q«, sagte er schließlich regelrecht ehrfurchtsvoll. »Wirklich nicht. Wir haben den ganzen östlichen Ozean befahren. Die Länder, die wir gesehen haben! Und manche der Inseln … Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Erzähl ihm von dem Zug«, schlug der junge Mann mit dem rasierten Schädel vor. Plötzlich erkannte Quentin ihn wieder. Es war Benedikt. Aber ein neuer Benedikt, wiedergeboren mit kräftigen Muskelsträngen und leuchtend weißen Zähnen. Die Stirnfransen im Gesicht und die mürrische Haltung gehörten der Vergangenheit an. Der junge Mann begegnete Eliot mit einem Respekt, den er nach Quentins Wissen noch nie zuvor jemandem erwiesen hatte.
    »Genau, der Zug! Zuerst haben wir ihn für eine Seeschlange gehalten. Wir konnten gerade noch rechtzeitig abdrehen! Aber es war ein Zug, einer von diesen Güterzügen mit ungefähr einer Million Waggons, Tankwagen und Containerwaggons, nur, dass dieser kein Ende nahm. Er tauchte an der Wasseroberfläche auf, rechts und links triefend von Salzwasser, rumpelte ein paar Seemeilen neben uns her und verschwand dann wieder in der Tiefe.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so. Schramme ist aufgesprungen und ein paar Meilen weit mitgefahren, aber es ist uns nicht gelungen, einen der Waggons zu öffnen.
    Auch ein schwimmendes Schloss haben wir gesehen. Zuerst haben wir es nur gehört; mitten in der Nacht läuteten Glocken. Am nächsten Morgen sind wir darauf gestoßen: ein Steinschloss, das auf einer Flotte knarrender Holzboote trieb. Es war unbewohnt. Nur in einem der Türme klangen Glocken, die durch den Wellenschlag bewegt wurden.
    Was noch? Wir landeten auf einer Insel, auf der niemand lügen konnte. Meine Güte, war das peinlich! Eine Menge schmutziger Wäsche wurde da gewaschen, das sage ich dir.«
    Über die Gesichter der anwesenden Besatzung huschte ein verlegenes Grinsen.
    »Eine Insel fanden wir, auf der die Bewohner wie Wellen waren, Meereswellen, wie ich sie kenne, besser kann ich es nicht erklären. An einer Stelle ergoss sich der Ozean in einen gewaltigen Abgrund, und nur eine schmale Brücke führte darüber. Eine Wasserbrücke, auf der wir hinübersegeln mussten.«
    »Wie ein Aquädukt«, warf Benedikt ein.
    »Wie ein Aquädukt. Das alles war so seltsam! Ich habe das Gefühl, dass die Magie hier draußen größer wird, irgendwie wilder, und alle möglichen merkwürdigen Orte erschafft, ganz von selbst. Eine Woche trieben wir in einer Flaute

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