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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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gäbe noch grundlegendere Prinzipien?
    Solange anderweitige Beweise fehlten, gingen wir davon aus, dass irgendwo größere Energien warteten, wesentlich größere, und dass eine Technik existierte, mit der diese Energien angezapft werden konnten. Soweit wir wissen, ist es jedoch noch keinem Menschen der Moderne je gelungen. Aber angenommen, es gäbe andere Wesen, die diesen Zugang haben. Nichtmenschliche Wesen.«
    »Eine andere Klasse von Wesen«, sagte Julia ausdruckslos. »Du meinst Gott, oder?«
    »Nein, Götter. Ich wollte mehr über sie herausfinden.«
    »Das ist verrückt! Es gibt keine Götter. Oder einen Gott. Weißt du, Pouncy, unter anderem bin ich deswegen froh, nicht auf dem College gewesen zu sein, weil ich dadurch nicht in einer Studentenbude hocken, Gras rauchen und über einen solchen Scheiß diskutieren musste.«
    Doch Pouncy ließ sich von ihrem Zorn nicht beirren.
    »›Wenn man alle Möglichkeiten eliminiert hat, muss das, was übrig bleibt, wie unwahrscheinlich auch immer, die Wahrheit sein.‹ Sherlock Holmes.«
    »Das Zitat ist nicht korrekt, und es bedeutet noch lange nicht, dass Götter existieren, Pouncy. Es bedeutet, fang noch mal von vorn an und überprüfe deine Arbeit, weil du an irgendeiner Stelle Mist gebaut hast.«
    »Wir haben alles überprüft.«
    »Dann solltet ihr vielleicht aufgeben«, erwiderte Julia.
    »Aber ich gebe nicht auf«, entgegnete Pouncy. Seine Augen waren von einem winterlichen Schiefergrau, das definitiv nicht zu seinem Abercrombie-&-Fitch-Stil passte. »Und die anderen auch nicht.« Er deutete auf sie. »Und du auch nicht, Julia. Oder?«
    Julia blinzelte und hielt seinem Blick stand, um anzudeuten, dass sie ihm weiter zuhörte, aber keine Versprechungen machte. Pouncy fuhr fort.
    »Wir reden nicht von Monotheismus, jedenfalls nicht in seiner modernen Form. Wir reden von alten Religionen. Paganismus oder, konkreter, Polytheismus.
    Vergiss alles, was du normalerweise mit theologischen Studien verbindest. Vergiss die Ehrfurcht, den Respekt, die Kunst und die Philosophie, die damit zusammenhängen. Behandle das Thema nüchtern. Stell dir vor, Theologin zu sein, aber eine ganz besondere, eine, die die Götter so studiert wie ein Entomologe seine Insekten. Als Datenbank benutzt du die gesamte Weltmythologie und behandelst sie wie eine Sammlung von Feldbeobachtungen und Statistiken, die sich auf eine hypothetische Spezies beziehen: die göttliche. Und von da aus beginnst du deine Forschungen.«
    Anspruchsvoll zuerst, mit Gummihandschuhen, Pinzette und überheblichem Abscheu, als untersuchten sie das intellektuelle Äquivalent von medizinischem Abfall, begannen Pouncy und die anderen mit dem Studium der komparativen Theologie. Ähnlich wie Julia ihre magischen Experimente in ihrer Wohnung über dem Bagel-Laden durchgeführt hatte, durchforsteten sie religiöse Mythen und Traditionen aus aller Welt nach praktischen Informationen. Ihre Forschungen nannten sie »Projekt Ganymed«.
    »Aber was habt ihr denn zu finden gehofft?«, fragte Julia.
    »Ich wollte ihre Techniken erlernen. Ich wollte tun, was die Götter getan hatten. Ich kann keinen großen Unterschied zwischen Religion und Magie erkennen und in dem Zusammenhang auch keinen zwischen Göttern und Zauberern. Ich glaube, göttliche Macht ist nur eine andere Form magischer Praxis. Du weißt doch, was Arthur C. Clarke über Technik und Magie gesagt hat, oder? Jede ausreichend fortschrittliche Technik ist von Magie nicht zu unterscheiden. Kehr den Spieß mal um. Wovon kann man die Magie nicht unterscheiden? Jede ausreichend fortschrittliche Magie ist von Wundern nicht zu unterscheiden.«
    »Das Feuer der Götter«, polterte Falstaff. Oh Gott, auch er war ein wahrer Gläubiger.
    Unwillkürlich und ohne es sich anmerken zu lassen, spürte Julia, wie sich die Neugier in ihr regte. Sie machte sich klar, dass sie diese Leute gut kannte. Sie waren genauso intelligent wie sie und mindestens genauso große intellektuelle Snobs. Sie würde ihnen wahrscheinlich nicht viele Einwände entgegensetzen können, an die sie nicht selbst schon gedacht hatten.
    »Sieh mal, Pouncy«, sagte sie. »Ich weiß genug über Religion. Selbst wenn es Götter gibt, reichen sie euch sicher nicht das heilige Feuer an wie eine Tüte Bonbons. Die Geschichte kann nur auf eine Art enden, nämlich wie die von Prometheus. Phaeton. Ikarus. Du kannst dir deinen Versager aussuchen. Wenn du zu nahe an die Sonne fliegst, überwältigt deren Thermoenergie die

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