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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Population magischer Wesen. Eine bescheidene Population, da die Erde ihnen nicht gerade ein gastfreundliches Umfeld bot. Magisch gesehen war der Boden steinig und unfruchtbar, die Luft dünn, der Winter hart. Für eine Elfe bedeutete das Leben auf der Erde in etwa das Gleiche wie für einen Menschen das Leben in der Arktis. Sie überlebten, gediehen aber nicht. Und doch blieben einige wenige magische Wesen hier – quasi die Inuits der Zauberwelt.
    Unter diesen wenigen herrschte eine strenge Hierarchie. Manche waren mehr, manche weniger mächtig. Ganz unten standen die Vampire, zwielichtige Serienmörder, aus deren Population die Nichtsoziopathen seit Jahrhunderten durch natürliche Auslese herausgezüchtet worden waren. Empathie war bei den
Strigoi
nicht überlebenswichtig. Sie waren nicht beliebt.
    Doch über ihnen standen zahlreiche Gruppen von Elfen, Elementargeistern, Werwölfen und einmaligen Kuriositäten, deren Macht mit steigender Hierarchie zunahm. Und dort sah Aschmodai ihre Chance: Wenn sie sich geduldig Stufe für Stufe die Leiter emporarbeitete, wer weiß, wohin sie gelangen würde. Vielleicht nicht bis ganz hinauf zu den Göttern, aber womöglich fand sie zumindest jemanden, der einen heißen Draht zu ihnen hatte. Immer noch besser als Fasten.
    Zunächst bewegten sie sich auf lokaler Ebene und unternahmen Tagesausflüge zu vielversprechenden Orten im nahen Umkreis. Ein großer Teil der Provence wurde landwirtschaftlich genutzt oder bestand aus Parklandschaften, in denen sie mühelos Kobolde, unbedeutendere Flusssirenen oder einen vereinzelten Lindwurm aufspüren konnten. Doch das waren nur kleine Fische. Als der Juli verging und der August begann, leuchteten die Hügel rund um Murs vor violetten Lavendelfeldern, so idyllisch wie auf einem Kalender beim Zahnarzt. Aschmodai und ihr handverlesenes Team, zu dem inzwischen auch Falstaff gehörte, verschwanden nun tagelang auf Exkursion.
    Ihre Anstrengungen waren zunächst nicht besonders erfolgreich. Manchmal klopfte Aschmodai morgens um drei an Julias Tür, Blätter in den Haaren und eine zu drei Vierteln volle Flasche Prosecco in der Hand, und dann setzten sie sich auf Julias Bett, und Aschmodai beschrieb ihr eine Nacht voller ergebnislosem Gequatsche in Altprovenzalisch mit einer Bande von
lutins
– französischen Heinzelmännchen –, die ständig versuchten, unter ihren (zugegebenermaßen einladend kurzen) Rock zu krabbeln.
    Doch sie hatten durchaus Fortschritte zu verzeichnen. Falstaff hielt ein extra Zimmer bereit, sauber ausgefegt und mit einem weißen Tischtuch voller frischer Nahrungsmittel versehen, die als eine Art Lockmittel für einheimische Geister namens Fadas dienten. Diese trugen Glück in der rechten, Pech in der linken Hand. Aschmo weckte Julia mit lautem Geschrei, sie habe eine Audienz bei der Goldenen Geiß erhalten, die normalerweise nur von Schäfern gesehen wurde, und dann auch nur von weitem.
    Doch sie fanden nicht nur Glück und goldene Ziegen. Eines Nachts kam Aschmo mit nassen Haaren nach Hause, zitternd in der Kühle des Frühherbstes, nachdem sie ein Drac plötzlich mitten in einer ansonsten vollkommen zivilisierten Unterhaltung in die Rhone gezogen hatte. Am nächsten Tag sah sie das Wesen im Supermarkt in Gestalt eines Mannes, der seinen Einkaufswagen mit eingelegten Anchovis füllte und ihr fröhlich zuzwinkerte.
    Außerdem stahl ständig jemand ihre Radkappen. Aschmo hatte eine lokale Diebesgottheit namens Reineke Fuchs in Verdacht. Er galt als eine Art antiaristokratische, antiklerikale Bauerngottheit, doch sie betrachtete ihn nur als Belästigung.
    Eines Morgens saß Falstaff so ernst beim Frühstück, wie Julia ihn noch nie gesehen hatte. Bei Espresso und Müsli schwor er, auf dem Heimweg im Kleinbus ein schwarzes Pferd mit einem Rücken so lang wie ein Schulbus gesehen zu haben. Darauf hätten dreißig weinende Kinder gesessen, und es hätte mindestens zwei Minuten lang mit dem Kleinbus Schritt gehalten. Teils wäre es auf der Straße nebenhergetrabt, teils auf Stromleitungen oder quer über die Baumwipfel galoppiert. Dann sei es mitsamt den Kindern in den Fluss gesprungen. Sie hätten angehalten und gewartet, aber es sei nicht wieder aufgetaucht. Illusion oder Wirklichkeit? Sie suchten in Dokumenten nach Berichten über verschwundene Kinder, fanden aber nirgendwo etwas.
    An den meisten Tagen trafen sich die Gruppen gegen zwölf zum Informationsaustausch, wenn Pouncys Team zu Mittag aß und Aschmos Team

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