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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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in den Nachhimmel, den fallenden Schnee zu großen Wirbeln und Kreisen peitschend.
    Ein weiteres Wesen folgte, dann ein drittes.
    »Das sind die Drachen!«, rief Poppy und klatschte in die Hände wie ein kleines Mädchen. »Quentin, das sind die Drachen! Schau doch mal!«
    »Ja, das sind die Drachen«, bestätigte Penny. »Sie werden uns helfen.«
    Poppy küsste ihn auf die Wange, und Penny lächelte zum ersten Mal. Man sah ihm an, dass er sich zu beherrschen versuchte, aber es gelang ihm nicht.
    Immer mehr Drachen kamen, einer nach dem anderen. Sie mussten jeden einzelnen Fluss auf der Welt verwaist zurückgelassen haben. Der Platz wurde erhellt, als einer von ihnen brüllend eine Feuerfontäne in den diesigen Himmel spuckte.
    Woher hatte Penny gewusst, dass das gerade jetzt geschehen würde?
    »Du hast das geplant, oder?«, fragte Quentin, oder besser: versuchte er zu fragen, denn genau in dem Moment wirkte Pennys Zauber, und Quentin befand sich nicht länger in derselben Welt wie sein Gesprächspartner.

Buch  IV

Kapitel 23
    A n jenem Morgen in der Bibliothek des Hauses in Murs weihten sie Julia umfassend ein.
    In gewisser Weise konnte sie von Glück sagen, dass sie jetzt erst dazugestoßen war. Sie hatte die Anfänge verpasst, in denen die anderen viel Zeit damit verbracht hatten, gewisse Phänomene auszuschließen. Zum Beispiel hatten sie sechs Monate mit einer Theorie verplempert, nach der die Zauberei an Kraft gewinnen sollte, je näher man dem Zentrum der Erde kam. Ein geringer, kaum messbarer Effekt, der aber, falls verifizierbar, riesige, fruchtbare Theoriefelder eröffnet hätte. Er hätte alles verändert.
    Damit begann eine Brainstorming-Tour zu verlassenen Minen, Salzstöcken und anderen unterirdischen Gefilden. Sogar kostspielige Exkursionen mit einem gemieteten Trampdampfer und einer gebrauchten Batysphäre wurden unternommen. Doch nach einem halben Jahr Speläologie und Tiefseetauchen war nichts anderes herausgekommen, als dass Aschmodais Zauber einen Kilometer unter der Erdoberfläche ein wenig effektiver wirkte, und zwar wahrscheinlich deshalb, weil Aschmodai Höhlenforschung wahnsinnig aufregend fand.
    Sie verlegten sich auf Astrologie, Ozeanmagie und sogar Oneiromantie – die Anwendung der Traumdeutung für Weissagungen. Es stellte sich heraus, dass man im Traum ziemlich erstaunliche Zaubereien vollbringen konnte. Doch nach dem Aufwachen erschienen sie einem doch recht sinnlos, und kein Mensch interessierte sich wirklich dafür.
    Sie arbeiteten mit dem Magnetfeld der Erde, wobei sie einen Apparat benutzten, der nach Nikola Teslas Zeichnungen angefertigt worden war. Doch nachdem Falstaff beinahe die magnetischen Pole gekippt hätte, ließen sie diese Forschungsreihe fallen und zogen sich langsam zurück. Gummidgy verbrachte eine schlaflose Woche damit, eine vernichtend komplizierte Hypothese zu entwickeln, die kosmische Strahlung, Quanteneffekte und das Higgs-Boson mit einbezog und die sie am Ende selbst kaum mehr verstand. Sie schwor, ihre Theorie mathematisch beweisen zu können, aber dafür hätten sie einen Computer von der Größe des Universums gebraucht und eine Rechenzeit bis nach dem voraussichtlichen Hitzetod des Weltalls. Kurzum: Es war eine rein hypothetische Hypothese.
    Das war der Punkt, an dem sie sich der Religion zugewandt hatten.
    Hier schob Julia ihren Stuhl vom Tisch zurück, da ihr intellektueller Würgereflex einzusetzen drohte.
    »Ich weiß«, beruhigte sie Pouncy. »Aber es ist nicht das, wonach es aussieht. Lass uns erst mal ausreden.«
    Falstaff entrollte ein riesiges, mit zahlreichen Anmerkungen versehenes Diagramm, das fast den ganzen Tisch bedeckte.
    Religion war ein Thema, das Julia nie interessiert hatte. Sie hielt sich für zu klug, um an Phänomene zu glauben, für die sie keine Beweise hatte und die sich auf eine Art und Weise verhielten, welche jegliches jemals beobachtete oder auch nur vage als plausibel diskutierte Prinzip verletzten. Auch hielt sie sich für zu standfest, um an irgendetwas zu glauben, nur weil sie sich dadurch besser fühlte. Die Magie hatte wenigstens sichtbare Auswirkungen. Aber die Religion? Dabei ging es um Glauben. Blödsinnige Spekulationen Minderbemittelter. Soweit sie wusste, oder besser: geglaubt hatte zu wissen, teilten die anderen Free Trader ihre Ansichten.
    »Ein Puzzlestein fehlte«, erklärte Pouncy. »Wir dachten, wir seien bis hinunter zu den Basisprinzipien gegangen. Aber angenommen, das wären wir nicht? Angenommen, es

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